Start Verbraucherschutz Ist das kostenlose Geldabheben bald passé?

Ist das kostenlose Geldabheben bald passé?

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Zahlreiche Banken verrechnen nun Gebühren, wenn an den Geldautomaten Bargeld abgehoben wird. Ein Trend, der sich – so die Experten – fortsetzen wird. Auch die Bundesbank ist überzeugt, dass die kostenlose Bargeldbehebung bald der Vergangenheit angehören wird. Verbraucherschützer machen bereits Stimmung gegen die Gebühren und sind der Meinung, dass – zukünftig – 9,90 Euro „durchaus realistisch pro Abhebung“ sind. Auch die BILD-Zeitung hat sich bereits auf das Thema gestürzt und die Banken kritisiert. Plötzlich sind die Deutschen – wie schon lange nicht mehr – in Aufruhr. Man will keine Gebühren für Geldbehebungen bezahlen, weiterhin kostenlose Bank-Dienstleistungen in Anspruch nehmen und ist nicht bereit, irgendwelche zusätzlichen Kosten zu tragen. Will der Deutsche tatsächlich alle Dienstleistungen geschenkt bekommen? Schlussendlich sind es nicht nur die Gebühren an den Bargeldautomaten; der Deutsche bezieht auch nur von jenen Internetseiten seine Informationen, die kostenlos zur Verfügung gestellt werden und entscheidet sich nur für jene Angebote, die gratis oder sehr günstig sind. Akzeptiert man also lieber mögliche Qualitätsverluste, nur weil man keinen Cent bezahlen will?

Ein Blick hinter die Kulissen

Etwa 40 von 400 Sparkassen verlangen, je nach dem gewählten Kontomodell, Gebühren für die Bargeldbehebung. Die Volksbanken planen ebenfalls Gebühren für die Geldautomatennutzung. Plötzlich sind viele Bankkunden verunsichert. Ist das tatsächlich der Anfang vom Ende des Bargelds? Kann sich der gewöhnliche Bankkunde bald gar keine Bargeldbehebungen mehr leisten? Wie hoch werden die Kosten tatsächlich werden? Während im Herbst noch von den Sparkassen gesagt wurde, dass die Bargeldbehebung „selbstverständlich kostenlos bleibt“, gibt es nun andere Meldungen. Plötzlich spielt nicht mehr der Kunde eine Rolle, sondern das gewählte Kontomodel. Wer die Anzahl der Buchungsvorgänge überschreitet, wird am Ende Gebühren zu entrichten haben. Ist also – zumindest auf den ersten Blick – gar nicht so tragisch. Auch der BVR – der Bundesverband der Genossenschaftsbanken – verteidige die Bankomatgebühren. „Es gibt unterschiedliche Kontomodelle. Entscheidet sich der Kunde für ein günstiges Modell, so gibt es ein monatliches Limit an Bargeldbehebungen. Hat der Kunde sein Kontingent aufgebraucht, muss er Gebühren bezahlen. Dafür bezahlt er keine oder nur geringe Kosten für die Kontoführung oder für andere Dienstleistungen“, so der Sprecher des Bundesverbands. Auch die BaFin – die deutsche Finanzaufsicht – befürworte die Bankomatgebühren. „Girokonten, Kreditkarten und Depots werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Es ist daher kein Wunder, dass viele Banken nach alternativen Ertragsquellen suchen. Würden die Banken auf die Gebühren verzichten, könnten kostenlose Kontomodelle demnächst nicht mehr angeboten werden“, so ein Sprecher der BaFin.

Ist der Deutsche wirklich geizig?

Beleuchtet man die Ansicht der Banken, so sind die Behebungsgebühren nachvollziehbar. Der Deutsche, der ein kostenloses Girokonto nutzen, zudem noch eine kostenlose Kreditkarte hat und vielleicht noch über ein kostenloses Depot verfügt, will am Ende also weiterhin alle Dienstleistungen gratis bekommen. Schlussendlich sei es „sein Recht“, da es sich um „sein Geld“ handelt, welches er vom Geldautomaten abhebt. Doch auch Geräte müssen installiert und gewartet werden; fehlen den Banken Einnahmequellen, so gibt es demnächst keine kostenlosen Girokonten oder Depots mehr. Doch der Deutsche ist nicht nur geizig, wenn es um die Dienstleistungen der Bank geht – er will, so könnte man glauben, viele Informationen und Leistungen bekommen, jedoch keinen Cent dafür bezahlen.

Kostenlos oder eben gar nicht

So auch, wenn es um Informationen aus dem Internet geht. Zahlreiche Portale stellen die Informationen kostenlos zur Verfügung. Der Deutsche muss also keinen Cent bezahlen, wenn er die Seite aufruft und ein paar Texte lesen möchte. Es gibt aber auch Portale, die sich die qualitativ hochwertigen Beiträge bezahlen lassen. Dafür sind gerade einmal geringe Summen erforderlich, damit der Deutsche einen Vollzugang erhält. Die Zahlen zeigen aber, dass der Deutsche lieber qualitativ minderwertige Texte zum Nulltarif liest, bevor er 2 oder 3 Euro für eine Vollversion bezahlt. Ist das die Mentalität der Deutschen oder am Ende vielleicht nur die Tatsache, dass den Deutschen das notwendige Geld fehlt?

Was einmal kostenlos angeboten wurde, muss immer kostenlos bleiben

Es ist wohl eine Mischung aus mehreren Faktoren. Das Internet ist, wohl schon seit Anbeginn, ein gebührenfreier Ort für den Deutschen. Schlussendlich bezahlt der Deutsche seine monatlichen Kosten für den Provider. Warum sollte er auch noch für etwaige Internetseiten oder Beiträge Geld bezahlen? Andererseits ist der Deutsche der Meinung, er findet die Texte und Informationen auch auf anderen Seiten. Dabei ist es ihm egal, ob er einen qualitativ minderwertigeren Text erhält oder nicht. Am Ende ist die Information nämlich ident mit jener, die er aus dem kostenpflichtigen Text erhält. So natürlich auch, wenn sich der Deutsche für ein Konto bei einer Bank entscheidet. Die Banken, die Feinbilder der Deutschen, verdienen genug mit den Kunden, mit diversen Sparprodukten oder Krediten, sodass sie – so die Ansicht des deutschen Kunden – nicht auch noch an den Bargeldbehebungen verdienen sollen. Zudem ist der Deutsche überzeugt: Wurde einmal eine Dienstleistung kostenlos angeboten, dann muss sie immer kostenlos bleiben – plötzlich Geld für eine kostenlose Leistung zu verlangen, sei nicht gerechtfertigt, ganz egal, aus welchen Gründen eine Gebühr verlangt werde.

Der Deutsche wird sich an die Gebühren gewöhnen müssen

Doch am Ende sind es keine horrenden Gebühren, die alle Kunden treffen werden. Vorwiegend handelt es sich um Bargeldbehebungen von Kunden, die kostenlose Kontenmodelle nutzen. Natürlich weiß man heute nicht, ob sich die Gebühren in naher Zukunft derart verändern werden, dass auch jene Kunden betroffen sind, die viel Geld für ihr Konto bezahlen.

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