Die niederländische Polizei hat gestern in Den Haag Hunderte Klimaaktivistinnen und -aktivisten der Gruppe „Extinction Rebellion“ (XR) festgenommen, nachdem diese die A12 stundenlang blockiert hatten. Laut Angaben der Polizei wurden rund 700 Menschen in Gewahrsam genommen. Die Aktion hatte massive Verkehrsbehinderungen zur Folge und verzögerte laut Polizeiangaben auch die Fahrzeiten von Krankenwagen und anderen Rettungsdiensten.
Zur Auflösung der Blockade setzte die Polizei Wasserwerfer ein. Die meisten der Festgenommenen wurden später wieder freigelassen, wie der Radiosender Omroep West berichtete.
„Stoppt fossile Gewalt“: Autobahn statt genehmigter Fläche
Die Aktivistinnen und Aktivisten hatten sich über eine Aufforderung der Stadtverwaltung und Polizei hinweggesetzt, ihren Protest auf einer genehmigten Freifläche im Stadtzentrum abzuhalten. Stattdessen marschierten sie direkt auf die stark befahrene Autobahn. Mit Transparenten und Slogans wie „Stoppt fossile Gewalt“ und „Wir glauben an ein Leben nach dem Öl“ machten sie auf ihre Forderungen aufmerksam.
Der Protest richtete sich gegen die Förderung fossiler Brennstoffe und die Untätigkeit der Regierung angesichts der Klimakrise. „Extinction Rebellion“ erklärte, dass sie die Straßenblockade bewusst gewählt habe, um „die Dringlichkeit der Klimakrise sichtbar zu machen“ und die niederländische Regierung zum Handeln zu zwingen.
Wer ist „Extinction Rebellion“?
„Extinction Rebellion“ beschreibt sich selbst als internationale, politisch unabhängige Bewegung, die gewaltfreien zivilen Ungehorsam nutzt, um Regierungen zum Handeln in der Klimakrise zu bewegen. Auf ihrer Website fordert die Gruppierung, dass Regierungen die ökologische Krise als existenzielle Bedrohung anerkennen und den Klimanotstand ausrufen.
Die Organisation setzt auf disruptive Aktionen, wie Blockaden von Straßen oder öffentlichen Plätzen, um maximale Aufmerksamkeit zu erzeugen – ein Ansatz, der sie ebenso bekannt wie umstritten gemacht hat.
Kritik an Polizeieinsatz und Unterstützung für Aktivisten
Der Einsatz der Polizei, insbesondere der Einsatz von Wasserwerfern, stieß bei einigen Beobachterinnen und Beobachtern auf Kritik. Unterstützerinnen und Unterstützer der Aktivistengruppe argumentieren, dass Aktionen wie diese notwendig seien, um die Regierungen zu konkreten Maßnahmen gegen die Klimakrise zu drängen.
Andererseits wird der Protest auch kritisiert: Verkehrsblockaden dieser Art hätten das Potenzial, Rettungseinsätze zu behindern und Unbeteiligte unnötig zu belasten.
Der Druck auf die Politik steigt
Die Aktion in Den Haag zeigt, dass der Protest gegen fossile Energien und die Klimapolitik auch in den Niederlanden immer intensiver wird. „Extinction Rebellion“ hat angekündigt, ihre Proteste fortzusetzen, bis die Regierung entschlossen handelt. Es bleibt abzuwarten, ob solche Aktionen tatsächlich politischen Druck aufbauen können – oder ob sie vor allem die Spaltung zwischen Aktivisten und der breiten Bevölkerung weiter vertiefen.