Die Zahl der Gewaltverbrechen unter Kindern und Jugendlichen steigt – und mit ihr auch die Forderungen nach politischen Konsequenzen. Nun bringt die Deutsche Polizeigewerkschaft erneut eine drastische Maßnahme ins Spiel: Die Strafmündigkeit soll nach dem Willen ihres Vorsitzenden Rainer Wendt künftig bereits ab zwölf Jahren gelten. Ein Strafverfahren könne, so Wendt im Gespräch mit dem MDR, bei jungen Tatverdächtigen den nötigen „Erziehungseffekt“ erzielen und zur Verhaltensänderung beitragen.
Doch die Forderung stößt nicht nur auf Zustimmung. Fachverbände wie die Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen warnen eindringlich vor einer vorschnellen Verschärfung des Jugendstrafrechts. „Kinder brauchen keine Strafen, sondern Hilfe und gezielte Unterstützung“, heißt es von Seiten der Vereinigung. Wer auffällig werde, habe oft mit komplexen sozialen Problemen zu kämpfen – pädagogische und sozialarbeiterische Ansätze seien hier der bessere Weg.
Die Diskussion berührt einen sensiblen Punkt in der Gesellschaft: Wie geht man mit jungen Menschen um, die zu Tätern werden? Zwischen präventiver Förderung und repressiven Maßnahmen verläuft eine schwierige Grenze. Während die einen Härte fordern, setzen andere auf langfristige soziale Arbeit und frühe Intervention.
Fest steht: Der Anstieg jugendlicher Gewaltkriminalität ist ein Alarmsignal – nicht nur für die Justiz, sondern für das gesamte gesellschaftliche Gefüge. Ob eine Senkung der Strafmündigkeit die richtige Antwort darauf ist, bleibt jedoch umstritten. Die Debatte dürfte weiter an Schärfe gewinnen.