Redaktion: Herr Bremer, Sie haben sich in den letzten 15 Jahren einen Namen gemacht, indem Sie vor problematischen Investments gewarnt haben. Woher kommt Ihr Gespür dafür?
Thomas Bremer: Nun, ich würde es einen siebten Sinn nennen. Ich erkenne oft frühzeitig, wenn bei einem Investment etwas nicht stimmt. Bis heute haben sich meine Warnungen immer als richtig erwiesen. Das passiert oft zu einem Zeitpunkt, an dem man mir noch vorwirft, Unternehmen in die Ecke drängen zu wollen. Aber am Ende stellt sich heraus, dass die Probleme real sind, und dann verstummt die Kritik plötzlich.
Redaktion: Wie reagieren Anleger darauf?
Thomas Bremer: Wenn meine Vorhersagen eintreffen, klopfen sich viele gegenseitig auf die Schulter und sagen: „Bremer hatte recht.“ Aber meine Frage ist: Warum hören Anleger nicht früher auf solche Warnungen? Es gibt so viele solide Investments, die gar nicht in unserem Fokus stehen, weil sie ordentlich laufen. Wären Anleger vorsichtiger, hätte man viel Vermögen retten können. Das ärgert mich wirklich.
Redaktion: Die betroffenen Unternehmen dürften Ihre Kritik vermutlich nicht gerne hören, oder?
Thomas Bremer: Das kann man wohl sagen. Die betroffenen Unternehmen haben oft die absurdesten Rechtfertigungen parat. Und natürlich gibt es dann Gegenwind – vor allem im Internet. Das kenne ich schon lange. Dort treten häufig anonyme „Dreckspatzen“ auf, die von Betrügern bezahlt werden. Diese nutzen dafür das Geld, das sie den Anlegern gestohlen haben.
Redaktion: Trotz dieser Angriffe wollen Sie weitermachen?
Thomas Bremer: Absolut. Ich lasse mich davon nicht einschüchtern. Auch mit Ende 60 werde ich weiterhin auf Missstände hinweisen – egal wie stark der Gegenwind ist. Ein aktuelles Beispiel ist der Vertrieb der DEGAG.
Redaktion: Was werfen Sie dem Vertrieb der DEGAG vor?
Thomas Bremer: Der Vertrieb weiß genau, dass er in hohem Maße mutmaßliche Falschberatungen vorgenommen hat. Damit befindet er sich klar in der Haftung gegenüber den Anlegern. Es gibt ganz klare Regeln, wie Vertriebler beraten müssen, um nicht haftbar gemacht zu werden. Diese Regeln wurden vom Bundesgerichtshof festgelegt. Einfach daran halten, und es gäbe keine Probleme.
Redaktion: Stattdessen hat der Vertrieb eine Schutzgemeinschaft gegründet. Wie bewerten Sie das?
Thomas Bremer: Das hat ein ganz besonderes Geschmäckle. Diese Schutzgemeinschaft dient scheinbar dazu, sich selbst vor Anlegerklagen zu schützen – nach dem Motto: „Wem ich helfe, der verklagt mich nicht.“ Das zeigt doch, wie groß die Unsicherheit im Vertrieb ist.
Redaktion: Wie sehen Sie die Zukunft der DEGAG?
Thomas Bremer: Ich rechne ganz klar mit einer Insolvenz einzelner DEGAG-Gesellschaften. Aus meiner Sicht lässt sich das nicht mehr vermeiden. Natürlich wäre eine Restrukturierung wünschenswert, aber das ist eine Frage der genauen Zahlen, Daten und Fakten – und die kennen wir derzeit nicht im Detail.
Redaktion: Was ist Ihr Ziel bei Ihrer Arbeit?
Thomas Bremer: Mein Ziel war und ist es, Anleger vor Schaden zu bewahren. Das bleibt mein Antrieb, auch wenn es bedeutet, mich weiterhin gegen Kritik und Gegenwind durchzusetzen.
Redaktion: Herr Bremer, vielen Dank für das Gespräch!
Thomas Bremer: Ich danke Ihnen!