Der Jahresabschluss der Windpark Rot am See GmbH zum 31. Dezember 2023 zeigt aus Anlegersicht ein gemischtes Bild: Solide strukturiert, aber mit spürbaren Rückgängen bei Umsatz und Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz ist von rund 3,9 Mio. Euro im Jahr 2022 auf ca. 2,6 Mio. Euro im Berichtsjahr zurückgegangen – ein Rückgang um rund ein Drittel. Ursächlich dafür sind vermutlich schlechtere Windverhältnisse oder geringere Marktpreise für eingespeisten Strom, auch wenn das Unternehmen hierzu keine Erläuterungen gibt. Das operative Ergebnis sank entsprechend deutlich: Von 1,79 Mio. Euro auf 0,51 Mio. Euro. Auch das Finanzergebnis verschlechterte sich leicht und belastete das Gesamtergebnis weiter.
Auffällig ist, dass der Jahresüberschuss – wie im Vorjahr – vollständig an die Gesellschafterin ODR AG abgeführt wurde, sodass die Gesellschaft selbst keinen Bilanzgewinn ausweist. Dies ist durch den bestehenden Gewinnabführungsvertrag begründet. Für externe Anleger, etwa in Form von stillen Beteiligungen oder Nachrangdarlehen, bedeutet dies: Ein direkter Anteil am Gewinn ist nicht vorgesehen, es sei denn, entsprechende vertragliche Regelungen sichern separate Ausschüttungen.
Die Bilanzstruktur weist eine hohe Fremdfinanzierungsquote auf. Dem minimalen Eigenkapital von nur 25.000 Euro steht ein Fremdkapital von über 11,8 Mio. Euro gegenüber. Ein Großteil dieser Verbindlichkeiten entfällt auf Darlehen gegenüber verbundenen Unternehmen, insbesondere aus dem EnBW-Konzern. Zwar handelt es sich um konzerninterne Finanzierungen, dennoch besteht eine starke Abhängigkeit von der Konzernmutter. Positiv ist hervorzuheben, dass der Rückgang der Gesamtverbindlichkeiten gegenüber dem Vorjahr (minus rund 1,2 Mio. Euro) auf eine planmäßige Entschuldung hindeutet.
Die Rückstellungen belaufen sich auf rund 379.000 Euro und enthalten auch Rücklagen für den späteren Rückbau der Windkraftanlagen. Diese Rückstellungen sind realistisch kalkuliert, wobei die Preissteigerungsraten konservativ angesetzt wurden (ab 2026 konstant 2,0 %).
In puncto Transparenz lässt der Bericht an einigen Stellen Tiefe vermissen – etwa hinsichtlich der Auswirkungen des Strommarktes oder der konkreten Preisentwicklung im Rahmen der Direktvermarktung. Auch bleibt unklar, ob aus den Nachrangdarlehen (Bürgerbeteiligung) eine Rendite erzielt wurde. Immerhin: Es bestehen keine offenen Haftungsverhältnisse, und die Gesellschaft berichtet über keine nachträglichen Risiken.
Fazit: Die Windpark Rot am See GmbH ist solide organisiert und eingebettet in den EnBW-Konzern. Für Anleger bedeutet das Sicherheit im operativen Betrieb, aber auch geringe Einflussmöglichkeiten. Die Abhängigkeit vom Konzern und die vollständige Ergebnisabführung mindern die Attraktivität aus Investorensicht. Wer in Bürgerbeteiligungen oder Nachrangdarlehen investiert ist, sollte die Konditionen dieser Engagements genau prüfen – insbesondere hinsichtlich Verzinsung, Nachrangigkeit und Rückzahlungsperspektive.