Vier Jahre später und immer noch auf der Suche – so könnte man den aktuellen Stand der Ermittlungen rund um den größten Kokainfund Deutschlands zusammenfassen. Am 12. Februar 2021 wurden stolze 16 Tonnen Kokain im Hamburger Hafen entdeckt – so viel Stoff, dass selbst hartgesottene Dealer ins Schwitzen gekommen sein dürften. Der Straßenwert? Zwischen 1,2 und 3,5 Milliarden Euro. Das klingt nach einem gigantischen Schlag gegen die Organisierte Kriminalität. Klingt. Denn während ein Teil der Täter inzwischen brav vor Gericht erschienen ist, scheinen andere lieber den Jetset-Lifestyle zu genießen – Dubai, Spanien, Türkei – Hauptsache weit weg von Hannover.
Die Drogenbande von nebenan
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Hannover – bekannt für die CeBIT und charmante Durchschnittlichkeit – das Zentrum eines internationalen Drogennetzwerks ist? Die Bande, die sich selbstbewusst als aufstrebende „Champions League“ des Drogenhandels bezeichnete, begann bescheiden mit Marihuana und Haschisch aus Spanien. Doch irgendwann reichten ihnen die weicheren Drogen nicht mehr. Kokain aus Südamerika war die neue Messlatte. Mit verschlüsselten Chats auf SkyECC tauschte man sich über Verpackungstechniken aus: „Pakete sind dreimal umschweißt. Eingelegt in Lack/Farbe.“ Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt – schade nur, dass die Ermittler längst mitlasen. Ups.
Große Ermittlungen, große Lücken
Die Behörden feierten den Fund als einmaligen Erfolg – und das zurecht. Doch der Teufel steckt im Detail: Zwar wurden 20 Beschuldigte identifiziert und der Großteil verurteilt, aber die Schlüsselspieler der Bande sind immer noch auf der Flucht. Es stellt sich die Frage, wie es sein kann, dass vier Jahre nach dem größten Kokainfund des Landes die Hauptakteure immer noch nicht gefasst sind. Doch halt, da war ja noch was: Ein Staatsanwalt aus Hannover, der offenbar nicht nur die Justiz, sondern auch die Drogenbande unterstützt hat. Yashar G. sitzt seit Oktober 2024 in Untersuchungshaft, weil er angeblich Interna gegen Bares verraten hat. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Ein Tropfen auf den heißen Stein
Wer jetzt denkt, dass der Drogenmarkt durch den Fund ins Wanken geraten ist, liegt leider daneben. Jörn Memenga vom Bund deutscher Kriminalbeamter bringt es auf den Punkt: „Die 16 Tonnen klingen zwar nach viel, sind aber letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Während die Behörden also weiterhin Täter suchen und sich mit internen Lecks herumschlagen, fließt Kokain munter weiter durch die Straßen Deutschlands. Ob die Bande aus Hannover weiterhin aktiv ist? Gut möglich. Immerhin mussten sie sich für die 16 Tonnen in Vorkasse begeben – und Kredithaie sind bekanntlich nicht die geduldigsten Gläubiger.
Fazit: Die Jagd geht weiter – irgendwann
Während die Behörden weiter im Katz-und-Maus-Spiel gefangen sind, bleibt das Fazit für die Drogenbosse simpel: Ein paar Mitglieder sitzen zwar hinter Gittern, aber der Großteil des Netzwerks hat sich elegant ins Ausland verabschiedet. Die Champions League des Drogenhandels spielt offenbar weiterhin – nur nicht mehr in Hannover.