Regelschmerzen, Hormonschwankungen, emotionale Achterbahnen – für Millionen Frauen in Deutschland gehören diese Erfahrungen zum Alltag. Und doch wird über sie kaum gesprochen. Eine aktuelle Forsa-Studie im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) zeigt: Die Menstruation bleibt für viele ein Tabuthema – mit weitreichenden Folgen für Aufklärung, Gesundheit und gesellschaftliche Akzeptanz.
Rund 85 Prozent der befragten Frauen zwischen 14 und 50 Jahren empfinden das Thema Menstruation in ihrem Umfeld als unterrepräsentiert oder gar totgeschwiegen. Noch drastischer: 91 Prozent sind der Meinung, dass zu wenig darüber berichtet wird, welchen Einfluss der weibliche Zyklus – und damit hormonelle Veränderungen – auf Körper, Psyche und Alltag haben.
Schmerzhaft, aber still ertragen
Viele Frauen und Mädchen leiden Monat für Monat unter teils starken körperlichen Beschwerden: Krämpfe, Erschöpfung, Migräne, Stimmungstiefs. Dennoch trauen sich viele nicht, offen darüber zu sprechen – weder im Büro noch in der Schule oder im Freundeskreis. Der Grund? Scham.
Dabei ist der weibliche Zyklus nichts Anstößiges oder Peinliches – sondern ein biologischer Vorgang, der das Leben von etwa der Hälfte der Menschheit mitprägt.
Gesellschaft im Wandel – aber viel zu langsam
Ermutigend ist: Die Studie zeigt auch ein wachsendes Bewusstsein und Mitgefühl. 80 Prozent der Befragten äußern Verständnis, wenn sich Menschen aufgrund von Menstruationsbeschwerden krankmelden. Ein kleiner Schritt in Richtung Normalisierung – aber es braucht mehr.
Denn Tabuisierung hat reale Folgen: Sie führt zu Fehlinformation, verspäteten Diagnosen (etwa bei Endometriose), seelischer Belastung und zur Ablehnung geschlechtsspezifischer Gesundheitsbedürfnisse in Arbeitswelt, Bildungssystem und Öffentlichkeit.
Zeit, offen zu sprechen – für Bildung, Gleichstellung und Gesundheit
Es braucht mutige Stimmen – in Schulen, Familien, auf der Arbeit, in den Medien. Es braucht offene Gespräche über Zyklusgesundheit, Periodenarmut, Hormonwirkungen und faire Bedingungen für menstruierende Menschen.
Und es braucht vor allem eins: Respekt.
Respekt vor einem Körper, der leistet – auch dann, wenn er blutet. Respekt vor Menschen, die sich trauen, offen über etwas zu sprechen, das sie zu oft im Stillen durchleben.
Ein Appell: Brechen wir das Schweigen
Sprich mit deiner Tochter. Sprich mit deinem Sohn. Mit Kolleg:innen. Mit Lehrer:innen. Mit Ärzt:innen.
Ob du selbst menstruierst oder nicht – du kannst helfen, das Tabu zu brechen. Denn nur, wenn wir den Zyklus als Teil der normalen menschlichen Erfahrung akzeptieren, schaffen wir Raum für echte Gleichberechtigung.