Die VENTISOLAR Windpark Leyerhof GmbH & Co. KG hat im Geschäftsjahr 2022 ihre Bilanzsumme deutlich gesteigert – von rund 3,33 Millionen Euro auf knapp 3,90 Millionen Euro. Der Anstieg resultiert fast vollständig aus höheren liquiden Mitteln. Die Kapitalstruktur und Vermögenssituation werfen aus Sicht potenzieller Anleger jedoch auch kritische Fragen auf.
Die Liquiditätslage des Unternehmens ist sehr gut. Der Bestand an Bankguthaben hat sich gegenüber dem Vorjahr um über eine Million Euro erhöht und lag Ende 2022 bei rund 3,3 Millionen Euro. Das Unternehmen scheint kurzfristig zahlungsfähig und solide aufgestellt. Auch die Rechnungsabgrenzungsposten wurden erhöht, was auf eine planvolle Geschäftstätigkeit und vorausschauende Kostenverteilung hindeutet.
Auffällig ist jedoch der starke Rückgang beim Anlagevermögen. Während es 2021 noch über 600.000 Euro betrug, lag es Ende 2022 nur noch bei rund 176.000 Euro. Besonders die Sachanlagen reduzierten sich drastisch. Es ist unklar, ob hier Wertminderungen, Verkäufe oder Umstrukturierungen erfolgt sind. Möglicherweise wurden zentrale Betriebsmittel wie Windkraftanlagen nicht im Unternehmen selbst aktiviert, sondern über eine andere Gesellschaft gehalten oder geleast. Das würde erklären, warum die Bilanz vergleichsweise „leicht“ erscheint.
Die Kapitalausstattung ist schwach. Das Eigenkapital bleibt wie im Vorjahr bei 200.000 Euro und macht damit nur rund 5 Prozent der Bilanzsumme aus. Das bedeutet eine sehr hohe Fremdfinanzierung und ein entsprechend geringes Risikopolster. Schon kleinere Verluste könnten das Eigenkapital vollständig aufzehren.
Die Verbindlichkeiten stiegen auf knapp 3,49 Millionen Euro. Besonders kritisch aus Anlegersicht: Über 2,53 Millionen Euro – also rund 73 Prozent der Gesamtverbindlichkeiten – entfallen auf Gesellschafterdarlehen. Das zeigt eine starke Abhängigkeit von interner Finanzierung. Zwar können solche Mittel als stabil gelten, es besteht aber immer das Risiko, dass Gesellschafter Rückzahlungen fordern oder sich zurückziehen.
Die Rückstellungen wurden moderat aufgestockt und bewegen sich mit rund 213.000 Euro in einem realistischen Rahmen. Sie dienen vermutlich der Absicherung technischer, betrieblicher oder administrativer Risiken. Nicht in der Bilanz enthaltene, aber bestehende Verpflichtungen – etwa für Pacht oder Nutzungsrechte – summieren sich auf rund 75.000 Euro. Auch diese sind im Kontext der geringen Eigenkapitalbasis nicht zu unterschätzen.
Die Gesellschaft hatte im Jahr 2022 keine eigenen Beschäftigten. Dies spricht für ein weitgehend ausgelagertes Betriebsmodell, bei dem Dienstleister wesentliche Aufgaben übernehmen. In der Windparkbranche ist das üblich, bringt aber auch gewisse Abhängigkeiten mit sich.
Aus Anlegersicht ergibt sich folgendes Bild: Die Gesellschaft ist aktuell gut liquide und zeigt keine unmittelbaren Anzeichen einer Zahlungsstörung. Dennoch ist das Geschäftsmodell offenbar stark auf kurzfristige Liquidität und Gesellschafterfinanzierung ausgelegt. Die schwache Eigenkapitalquote und das stark gesunkene Anlagevermögen deuten auf eine geringe Substanz hin. Anleger sollten insbesondere hinterfragen, wo die eigentlichen wirtschaftlichen Werte des Windparks liegen – und ob diese innerhalb der Bilanzstruktur überhaupt sichtbar sind. Auch die Rolle der Gesellschafter und deren Einfluss auf die Finanzierungssicherheit sollten bei einer Beteiligung sorgfältig geprüft werden.