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Hamburg: Mehrere Kitas stehen vor der Schließung – Bedarf sinkt in einigen Stadtteilen

EvgeniT (CC0), Pixabay

In Hamburg stehen mehrere Kindertagesstätten vor der Schließung. Nach Angaben der Hamburger Sozialbehörde ist in einigen Stadtteilen ein deutlicher Rückgang der Nachfrage nach Betreuungsplätzen zu verzeichnen. Betroffen sind unter anderem Einrichtungen des städtischen Trägers „Elbkinder“, der in den kommenden Monaten mehrere Standorte schließen und im Zuge dessen andere zusammenlegen wird, um die vorhandenen Ressourcen effizienter zu nutzen.

Auch bei den evangelischen Kitas, die zum Teil unter dem Dach der Nordkirche organisiert sind, wird derzeit über strukturelle Anpassungen beraten. Die Verantwortlichen prüfen, ob ebenfalls Standorte aufgrund zu geringer Auslastung geschlossen werden müssen. Das bedeutet für zahlreiche betroffene Familien Veränderungen im Alltag, da neue Wege zur Kita und eine Umgewöhnung der Kinder an eine neue Umgebung notwendig werden könnten.

Rückgang der Geburtenzahlen und Wohnortverlagerungen

Der rückläufige Bedarf ist laut Sozialbehörde auf mehrere Ursachen zurückzuführen. In einigen Stadtteilen sinkt die Geburtenrate, während gleichzeitig Familien mit kleinen Kindern in Neubaugebiete oder ins Hamburger Umland ziehen, wo bezahlbarer Wohnraum und größere Wohnungen zur Verfügung stehen. Dies führt in manchen Quartieren zu einer sinkenden Kinderzahl und damit zu leer stehenden Kitaplätzen, während in anderen Teilen der Stadt gleichzeitig ein wachsender Bedarf besteht.

„Wir beobachten eine räumlich sehr ungleiche Entwicklung in der Stadt“, so eine Sprecherin der Sozialbehörde. „Während wir in einigen Vierteln leere Plätze haben, ist die Nachfrage in wachsenden Stadtteilen ungebrochen hoch.“ Die Träger stehen daher vor der Herausforderung, ihr Angebot flexibel an die veränderten Gegebenheiten anzupassen – ohne dabei die pädagogische Qualität oder die Betreuungssicherheit für die Familien zu gefährden.

Zwölf neue Kitas in wachstumsstarken Stadtteilen eröffnet

Trotz der anstehenden Schließungen ist der Ausbau der frühkindlichen Bildung in Hamburg keineswegs zum Stillstand gekommen. Im Gegenteil: In diesem Jahr wurden bereits zwölf neue Kitas eröffnet – vor allem in wachsenden Stadtteilen wie HafenCity, Wilhelmsburg, Rahlstedt und den Quartieren entlang der Stadtentwicklungsprojekte. Dort sind die Kinderzahlen gestiegen, weshalb neue Betreuungsangebote dringend benötigt wurden.

Die Eröffnung neuer Einrichtungen steht dabei im Spannungsfeld zwischen wachsender Nachfrage in neuen Wohngebieten und gleichzeitigem Rückbau in Stadtteilen mit sinkender Kinderzahl. Das sorgt nicht nur bei Eltern, sondern auch bei Fachkräften für Unsicherheit. Für pädagogisches Personal bedeutet die Umstrukturierung teils Standortwechsel oder Vertragsänderungen.

Diakonisches Werk mahnt sorgfältige Bedarfsanalyse an

Angesichts dieser komplexen Entwicklung ruft das Diakonische Werk dazu auf, künftige Entscheidungen über Eröffnungen und Schließungen stärker an fundierten Bedarfsanalysen auszurichten. „Es braucht eine vorausschauende, sozialräumlich orientierte Planung, die sowohl die demografischen Entwicklungen als auch städtebauliche Veränderungen berücksichtigt“, heißt es in einer Stellungnahme.

Insbesondere müsse sichergestellt werden, dass auch in strukturschwächeren Stadtteilen weiterhin ein verlässliches Angebot an Betreuungsplätzen besteht, um Chancengleichheit für alle Kinder zu gewährleisten. Die frühkindliche Bildung sei nicht nur eine Frage von Wirtschaftlichkeit, sondern vor allem auch von sozialer Gerechtigkeit.

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