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Chaos, Zölle, Weltordnung 2.0: Trump räumt auf – mit dem Welthandel

geralt (CC0), Pixabay

Als US-Präsident Donald Trump am Mittwoch seine neuen Zölle auf alles, was sich bewegt (und manches, was nur stillsteht) ankündigte, hörte man in den diplomatischen Korridoren der Welt ein leises: „Ach, schon wieder?“ Die wirtschaftliche Welt steht Kopf – oder wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen es poetisch ausdrückte: „Es scheint keine Ordnung im Chaos zu geben.“ Das klingt wie ein Zitat aus einem Christopher-Nolan-Film, ist aber leider die Realität.

Doch ganz so düster ist die Lage nicht: Überall auf der Welt schütteln sich Staaten kurz die Schockstarre aus den Knochen, richten den Krawattenknoten neu und verkünden trotzig: „Dann handeln wir eben ohne euch, Amerika!“

USA: Zölle für alle – außer vielleicht für Trumps Golfballlieferanten

Ab Samstag gilt: 10 % Zoll auf alle Importe. Für Freunde der EU gibt’s sogar ein kleines Dankeschön in Form von 20 %, vermutlich als symbolischer Preisaufschlag für jahrzehntelige Freundschaft. Der neue Mechanismus heißt „Reziprozität“ – gemeint ist: Wenn du mir auf den Fuß trittst, breche ich dir das Bein.

Dass die USA damit das WTO-Prinzip der Gleichbehandlung elegant aus dem Fenster werfen, interessiert im Weißen Haus offenbar nur, wenn es gerade zufällig am Fenster steht.

Weltwirtschaft so: „Ihr zwei streitet, wir machen dann mal was Eigenes“

Während Trump die Weltordnung mit einem Vorschlaghammer „optimiert“, feiern alle anderen eine Art Renaissance des Freihandels: Mercosur, CETA, ASEAN, RCEP, CPTPP – lauter Abkürzungen, die man sich merken sollte, wenn man nicht plötzlich zollpflichtig Luft atmen möchte.

Die EU füllt schon fleißig ihre Handels-Checkliste ab:
☑️ Chile
☑️ Mexiko
☑️ Indonesien (läuft)
☑️ Philippinen (verhandelt)
☑️ Malaysia (wieder dabei)
☑️ Kanada (auf Abstand zu den USA)

Selbst Großbritannien hat zwischen Brexit-Nachwehen und Königshaus-Skandalen wieder Zeit gefunden, mit Indien und Chile zu sprechen – man ist ja wieder unabhängig… zumindest theoretisch.

China – der neue Globalisierungstrainer

China nutzt derweil die Gunst der Stunde und wirft mit Freihandelsangeboten um sich wie früher mit Stahl und Solarzellen. Botschafter lächeln diplomatisch, Xi Jinping gibt sich zugewandt, und Länder wie Vietnam, Brasilien, Sri Lanka und Bangladesch sagen: „Klar, warum nicht!“

Der große Plan? Mehr Einfluss, mehr Handelsabkommen, mehr Soft Power – und möglichst kein Twitter-Drama. Das ist neu in der Weltpolitik und daher noch etwas gewöhnungsbedürftig.

Und die WTO? Lebt noch – irgendwie

Zwar hat die WTO seit Jahren ein Loch im Dach (genauer gesagt: ein nicht funktionierendes Streitbeilegungssystem, sabotiert von – Überraschung – den USA), aber immerhin basteln EU, China & Friends fleißig an einem Ersatzgericht. Globaler Handel als Patchwork-System – erinnert ein bisschen an den IKEA-Schrank, den man selbst zusammenschrauben muss, obwohl zwei Schrauben fehlen.

Aber hey – aus dem GATT wurden schließlich auch die WTO und ein halbwegs funktionierender globaler Handel. Warum also nicht noch einmal? Dieses Mal nur ohne Amerika als Chef.

Fazit: Trumps Zölle sind wie ein riesiger Reset-Knopf für die Weltwirtschaft

Einige sagen, er zerstört Ordnung. Andere sagen, er schafft Raum für neue Allianzen. Trump selbst sagt vermutlich gerade: „Was kostet Kanada nochmal?“

Während die USA sich weiter abschotten und mit mathematisch abenteuerlichen Zollformeln hantieren, basteln alle anderen an einer neuen Weltwirtschaftsordnung, in der „America First“ auch heißen könnte: „America allein zuhause.“

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