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PNE Windpark Papenrode: Hohe Verschuldung und noch kein Betrieb – Projekt birgt erhebliche Risiken für Anleger

geralt (CC0), Pixabay

Die PNE Windpark Papenrode Repowering GmbH & Co. KG befindet sich zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2023 noch vollständig in der Projektierungs- bzw. Bauphase. Aus Anlegersicht lässt sich der Jahresabschluss daher nicht im klassischen Sinne an operativen Kennzahlen bewerten, sondern muss im Hinblick auf die Kapitalstruktur, die Finanzierungsstrategie und das mit dem Projekt verbundene Risiko analysiert werden. Die Gesellschaft steht kurz vor dem Übergang in die Betriebsphase – ein entscheidender Punkt für Investoren.

Die Aktivseite der Bilanz wird nahezu vollständig durch geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau dominiert – insgesamt rund 76,8 Millionen Euro. Das ist typisch für ein Repowering-Projekt in der Windenergie, bei dem bestehende Anlagen durch leistungsfähigere neue ersetzt werden. Eine Bewertung der Wirtschaftlichkeit des Vorhabens kann auf dieser Basis allerdings noch nicht erfolgen, da weder Umsätze noch operative Erträge ausgewiesen werden. Auch ein Cashflow aus Stromverkauf liegt noch nicht vor, was sich aber laut Prognose der Gesellschaft ab dem Geschäftsjahr 2024 ändern soll.

Die Finanzierung des Projekts basiert fast vollständig auf Fremdkapital. Die Verbindlichkeiten summieren sich auf über 78 Millionen Euro, wobei der größte Anteil – rund 48,7 Millionen Euro – aus langfristigen Bankverbindlichkeiten besteht. Weitere rund 29,4 Millionen Euro stammen aus konzerninternen Darlehen der Muttergesellschaft, der PNE AG. Für letztere wurde ein Rangrücktritt in Höhe von 28,9 Millionen Euro erklärt, wodurch die Zahlungsfähigkeit der Projektgesellschaft auch im Fall von Verlusten formell gesichert bleibt. Das klingt zunächst stabil, bedeutet aber auch: Das wirtschaftliche Risiko liegt erheblich bei der Konzernmutter, was bei einer Investition über den Kapitalmarkt oder eine Beteiligung berücksichtigt werden muss. Das wirtschaftliche Risiko für außenstehende Anleger ist aufgrund der hoch verschuldeten Kapitalstruktur zunächst erheblich.

Auffällig ist, dass das Eigenkapital zum Bilanzstichtag formal null beträgt. Die eingetragene Hafteinlage der Kommanditistin (2.500 Euro) wird durch den angesammelten Verlustvortrag vollständig aufgezehrt. Gleichzeitig wird auf der Aktivseite ein gleich hoher Posten als nicht durch Einlagen gedeckter Verlustanteil ausgewiesen, wie handelsrechtlich vorgeschrieben. Aus bilanzieller Sicht ist das Eigenkapital also rein formal vorhanden, aber wirtschaftlich ohne Substanz. Für Anleger bedeutet das: In der jetzigen Phase ist keine Kapitalverzinsung oder Gewinnausschüttung realistisch – und im Ernstfall haften vorrangig die finanzierenden Banken und die Muttergesellschaft.

Positiv hervorzuheben ist, dass Zinssicherungsinstrumente (Zinsswaps) in die Finanzierungsstrategie integriert wurden, um das Zinsänderungsrisiko über die sehr langen Kreditlaufzeiten (teilweise bis 2045) abzufedern. Diese Absicherung reduziert zwar nicht das Schuldenrisiko selbst, verbessert aber die Planbarkeit der Zinsbelastung. Laut Bewertung zum Bilanzstichtag ergibt sich allerdings ein negativer Marktwert der Swaps von rund 1,8 Millionen Euro, der jedoch nicht als Drohverlust bilanziert werden musste, da sich der abgesicherte Zins im marktüblichen Bereich bewegt. Dennoch ist zu beachten: Sollte das Zinsniveau mittelfristig sinken, können aus diesen Sicherungsgeschäften finanzielle Belastungen entstehen, was vor allem in einer Phase ohne operative Einnahmen problematisch werden kann.

Abschließend lässt sich festhalten: Aus Anlegersicht handelt es sich um ein Projekt in einem sehr frühen Stadium mit entsprechend hohem Risiko. Die Bilanzstruktur ist vollständig fremdfinanziert, Eigenkapital fehlt faktisch, operative Erträge wurden noch nicht erwirtschaftet. Die Refinanzierung erfolgt im Wesentlichen über konzerninterne Strukturen und langfristige Bankdarlehen mit Zinsabsicherung. Erst mit Beginn der Stromproduktion im Jahr 2024 wird sich zeigen, ob das Projekt wirtschaftlich tragfähig ist. Bis dahin ist eine Beteiligung – etwa über einen Fonds oder eine Anleihe – aus Risikoperspektive nur für sehr erfahrene und risikoaffine Anleger geeignet. Eine breitere Investorenbasis sollte zunächst abwarten, ob das Projekt wie geplant in Betrieb genommen wird, stabile Erlöse erzielt und erste Ergebnisse zur Schuldentilgung und operativen Marge vorgelegt werden.

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