In Ecuador ist der Unternehmer und konservative Politiker Daniel Noboa als Sieger aus der Stichwahl um das Präsidentenamt hervorgegangen. Laut Mitteilung der nationalen Wahlbehörde erhielt Noboa nach Auszählung von fast 100 Prozent der Stimmen rund 56 Prozent und setzte sich damit klar gegen seine linksgerichtete Rivalin Luisa Gonzalez durch, die auf etwa 44 Prozent kam.
Der 35-jährige Noboa, Sohn des bekannten Bananen-Magnaten Álvaro Noboa, wird damit der jüngste Präsident in der Geschichte Ecuadors. Er hatte im ersten Wahlgang bereits einen knappen Vorsprung vor Gonzalez erzielt und konnte diesen im entscheidenden zweiten Wahlgang deutlich ausbauen.
In einer ersten Reaktion sprach Noboa von einem „großartigen Tag für Ecuador“ und kündigte an, das Land mit „starker Hand, wirtschaftlichem Sachverstand und dem Willen zum Dialog“ führen zu wollen. Er wolle für Stabilität sorgen und sich den dringenden Herausforderungen des Landes stellen – dazu zählen vor allem Sicherheitsprobleme, eine angespannte wirtschaftliche Lage und das Vertrauen in die Institutionen, das durch politische Krisen in den letzten Jahren stark gelitten hat.
Die unterlegene Kandidatin Luisa Gonzalez, die als politische Vertraute des ehemaligen Präsidenten Rafael Correa gilt, reagierte mit scharfer Kritik. Sie sprach von möglichen Unregelmäßigkeiten bei der Stimmenauszählung und forderte öffentlich eine Neuauszählung der Wahlergebnisse. Ihre Bewegung kündigte an, rechtliche Schritte zu prüfen und das weitere Vorgehen in Abstimmung mit ihren Anhängern zu klären.
Beobachterinnen und Beobachter in Ecuador und im Ausland sehen in der Wahl Noboas eine Zäsur: Er verkörpert einen neuen, unternehmerisch geprägten Politikstil und gilt als pragmatisch und wirtschaftsnah. Gleichzeitig steht er vor der Herausforderung, ein Land zu regieren, das mit steigender Gewaltkriminalität, Drogenhandel, institutionellen Schwächen und sozialer Ungleichheit zu kämpfen hat.
Die Amtszeit des neuen Präsidenten beginnt vorzeitig und wird verkürzt sein, da die Wahl im Rahmen einer außerplanmäßigen Neuwahl stattfand. Der vorherige Präsident Guillermo Lasso hatte im Mai 2023 das Parlament aufgelöst und damit den Weg für Neuwahlen freigemacht. Noboa wird daher nur bis Mai 2025 amtieren – erst danach stehen reguläre Wahlen an.
Trotz der politischen Spannungen nach der Wahl verlief der Wahltag weitgehend friedlich. Internationale Wahlbeobachter bestätigten, dass der Ablauf der Abstimmung im Wesentlichen transparent und ordnungsgemäß war. Die nächsten Tage werden zeigen, ob es zu einer offiziellen Überprüfung des Wahlergebnisses kommt und wie Noboa seine künftige Regierung formieren wird.