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Analyse des Jahresabschlusses der Windpark Schiederhof GmbH & Co. KG aus Anlegersicht

geralt (CC0), Pixabay

Vermögenslage (Aktiva)
Die Bilanzsumme hat sich im Vergleich zum Vorjahr um rund 300.000 Euro auf 10,46 Millionen Euro reduziert. Hauptursache dafür ist der Rückgang des Anlagevermögens um rund 750.000 Euro, was auf planmäßige Abschreibungen auf die Sachanlagen zurückzuführen ist. Gleichzeitig stieg das Umlaufvermögen deutlich an – vor allem bei den liquiden Mitteln, die sich um etwa 450.000 Euro erhöhten. Die Forderungen sanken hingegen leicht. Die Rechnungsabgrenzungsposten haben sich kaum verändert. Auffällig ist der Ausweis eines nicht durch Vermögenseinlagen gedeckten Verlustanteils der Kommanditisten in Höhe von rund 61.700 Euro – ein Anzeichen für eine bilanzielle Überschuldung und negatives Eigenkapital.

Kapitalstruktur und Finanzierung (Passiva)
Das Eigenkapital ist vollständig aufgezehrt. Im Vorjahr betrug es bereits nur noch 500 Euro – nun liegt es bei null. Stattdessen wird ein Verlustanteil der Kommanditisten separat auf der Aktivseite ausgewiesen. Diese Darstellung zeigt, dass das negative Eigenkapital bilanziell nicht vollständig durch Eigenmittel gedeckt ist. Rückstellungen wurden deutlich erhöht – insbesondere im Zusammenhang mit Rückbauverpflichtungen der Windenergieanlagen, was auf eine konservative und risikoorientierte Bilanzpolitik hinweist. Die Verbindlichkeiten sind um rund 400.000 Euro gesunken, was auf Tilgungen oder Umstrukturierungen schließen lässt. Etwa 4,2 Millionen Euro davon entfallen auf Gesellschafterdarlehen – ein deutlicher Hinweis auf starke Innenfinanzierung.

Restlaufzeiten und Sicherheiten
Mehr als 7,28 Millionen Euro der Verbindlichkeiten haben eine Laufzeit von über fünf Jahren – das zeigt eine langfristige Kapitalbindung. Davon sind 5,7 Millionen Euro durch Sicherheiten wie Forderungsabtretungen, Verpfändungen und Sicherungsübereignungen besichert. Diese Sicherungsstruktur ist im Windenergiesektor üblich, schränkt jedoch die Flexibilität bei Anschlussfinanzierungen ein.

Liquidität und Zahlungsfähigkeit
Die Kassenbestände wurden im Geschäftsjahr deutlich ausgebaut, was auf gute operative Einzahlungen oder Mittelzuflüsse aus Gesellschafterkreisen hindeutet. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten können mit den vorhandenen liquiden Mitteln gut bedient werden – die Liquiditätslage wirkt solide. Dennoch wiegt der vollständige Verlust des Eigenkapitals schwer und sollte insbesondere aus Sicht potenzieller Investoren mit hoher Aufmerksamkeit betrachtet werden.

Außerbilanzielle Verpflichtungen
Zusätzlich bestehen nicht bilanzierte finanzielle Verpflichtungen in Höhe von 3,27 Millionen Euro, vor allem aus langfristigen Pacht- und Wartungsverträgen. Diese Verpflichtungen belasten die Gesellschaft dauerhaft und müssen aus laufenden Einnahmen gedeckt werden. Aus Anlegersicht sind solche Verträge relevant, da sie die Gewinnpotenziale verringern können.

Konzernzugehörigkeit
Die Gesellschaft ist in den Konzernabschluss der Orsted A/S (Dänemark) einbezogen. Für Anleger kann das beruhigend sein, da hinter dem Projekt ein finanzstarker Mutterkonzern steht. Gleichzeitig bedeutet dies, dass strategische Entscheidungen ggf. konzernintern getroffen werden – nicht zwingend zugunsten der Kommanditisten vor Ort.

Gesamteindruck aus Anlegersicht
Die Windpark Schiederhof GmbH & Co. KG ist aktuell bilanziell überschuldet. Das Eigenkapital wurde vollständig aufgezehrt, was das Risiko für externe Investoren erheblich erhöht. Positiv zu werten sind die solide Liquidität und der Schuldenabbau. Das Unternehmen wird offenbar durch Gesellschafter unterstützt, was auf ein fortbestehendes Interesse am Projekt schließen lässt. Die langfristige Verschuldung ist hoch, aber durch Sicherheiten gedeckt. Entscheidend ist, ob der operative Betrieb genügend Mittel erwirtschaftet, um laufende Verpflichtungen und zukünftige Rückstellungen – insbesondere für den Rückbau – bedienen zu können.

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