Das chinesische KI-Startup DeepSeek sorgt weltweit für Aufsehen – und nicht nur OpenAI bekommt die Auswirkungen zu spüren. Auch Chinas große Tech-Konzerne müssen sich anpassen, da DeepSeeks Open-Source-Modell rasant in den Markt eindringt und traditionelle Strukturen auf den Kopf stellt.
DeepSeek trotzt US-Sanktionen und setzt auf heimische Chips
Ein entscheidender Wendepunkt kam Anfang Februar, als Huawei ankündigte, DeepSeek auf seinen eigenen Ascend-Prozessoren zu betreiben. Diese Chips sind komplett in China entwickelt und produziert, was eine bedeutende technologische Unabhängigkeit signalisiert.
Branchenanalysten sehen darin einen klaren Beweis, dass China auch ohne die leistungsstarken Chips von Nvidia konkurrenzfähige KI-Modelle entwickeln kann. Die US-Regierung hatte seit 2022 mit Exportbeschränkungen versucht, China den Zugang zu fortschrittlicher Halbleitertechnologie zu verwehren – doch der Erfolg von DeepSeek zeigt, dass dieser Plan nicht vollständig aufgegangen ist.
Neben Huawei haben auch führende chinesische KI-Chiphersteller wie Moore Threads, Enflame (unterstützt von Tencent), Baidus Kunlunxin und Hygon Information Technology ihre Unterstützung für DeepSeek angekündigt.
Tech-Riesen integrieren DeepSeek in ihre Plattformen
Nicht nur Chiphersteller, sondern auch die großen Cloud-Anbieter Chinas setzen auf das aufstrebende KI-Modell. Unternehmen wie Alibaba, Tencent, Baidu und Bytedance (TikTok-Mutterkonzern) haben DeepSeek in ihre Cloud-Dienste integriert, ebenso wie die drei größten Telekommunikationsanbieter Chinas, Lenovo und der Autohersteller Geely.
Lian Jye Su, Chefanalyst des Technologie-Forschungsunternehmens Omdia, sieht darin eine Anerkennung für Open-Source-KI-Modelle:
„Wenn dein Modell gut genug ist, wird es von den großen Playern übernommen.“
Bemerkenswert ist, dass DeepSeek von Unternehmen unterstützt wird, die eigentlich eigene KI-Modelle entwickelt haben. Doch anstatt in einen direkten Konkurrenzkampf zu treten, scheint der Trend eher dahin zu gehen, DeepSeek als Basis für eigene Anwendungen zu nutzen.
DeepSeek schlägt ChatGPT – und macht Gründer Liang Wenfeng zum Star
Das Unternehmen aus Hangzhou, das erst 2023 gegründet wurde, erlebte im Januar einen raketenhaften Aufstieg. DeepSeeks neuester KI-Assistent stürmte die globalen Download-Charts und überholte sogar ChatGPT. Innerhalb von nur 20 Tagen nach dem Launch zählte die App über 22 Millionen aktive Nutzer, wie chinesische Staatsmedien berichten.
Der Erfolg machte DeepSeek-Gründer Liang Wenfeng über Nacht zum nationalen Helden. Doch trotz der Euphorie gibt es weiterhin Herausforderungen – vor allem bei der Chip-Produktion.
„Die Portierung von DeepSeek auf verschiedene Chip-Architekturen ist technisch beeindruckend, aber sie löst nicht das Problem des Chipmangels“, warnt Linghao Bao, Analyst beim Beratungsunternehmen Trivium China.
Da China weiterhin vom Import hochentwickelter Chipfertigungsanlagen abgeschnitten ist, bleibt die langfristige Entwicklung der Branche ungewiss.
Regierungen weltweit reagieren mit Skepsis
Während DeepSeek in China gefeiert wird, wächst international die Sorge um Datensicherheit und mögliche staatliche Einflussnahme. Mehrere Länder haben bereits Maßnahmen ergriffen:
- Taiwan und Australien haben die Nutzung von DeepSeek durch Regierungsbeamte verboten.
- Südkoreanische Ministerien und Behörden haben ähnliche Bedenken geäußert.
- Italien hat die App im Januar komplett gesperrt, nachdem das Unternehmen nicht auf Datenschutzanfragen reagiert hatte.
Mit der steigenden Bedeutung von DeepSeek im globalen KI-Wettbewerb dürfte sich die Debatte um Datenschutz und geopolitische Risiken weiter zuspitzen.
Fazit: Ein Gamechanger mit Risiken
DeepSeek hat bewiesen, dass China trotz westlicher Sanktionen ein leistungsfähiges KI-Ökosystem aufbauen kann. Die schnelle Verbreitung des Modells zwingt sowohl westliche als auch chinesische Tech-Giganten zum Umdenken. Doch während DeepSeek als technologischer Durchbruch gefeiert wird, bleibt die zentrale Frage bestehen: Wie wird die internationale Gemeinschaft mit einem so mächtigen, aber undurchsichtigen chinesischen KI-Modell umgehen?