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Mieterhöhungen bei Deutsche Wohnen wegen DAX befürchtet

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GraphicMama-team (CC0), Pixabay

Die seit 2017 in Berlin ansässige Deutsche Wohnen SE besitzt rund 163.000 Wohnungen und 2.600 Gewerbeimmobilien, ein Großteil davon in der Hauptstadt. Seit 2010 ist das Unternehmen im MDAX gelistet. Nun wird erwartet, dass der Konzern diese Woche in den DAX aufsteigen und damit die durch Corona stark gebeutelte Lufthansa ersetzen wird.

Damit einher gehen Befürchtungen bei Mietervertretern, dass das Unternehmen noch stärker in den Fokus internationaler Investoren rücken dürfte. Die Sprecherin des Deutschen Mieterbundes Jutta Hartmann sagte, dass angesichts der erwarteten hohen Dividenden der Druck zu Mietsteigerungen daher weiter steigen dürfte. „Für Mieter ist es daher kein Grund zur Freude.

„Für die Berliner Börsenlandschaft wäre es eine Bereicherung“, sagte der Aktionärsvertreter Michael Kunert. Für die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger fordert er, dass die Deutsche Wohnen dann aber auch ihre Hauptversammlungen an der Spree abhält – auch wenn es Proteste geben sollte. Bislang fand das jährliche Aktionärstreffen der Deutsche Wohnen in Frankfurt am Main statt, wo die frühere Deutsche-Bank-Tochter bis vor drei Jahren ihren Sitz hatte. Die diesjährige Hauptversammlung an diesem Freitag wird als Videokonferenz abgehalten.

Größte Einzelaktionäre sind mit knapp über bzw. unter 10 Prozent BlackRock und MFS Investment Management, beides amerikanische Vermögensverwalter.

Aus Sicht der Investoren dürfte die Deutsche Wohnen wohl eine Aufwertung erfahren, meint der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild. „Der Erfolg der Deutschen Wohnen aus Investorensicht ist aber das Leid der Mieter“, sagte er. Wild kritisierte hohe Mieten bei Wiedervermietung, Betriebskostengewinne durch interne Tochterunternehmen, niedrige Instandsetzungsinvestitionen und Einsparungen beim Personal. „Leistungen minimieren, Einnahmen erhöhen, das mag an der Börse erfolgreich sein, für die Nutzer der Wohnungen ist diese Devise jedoch mangelhaft.“

Die Deutsche Wohnen hat solche Vorwürfe stets zurückgewiesen und auf höhere Ausgaben etwa für Personal und Instandhaltung verwiesen. Steigende Belastungen für Mieter hatten in ihrem wichtigsten Markt Berlin dazu geführt, dass der Senat die Mieten in der Stadt im Februar einfror. Im ersten Quartal konnte der Konzern seine Mieteinnahmen in der Stadt aber noch um 2,3 Prozent steigern.

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