Während Europa sich mit steigenden Preisen herumschlägt, läuft in China gerade das genaue Gegenteil: Die Preise sinken, und zwar so stark, dass die Regierung Panik schiebt. Das klingt für Konsumenten zwar erst einmal nach einem Traum – günstige Reiskocher für alle! – aber für die Wirtschaft ist es ein Albtraum. Damit niemand auf die Idee kommt, seine Geldscheine unter der Matratze zu horten, hat die chinesische Regierung jetzt eine klare Botschaft an die Bevölkerung: „Gebt euer Geld aus, bitte!“
Vom Reiskocher bis zur Waschmaschine – alles muss raus!
Um den Konsum ordentlich in Schwung zu bringen, verteilt Peking großzügige Shopping-Rabatte. Schon länger fördert der Staat den Umtausch von allem Möglichen: Fahrräder, Fernseher, Smartphones, Elektroautos – und jetzt eben auch Reiskocher. Ja, richtig gelesen: Der Reiskocher, das vielleicht heiligste Küchengerät Chinas, wird jetzt staatlich subventioniert.
Die Regeln sind simpel: Altes Gerät abgeben, und schon winkt ein Rabatt von bis zu 20 Prozent auf ein neues, glänzendes Haushaltsgerät. Von Mikrowellen über Geschirrspüler bis zur Waschmaschine – wenn es in die Küche passt, wird es gefördert. Dafür hat die Regierung ein Budget von satten 81 Milliarden Yuan (etwa 11 Milliarden Euro) bereitgestellt. Kleiner Haken: Im Vergleich zu Chinas riesigem Bruttoinlandsprodukt von 18 Billionen Euro ist das, als würde man mit einer Gießkanne den Ozean auffüllen.
Experten: „Reiskocher allein retten die Wirtschaft nicht“
Nicht alle sind überzeugt, dass das reicht. Wirtschaftsexperten kritisieren die Maßnahme als Tropfen auf den heißen Wok. Der Ökonom Dan Wang meinte trocken: „Ein paar Subventionen für Reiskocher und Mikrowellen – das ist nett, aber das wird den Konsum sicher nicht explodieren lassen.“
Harry Murphy Cruise von Moody’s erklärt, dass der Absatz bestimmter Produkte zwar gestiegen sei, der allgemeine Konsum der Chinesen aber nicht. Das liegt auch daran, dass die Menschen – trotz staatlich subventionierter Reiskocher – ihr Geld lieber sparen. Vielleicht warten sie darauf, dass es bald auch Rabatte auf Sofas, Klimaanlagen oder zumindest einen kostenlosen Sack Reis gibt.
„Mit aller Entschlossenheit“ zum Einkaufsbummel
Die Regierung lässt sich davon jedoch nicht entmutigen. Sie will den Konsum „mit aller Entschlossenheit“ ankurbeln und in „allen Richtungen“ ausweiten. Das klingt ein bisschen so, als wolle man jeden Chinesen zum täglichen Einkaufsbummel verpflichten. Aber wer könnte widerstehen, wenn das Gehalt der Beamten um ein paar Yuan erhöht wird? Eine Taktik, die schon vergangene Woche umgesetzt wurde.
Lynn Song von der Bank ING sieht jedoch noch größere Herausforderungen: Solange die Jobchancen unsicher bleiben und die Immobilienpreise weiter sinken, dürften die Menschen weiter sparsam bleiben. Die Krise am Immobilienmarkt sorgt dafür, dass viele Chinesen sich finanziell so fühlen, als hätten sie gerade eine feuchte Wohnung mit Schimmel geerbt – da denkt man eher zweimal nach, bevor man sich den neuesten Reiskocher zulegt.
Schluss mit Preisschlachten?
Auch die Autobranche leidet: Vor allem Elektroautos sind heiß begehrt, doch die Anbieter unterbieten sich gegenseitig mit Rabatten, als gäbe es kein Morgen. Für Kunden zwar großartig, für die Hersteller aber ein nervenaufreibender Wettkampf, der am Ende oft nur Verluste einfährt.
Eine Deflation, also das ständige Sinken der Preise, könnte die Lage noch verschärfen. Denn weniger Gewinne bedeuten möglicherweise Lohnkürzungen oder Entlassungen – und wer seinen Job verliert, kauft auch keinen neuen Mixer.
Nächster Schritt: Donald Trump oder Donald Rabatt?
Während die Regierung weiterhin versucht, den Konsum zu entfachen, warten viele in Peking offenbar auf den Machtwechsel in den USA. Falls der künftige Präsident – ein gewisser Donald Trump – die Zölle auf chinesische Produkte erhöht, könnte das die nächste Herausforderung für die Wirtschaft werden. Vielleicht ist das der wahre Grund für Pekings Einkaufsstrategie: Wenn die ganze Welt sich gegen dich verschwört, dann kauf dir einfach einen neuen Reiskocher.
Bleibt abzuwarten, ob Chinas Shopping-Offensive ein Erfolg wird. Vielleicht könnte die Regierung einfach kostenlose Einkaufsgutscheine verteilen – oder den Reiskocher direkt mit ein paar Kilo Reis dazu verschenken. Bis dahin lautet die Devise: Kaufen, Leute, kaufen – es geht schließlich um die Zukunft der Nation!