Neha Satpute und Akshay Pise dachten, sie hätten alles für die Geburt ihres ersten Kindes vorbereitet. Das indische Ingenieurspaar, das seit über einem Jahrzehnt mit H-1B-Visa in den USA lebt und arbeitet, erwartete, dass ihr Sohn, der am 26. Februar zur Welt kommen soll, automatisch die US-Staatsbürgerschaft erhält.
Doch ein kürzlich unterzeichnetes Dekret von Präsident Donald Trump hat diese Pläne auf den Kopf gestellt. Die neue Regelung würde Kindern von temporären ausländischen Arbeitskräften das Geburtsrecht auf die US-Staatsbürgerschaft verwehren – eine Praxis, die bislang unabhängig vom Aufenthaltsstatus der Eltern galt.
Eltern in der Schwebe: Was passiert mit unseren Kindern?
Obwohl zwei Bundesrichter das Dekret vorläufig blockiert haben, bleibt die Unsicherheit bestehen. Höhere Gerichte könnten die Entscheidung noch kippen, und zahlreiche Klagen beschäftigen die Justiz.
„Das betrifft uns direkt“, sagt Akshay. „Wenn das Dekret in Kraft tritt, wissen wir nicht, was als Nächstes kommt – das ist absolutes Neuland.“
Die größte Sorge des Paares: Welche Nationalität wird ihr Kind haben?
Laut dem New Yorker Einwanderungsanwalt Cyrus Mehta gibt es im US-Recht keine Bestimmung, die einem in den USA geborenen Kind automatisch einen anderen Aufenthaltsstatus verleiht.
Da der Geburtstermin näher rückt, haben Neha und Akshay sogar mit ihrem Arzt über eine frühzeitige Geburt gesprochen. Der medizinische Rat war klar: Eine Einleitung wäre in der 40. Woche möglich, aber das Paar hat sich dagegen entschieden.
„Ich möchte, dass die Geburt auf natürliche Weise verläuft“, sagt Neha. Akshay ergänzt: „Meine Priorität ist die sichere Entbindung und Nehas Gesundheit. Die Staatsbürgerschaft kommt erst danach.“
Indische Einwanderer besonders betroffen
Trumps Dekret würde vor allem Inder in den USA hart treffen. Mit über fünf Millionen Menschen bilden sie eine der größten Einwanderergruppen. Experten wie Sneha Puri, Analystin für Einwanderungspolitik, warnen, dass künftig keines der in den USA geborenen Kinder indischer H-1B- oder O-Visa-Inhaber automatisch die Staatsbürgerschaft erhalten würde.
Besonders problematisch ist die Situation für die zahlreichen indischen H-1B-Arbeitnehmer, die auf eine Green Card warten. Aufgrund der jährlichen Begrenzung von 7 % pro Land für die Vergabe von Green Cards haben Inder die längste Wartezeit.
Laut einer Analyse des Cato Institute befanden sich 2023 rund 1,1 Millionen Inder im Rückstau für arbeitsbasierte Green Cards – einige von ihnen warten bereits seit 2012. Schätzungen zufolge könnte für neue Antragsteller die Wartezeit eine Lebensspanne betragen, wobei 400.000 Personen vermutlich sterben werden, bevor sie eine Green Card erhalten.
Im Gegensatz dazu erhalten die meisten anderen Einwanderergruppen ihre dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung innerhalb eines Jahres – was ihnen den Weg zur Staatsbürgerschaft erheblich erleichtert.
Medizinische und wirtschaftliche Auswirkungen
Viele US-Ärzte sind ebenfalls gegen das Dekret, da ausländische Fachkräfte – insbesondere indische Ärzte – eine entscheidende Rolle im Gesundheitswesen spielen.
„Ohne sie würde das Gesundheitssystem in ländlichen Bundesstaaten wie North und South Dakota zusammenbrechen“, sagt Dr. Satheesh Kathula, Präsident der American Association of Physicians of Indian Origin (AAPI). „Jetzt stehen sie vor der Frage, ob sie überhaupt noch Familien gründen können.“
Steigende Unsicherheit unter indischen Einwanderern
Trumps Entscheidung betrifft nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Studierende und bereits seit Langem in den USA lebende Familien. Viele indische Einwanderer befürchten, dass ihre Kinder in eine rechtliche Grauzone geraten könnten.
„Müssen wir jetzt die indische Botschaft für einen Pass kontaktieren? Welche Visa-Kategorie gilt für unser Baby? Es gibt keine klaren Informationen“, sagt Priyanshi Jajoo, die im April ihr Kind erwartet.
Für Neha und Akshay bedeutet die Situation zusätzlichen Stress. „Eine Schwangerschaft ist schon anstrengend genug“, sagt Neha. „Wir dachten, nach zehn Jahren hier würde alles einfacher werden – aber jetzt kommt das auch noch dazu.“
Akshay ergänzt: „Wir sind legale, steuerzahlende Einwanderer. Unser Baby hat die US-Staatsbürgerschaft verdient – so war es doch immer, oder?“