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Trump-Regierung vs. CBS: Wenn „60 Minutes“ zur Staatsaffäre wird

heblo (CC0), Pixabay

In einer weiteren Episode der beliebten Reality-Show „Donald Trump gegen die Pressefreiheit“ geht es diesmal um ein Interview von „60 Minutes“ mit der ehemaligen Vizepräsidentin Kamala Harris. Die Trump-Regierung behauptet, das Interview sei „manipuliert“ worden, um Harris im Wahlkampf zu helfen – ein Vorwurf, den CBS vehement zurückweist.

Doch die Regierung Trump wäre nicht die Regierung Trump, wenn sie nicht aus einer simplen Schnittentscheidung einen staatlichen Notfall machen würde. Also fordert nun die US-Regulierungsbehörde FCC unter ihrem neuen Vorsitzenden Brendan Carr allen Ernstes die uneditierten Rohaufnahmen des Interviews an – weil, naja, irgendwer muss ja überprüfen, ob CBS nicht heimlich Deepfakes produziert.

FCC – Jetzt auch für Meinungszensur zuständig?

Carr, ein Trump-Vertrauter, der offenbar seinen Job als Chef der „Federal Censorship Commission“ (vormals Federal Communications Commission) sehr ernst nimmt, ist überzeugt: Ohne die Rohdaten könne man nicht „angemessen über die Manipulationsvorwürfe urteilen“. Dass sein demokratischer Vorgänger die Beschwerde bereits als „Angriff auf die Pressefreiheit“ abgelehnt hatte? Egal.

„Ich sehe nicht, wie wir das ohne das Originalmaterial vernünftig prüfen können“, erklärte Carr CNN – als hätte die FCC nichts Wichtigeres zu tun, als Einmischung in redaktionelle Entscheidungen.

CBS: Rückgrat? Fehlanzeige.

Statt die Anfrage mit einem freundlichen Mittelfinger abzulehnen – immerhin gibt es so etwas wie den Ersten Verfassungszusatz –, hat CBS sich entschieden, brav nachzugeben. Angeblich sei man „gesetzlich verpflichtet“, die Aufnahmen herauszugeben. Experten widersprechen.

„CBS hätte das nicht tun müssen. Keine Chance, dass sie dazu verpflichtet waren“, erklärte Christopher Terry, Medienrechtsprofessor an der Universität von Minnesota. Sein Fazit: „CBS hat sich einfach hingelegt. Die Frage ist: Warum?“

Nun, vielleicht hat es damit zu tun, dass CBS-Mutterkonzern Paramount Global gerade versucht, eine Fusion mit Skydance durchzubekommen – und dabei auf die Zustimmung der Trump-Regierung angewiesen ist. Da wäre es natürlich unpraktisch, sich mit dem Präsidenten anzulegen.

Warum CBS, aber nicht Fox News?

Noch absurder wird die ganze Geschichte, wenn man bedenkt: Trump und seine Anhänger haben offenbar nur ein Problem mit Nachrichtenbearbeitung, wenn sie von CBS kommt.

Wo war der investigative Eifer der FCC, als Fox News in Dauerschleife Lügen über Wahlbetrug verbreitete? Oder als Tucker Carlson kreative Geschichtsumschreibungen über den 6. Januar fabrizierte? Ach ja – das sind ja „die Guten“.

Und weil CBS die vollständige Abschrift des Harris-Interviews nicht veröffentlichte, während es von Vizepräsident J.D. Vance sehr wohl eine gab, sieht Carr das als Beweis für Manipulation. Logik à la Trump: „Wenn ihr nicht alles veröffentlicht, habt ihr definitiv was zu verbergen!“

Der wahre Skandal: Ein Klima der Angst

Medienexperten warnen vor einem besorgniserregenden Präzedenzfall. Michael Copps, ein ehemaliger FCC-Kommissar, sieht das große Ganze:

👉 „Es geht hier nicht um Rechtsfragen, sondern darum, Angst zu verbreiten. Die Trump-Regierung will die Medien einschüchtern. Und CBS macht es ihnen auch noch leicht.“

Senator Ed Markey brachte es noch schärfer auf den Punkt:

🚨 „Carr verwandelt die FCC in die Federal Censorship Commission – das ist gefährlich!“ 🚨

Tja, wenn die Trump-Regierung weiterhin so viel „Effizienz“ in ihre Medienüberwachung steckt, braucht sie bald gar keine neuen Reality-Shows mehr. Denn sie hat längst die größte von allen erschaffen: Die Zerstörung der Pressefreiheit – live im Fernsehen.

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