Die Trump-Regierung hat mit ihren Maßnahmen gegen führende US-Universitäten nicht nur einen ideologischen Kampf begonnen, sondern bedroht damit auch die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der USA. Zahlreiche Forschungseinrichtungen sehen sich mit gekürzten Fördermitteln, verschärften Auflagen und politischem Druck konfrontiert – mit potenziell gravierenden Auswirkungen auf die Innovationskraft des Landes.
Forschungszentren als Wirtschaftsmotor
Elite-Universitäten wie Harvard, Princeton, Stanford oder die University of California sind zentrale Pfeiler der wirtschaftlichen Dynamik in Metropolen wie Boston, San Francisco, Seattle oder Austin. Sie treiben technologische Entwicklungen in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Biotechnologie, Medizintechnik und Kommunikation voran. Absolvent:innen dieser Einrichtungen speisen einen hochqualifizierten Talentpool für forschungsintensive Unternehmen.
Laut einer Analyse von Brookings Metro befinden sich in 44 der 100 wirtschaftlich leistungsstärksten US-Countys Universitäten, die zu den Top-100-Empfängern staatlicher Forschungsgelder zählen. Diese 44 Countys machen weniger als 1,5 % der US-Grafschaften aus, erzeugen aber rund 35 % der nationalen Wirtschaftsleistung.
Ein historisch gewachsenes Innovationssystem
Die enge Zusammenarbeit zwischen Regierung, Hochschulen und Wirtschaft hat in den USA eine lange Tradition – insbesondere seit dem Zweiten Weltkrieg und dem „Sputnik-Schock“ 1957. Daraus gingen Institutionen wie die National Science Foundation (NSF) und die National Institutes of Health (NIH) hervor, die bis heute entscheidend zur Förderung von Grundlagenforschung beitragen.
Diese öffentlich geförderte Forschung hat ein Innovationssystem hervorgebracht, das neue Technologien von der Universität über Start-ups bis zur Industrie begleitet. Dieses Modell steht nun auf dem Spiel.
Trumps Maßnahmen: Förderstopp und Druck auf Studierende
Seit Beginn seiner zweiten Amtszeit hat Präsident Trump zahlreiche Maßnahmen gegen Universitäten eingeleitet, darunter:
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Streichung oder Überprüfung von Milliardenbeträgen an Forschungsgeldern für Institutionen wie Harvard, Princeton, Columbia oder Johns Hopkins
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Verkürzung von Graduiertenstipendien durch die NSF
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Kürzungen bei der Erstattung indirekter Forschungskosten durch das NIH
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Ausweisung internationaler Studierender aufgrund politischer Äußerungen
Diese Schritte betreffen nicht nur den Hochschulsektor, sondern bedrohen auch regionale Wirtschaftsstrukturen, wie sie z. B. in Madison, Wisconsin, zu beobachten sind. Dort haben sich viele innovative Unternehmen rund um die Universität entwickelt, deren Forschungsaktivitäten nun gefährdet sind.
Nationale und internationale Folgen
Wirtschaftsexperten warnen vor langfristigen Schäden. Zach Brandon, Chef der Handelskammer in Madison, bringt es auf den Punkt: „Wenn wir den Wasserhahn für Grundlagenforschung zudrehen, kommt irgendwann die Innovationsdürre.“ Auch Bürgermeisterin Michelle Wu aus Boston sieht die Entwicklungen als existenzielle Bedrohung für viele Städte.
Obwohl Trump in der Wahl 2024 in einigen dieser Metropolregionen Zugewinne verzeichnen konnte, stimmten die meisten dieser wirtschaftlich starken Countys mehrheitlich gegen ihn. Von den 44 Hochleistungs-Countys mit Top-Unis gingen 40 an Kamala Harris.
Während Trumps Maßnahmen offenbar ideologisch motiviert sind – unter anderem im Kampf gegen „woke“ Hochschulstrukturen – könnten sie der US-Wirtschaft massiv schaden. Besonders im internationalen Wettbewerb mit China um technologische Führerschaft sendet diese Politik das falsche Signal.
„Wenn das hier unser Sputnik-Moment ist, dann reagieren wir genau falsch“, warnt Mark Muro vom Brookings-Institut. Was als Angriff auf linke Eliten gedacht ist, könnte sich als strategischer Fehler erweisen – mit China als möglichem Profiteur.