Die EnBW Onshore Portfolio GmbH präsentiert für das Geschäftsjahr 2023 auf den ersten Blick einen wirtschaftlich geordneten Jahresabschluss, der jedoch im Detail durchaus differenziert betrachtet werden muss. Mit einem Jahresüberschuss von rund 3,9 Mio. Euro liegt das Unternehmen zwar erneut im Gewinnbereich, allerdings deutlich unter dem Vorjahreswert von über 10 Mio. Euro. Auch das geplante EBIT von 6,2 Mio. Euro wurde mit 5,5 Mio. Euro verfehlt. Dieser Rückgang ist vor allem auf geringere Strommarktpreise trotz planmäßiger Stromproduktion zurückzuführen – ein Zeichen dafür, wie stark die Erlösseite der Gesellschaft von volatilen Marktbedingungen beeinflusst wird.
Aus Anlegersicht positiv hervorzuheben ist die weiterhin sehr hohe Eigenkapitalquote von rund 96 Prozent. Das deutet auf eine solide Bilanzstruktur hin und bietet Spielraum für Ausschüttungen. Allerdings ist zu beachten, dass ein erheblicher Teil dieser Eigenkapitalausstattung auf früher umgewandelte Gesellschafterdarlehen zurückgeht. Zudem wurde die Kapitalrücklage im Geschäftsjahr 2023 um über 8,2 Mio. Euro reduziert – ein Signal, das für Investoren nicht unbemerkt bleiben sollte. Es zeigt, dass neben den laufenden Gewinnen auch Rücklagen zur Finanzierung von Ausschüttungen herangezogen wurden. Insgesamt wurden 11,3 Mio. Euro ausgeschüttet – mehr als das Jahresergebnis hergibt.
Auch auf der Vermögensseite zeigen sich Veränderungen. Die Bilanzsumme ist im Vergleich zum Vorjahr um fast 28 Prozent geschrumpft (von 67,7 Mio. Euro auf 49,0 Mio. Euro), hauptsächlich infolge der planmäßigen Abschreibungen auf Sachanlagen und eines Rückgangs der liquiden Mittel. Die liquiden Mittel halbierten sich nahezu von 14,8 Mio. auf 8,5 Mio. Euro – ein Trend, der bei andauernd hohen Ausschüttungen kritisch beobachtet werden sollte.
Die Rückstellungen sind deutlich gesunken – insbesondere die Steuerrückstellungen, die um 3 Mio. Euro abnahmen. Hier ist zu beachten, dass diese Entwicklung bilanziell entlastet, aber nicht zwingend eine dauerhafte Steueroptimierung widerspiegelt. Die sonstigen Rückstellungen (z. B. für Service- und Pachtverträge) bleiben mit über 1 Mio. Euro auf relevantem Niveau.
Der operative Betrieb erfolgt weiterhin ohne eigenes Personal und wird vollständig durch ein verbundenes Unternehmen (EOS) abgewickelt. Der Service- und Managementvertrag mit EOS umfasst sowohl technische als auch kaufmännische Leistungen. Daraus resultieren über mehrere Jahre laufende Verpflichtungen in Höhe von mehr als 34 Mio. Euro. Diese Fremdvergabe ist zwar effizient, birgt jedoch Abhängigkeitsrisiken – etwa bei Preisänderungen oder Leistungsstörungen.
Im Lagebericht wird die wirtschaftliche Gesamtsituation als geordnet beschrieben, was angesichts der operativen Ergebnisse nachvollziehbar ist. Dennoch bleibt das Ergebniswachstum unter Druck. Die Ertragsseite hängt stark von Windverhältnissen und Marktpreisen ab – zwei Faktoren, die die Gesellschaft nur bedingt steuern kann. Der Rückgriff auf Rücklagen zur Ausschüttung sowie die rückläufige Substanzentwicklung in Bilanzsumme und Sachanlagevermögen sollten aus Anlegersicht als Warnzeichen gewertet werden.
Insgesamt bleibt die EnBW Onshore Portfolio GmbH eine professionell geführte Projektgesellschaft mit hohem Eigenkapitalniveau und guter Marktintegration. Die Investorenstruktur ist breit gestreut und regional verankert, was Vertrauen schafft. Allerdings ist bei weiterem Ergebnisrückgang oder bei dauerhaft hohen Ausschüttungen mit erhöhter Vorsicht zu agieren. Eine sorgfältige Beobachtung der Marktpreisentwicklung, der Investitionstätigkeit und der Rücklagenentwicklung ist empfehlenswert, um mögliche Substanzverluste oder Ausschüttungsrisiken rechtzeitig zu erkennen.