Im Vorfeld der offiziellen Vorstellung der neuen ID-Austria-App in der kommenden Woche hat Staatssekretär für Digitalisierung, Alexander Pröll (ÖVP), Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft zu einem eigens einberufenen Wirtschaftsgipfel geladen. Ziel der Gespräche: Die digitale Identitätslösung ID Austria soll künftig nicht nur für Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für Unternehmen in Österreich eine noch zentralere Rolle spielen – insbesondere im Bereich Identifikation, Online-Dienste und Datenschutz.
Unternehmen als künftige Schlüsselakteure
Die österreichische Regierung setzt auf eine konsequente Ausweitung der Nutzung von ID Austria: Firmen sollen die digitale Identität vermehrt einsetzen, beispielsweise für sichere Log-ins in Online-Portale, die rechtskonforme Aktualisierung von Kundendaten oder bei Vertragsabschlüssen im Internet. Die derzeitige Nutzung durch rund 90 private Dienstleister sei ein guter Anfang, so Pröll, doch das Potenzial sei deutlich größer. Insbesondere Versicherungen, Banken, Gesundheitsdienstleister oder Mobilitätsanbieter gelten als geeignete Kandidaten für eine Integration der Lösung.
Pröll betonte, dass die ID Austria allen Unternehmen kostenfrei als digitale Infrastruktur bereitgestellt werde. Dies sei ein Anreiz, der Sicherheit, Innovationsfähigkeit und Bürgerfreundlichkeit vereine – „eine Win-Win-Situation für Wirtschaft, Staat und Bevölkerung.“
Fast vier Millionen Nutzer – und es sollen mehr werden
Laut aktuellen Zahlen nutzen bereits rund 3,9 Millionen Menschen in Österreich die digitale Identitätsplattform. Die Regierung will diesen Anteil spürbar erhöhen und setzt dabei auch auf den Schulterschluss mit der Privatwirtschaft. Durch einfachere Anwendungsmodelle und konkrete Vorteile im Alltag, etwa durch beschleunigte Behördengänge, sichere Authentifizierung oder Zugang zu digitalen Serviceangeboten, sollen weitere Bevölkerungsschichten zur Nutzung motiviert werden.
Altersnachweis für soziale Netzwerke im Visier
Ein weiterer, künftig geplanter Anwendungsbereich für die ID Austria ist die Altersverifikation bei sozialen Netzwerken. Staatssekretär Pröll verwies in diesem Zusammenhang auf Entwicklungen in anderen europäischen Ländern, die bereits Altersgrenzen eingeführt haben. Auch in Österreich werde geprüft, ob die ID Austria als verlässliche, datensparsame Methode dienen könne, um sicherzustellen, dass Kinder und Jugendliche geschützten Zugang zu Online-Plattformen haben.
EU gibt Richtung vor: eIDAS 2.0 und die EU-Digital-Wallet
Hintergrund der derzeitigen Digitaloffensive ist nicht zuletzt die kommende eIDAS-Verordnung 2.0 der EU. Diese verpflichtet die Mitgliedstaaten, ihren Bürgerinnen und Bürgern bis spätestens Ende 2026 eine „EU Digital Wallet“ zur Verfügung zu stellen – also eine europaweit einsetzbare digitale Brieftasche für Ausweise, Führerscheine und andere Identitätsnachweise. Besonders regulierte Branchen wie Banken, der Gesundheitssektor oder Transportunternehmen müssen laut Verordnung sogenannte „starke“ elektronische Identifikationslösungen implementieren.
Österreich sieht sich mit ID Austria gut vorbereitet und strebt an, mit der App nicht nur nationale Standards zu setzen, sondern auch ein zukunftsfähiges Modell für die gesamte EU zu entwickeln. Das betonte Pröll gegenüber der Zeitung Kurier: „Unser Ziel ist, dass Österreich hier eine Vorreiterrolle übernimmt – und ID Austria dabei ein europäisches Erfolgsmodell wird.“
Fazit
Die ID Austria ist längst mehr als ein Zugang zu digitalen Amtswegen – sie entwickelt sich zur zukunftsweisenden Schlüssellösung für sichere digitale Identität im Alltag. Mit der stärkeren Einbindung der Wirtschaft, neuen Anwendungsfeldern wie dem Altersnachweis und einem klaren Bekenntnis zur europäischen Digitalisierungsperspektive will die Bundesregierung ein Zeichen setzen: Digitale Identität soll einfach, sicher und für alle nutzbar sein.