Die Diplomatie schläft nicht – zumindest nicht, wenn Donald Trump sie per Caps Lock anschreit. Während der frühere und aktuelle US-Präsident auf seiner Lieblingsspielwiese Truth Social lautstark eine Waffenruhe in der Ukraine fordert („Russia has to get moving!“), traf sich sein Sondergesandter Steve Witkoff zum dritten Mal in diesem Jahr mit Wladimir Putin – stilecht in der Präsidentenbibliothek in St. Petersburg.
Gesprächsdauer: Über vier Stunden – also etwa drei Stunden und 45 Minuten länger, als Trump normalerweise für außenpolitische Strategiegespräche braucht.
Thema: Natürlich die „ukrainische Lösung“, wie der Kreml nüchtern mitteilte. US-Sondergesandter Kirill Dmitriev nannte das Gespräch „produktiv“, was in diplomatischem Russisch so viel heißt wie: Es gab Tee, keine Schläge, aber auch keine Lösung.
Trump tippt, statt zu telefonieren
Trump selbst zeigte sich vom zähen Fortschritt wenig begeistert und schrieb online:
„Too many people ere [sic] DYING, thousands a week, in a terrible and senseless war.“
Die Welt rätselt: War „ere“ ein Tippfehler oder ein Versuch, Shakespeare zu zitieren?
„Ich teile nicht – ich verstärke“: Kellogg sorgt für Verwirrung
Derweil schlug Trumps Ukraine-Gesandter Keith Kellogg in einem Interview mit der Times vor, westliche Truppen könnten die Ukraine nach Zonen aufteilen – Frankreich und Großbritannien im Westen, Russland im Osten.
„Wie nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin“, so Kellogg laut Zeitung.
Am nächsten Tag dann das diplomatische Rückwärtsrudern auf X (früher Twitter):
„Ich sprach von einer Resilienztruppe – nicht von Teilung.“
Merke: Wenn die Teilung wie eine Teilung aussieht, klingt und riecht, ist es offiziell keine. Sondern einfach eine besonders stabile Freundschaftsgrenze mit Panzern.
Zelensky: Realität statt Rhetorik
Während in St. Petersburg diplomatischer Tee serviert wird und Trump sein Smartphone maltretiert, legte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Heimatstadt Krywyj Rih Blumen nieder – am Ort eines russischen Raketenangriffs, der 19 Menschen tötete, darunter neun Kinder.
Er erneuerte die Forderung nach Luftabwehrsystemen und betonte:
„Wir betteln nicht, wir sind bereit zu kaufen. Nur starke Waffen schützen Leben – vor allem bei Nachbarn wie Russland.“
Zudem warf Selenskyj Russland vor, mittlerweile mehrere hundert chinesische Kämpfer in der Ukraine einzusetzen. Zwei wurden kürzlich von der Ukraine gefangen genommen.
Das große Schweigen der Mächtigen
Weder das Weiße Haus noch Kiew äußerten sich bislang zu den Aussagen von Kellogg oder Trumps Social-Media-Ausbrüchen. Wahrscheinlich mussten sie sich erst einmal vergewissern, ob „ere“ wirklich ein Wort ist.
Immerhin: Ein Gefangenenaustausch
Einen Fortschritt gibt es dennoch: Ksenia Karelina, eine russisch-amerikanische Balletttänzerin, die wegen einer Spende an eine ukrainische Hilfsorganisation in Russland verhaftet worden war, wurde im Austausch gegen einen mutmaßlichen Elektronikschmuggler ausgetauscht.
Immerhin zeigt das: Wenn Waffenstillstand schon schwer ist, kann man wenigstens beim Menschenhandel diplomatisch werden.
Fazit:
Witkoff trifft Putin, Trump trifft den falschen Ton, Kellogg trifft eine vage Grenze zwischen Konzept und Katastrophe – und Selenskyj trifft die Realität mit voller Wucht.
Der Krieg tobt weiter, aber hey: Hauptsache, die Konferenz zur Waffenruhe fand stilvoll im selben Hotel statt wie die Messe für Edelstahl.