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Erschütternder Missbrauchsprozess in Frankreich: Ehemaliger Arzt gesteht Taten an fast 300 Kindern

jorono (CC0), Pixabay

Ein Prozess von kaum fassbarem Ausmaß hat gestern in Frankreich begonnen: Ein 74-jähriger ehemaliger Chirurg steht vor Gericht, weil er nahezu 300 Kinder missbraucht haben soll. Zu Beginn des Verfahrens in Vannes legte er ein umfassendes Geständnis ab. „Ich habe abscheuliche Taten begangen“, sagte er mit gesenktem Blick. „Ich bin mir heute bewusst, dass diese Verletzungen unauslöschlich sind.“

Die Worte des Angeklagten mögen Einsicht suggerieren, doch für die Opfer und ihre Familien kommt jede Reue zu spät. Der Missbrauch, den er unter dem Deckmantel ärztlicher Untersuchungen oder gar unter Narkose verübte, hat lebenslange Wunden hinterlassen.

Entsetzen über systematischen Missbrauch

Dass der Mann jahrzehntelang ungehindert Kinder missbrauchen konnte, wurde erst durch einen Zufallsfund aufgedeckt: Im Zuge eines anderen Verfahrens stieß die Polizei bei einer Hausdurchsuchung auf seine Tagebücher. Darin dokumentierte er bis ins Detail, wie er sich an Jungen und Mädchen verging – in Krankenzimmern, während Untersuchungen, sogar auf dem Operationstisch.

Nun müssen sich 299 mutmaßliche Opfer diesem Prozess stellen. Die meisten waren zur Tatzeit erst elf Jahre alt. Viele erfuhren erst im Erwachsenenalter von dem, was ihnen angetan wurde.

Opfer fordern Gerechtigkeit

Für die Überlebenden steht vor allem eines im Mittelpunkt: die Anerkennung ihres Leidens. „Auch wenn man es vergessen hat, bleibt das Trauma. Ich lebe bis heute mit den Folgen“, sagte ein Nebenkläger vor Prozessbeginn.

Die Anwältin Marie Grimaud, die mehrere Opfer vertritt, betonte, dass die Verhandlung nicht nur ein juristisches Verfahren sei – sie sei ein notwendiger Schritt zur Aufarbeitung einer Tatserie, die in ihrem Ausmaß sprachlos macht.

Die Dimension des Verbrechens lässt eine zentrale Frage zurück: Wie konnte ein Arzt über so lange Zeit hinweg unbehelligt systematischen Missbrauch betreiben? Der Prozess mag eine juristische Antwort bringen – doch für die Betroffenen bleibt das Urteil nur ein schwacher Trost für das, was ihnen unwiederbringlich genommen wurde.

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