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Kritische Analyse des Jahresabschlusses der EWP Eifel-Windpark Ormont-Stadtkyll GmbH & Co. KG aus Anlegersicht

tungnguyen0905 (CC0), Pixabay

Der Jahresabschluss der EWP Eifel-Windpark Ormont-Stadtkyll GmbH & Co. KG für das Geschäftsjahr 2023 zeigt auf den ersten Blick eine weiterhin solide wirtschaftliche Basis, jedoch auch einige besorgniserregende Entwicklungen. Während das Unternehmen weiterhin Einnahmen aus dem Betrieb von Windenergieanlagen generiert, sind sowohl Eigenkapital als auch der Jahresüberschuss im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Für Investoren ergeben sich daraus Chancen, aber auch Risiken, die es genau zu analysieren gilt.

1. Finanzielle Stabilität und Eigenkapitalentwicklung

Das Eigenkapital der Gesellschaft ist von 8,71 Mio. Euro auf 6,42 Mio. Euro gesunken, was einem Rückgang von knapp 26 % entspricht. Dies ist vor allem auf den stark gesunkenen Jahresüberschuss zurückzuführen, der 2023 nur noch 2,12 Mio. Euro betrug – ein drastischer Rückgang um rund 52 % gegenüber den 4,41 Mio. Euro des Vorjahres.

Mögliche Gründe für den Rückgang:

Sinkende Umsatzerlöse: Die Einnahmen aus der Einspeisevergütung sind von 10,18 Mio. Euro (2022) auf 6,93 Mio. Euro (2023) gefallen – ein Rückgang um ca. 32 %. Dies deutet darauf hin, dass entweder die Stromproduktion niedriger war oder die Erlöse durch Marktbedingungen, veränderte Vergütungsstrukturen oder regulatorische Vorgaben gesunken sind.
Höhere betriebliche Aufwendungen: Die Pachtkosten, Verwaltungsaufwendungen und sonstigen betrieblichen Kosten blieben hoch, während die Einnahmen sanken.
Steigende Abschreibungen: Die kumulierten Abschreibungen auf die technischen Anlagen stiegen um 2,55 Mio. Euro, was sich direkt auf das Betriebsergebnis auswirkte.

Anleger sollten sich fragen:

Wie nachhaltig ist die aktuelle Finanzierung des Unternehmens?
Gibt es weitere Risiken, die das Eigenkapital in Zukunft belasten könnten?

2. Verbindlichkeiten – Hohe Fremdfinanzierung als Risikofaktor?

Die Verbindlichkeiten des Unternehmens betragen 25,63 Mio. Euro, davon sind allein 24,20 Mio. Euro Darlehen bei Kreditinstituten. Zwar konnte die Gesellschaft ihre Gesamtverbindlichkeiten um knapp 2,8 Mio. Euro reduzieren, dennoch bleibt die hohe Fremdfinanzierung ein bedeutender Risikofaktor.

Besonders auffällig:

Hoher Anteil langfristiger Schulden: Mehr als 11,29 Mio. Euro der Bankdarlehen haben eine Laufzeit von über fünf Jahren, was das Unternehmen langfristig finanziell bindet.
Sicherung der Kredite: Die Darlehen sind mit einer Abtretung der Einspeisevergütung, Sicherungsübereignung der Windkraftanlagen sowie Bankeintrittsrechten in Verträge gesichert.
Sinkende Liquidität: Die Guthaben bei Kreditinstituten sind von 11,86 Mio. Euro (2022) auf 7,78 Mio. Euro (2023) gesunken.

Fragen für Investoren:

Wird das Unternehmen trotz sinkender Umsätze weiterhin in der Lage sein, die Kredite zu bedienen?
Wie wirkt sich eine mögliche Zinssteigerung auf die Finanzierungsstruktur aus?

3. Operative Entwicklung – Wie rentabel ist der Windpark noch?

Der Betrieb des Windparks bringt nach wie vor Einnahmen, doch das Geschäftsmodell steht unter Druck:

Rückgang der Einspeisevergütung: Ein Minus von 3,25 Mio. Euro bei den Umsatzerlösen zeigt, dass entweder die Windverhältnisse schlechter waren oder das Unternehmen unter veränderten Marktbedingungen leidet.
Steigende Betriebskosten: Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen bleiben mit 1,06 Mio. Euro hoch. Besonders die Pachtkosten (657.000 Euro) und Verwaltungskosten (92.000 Euro) belasten die Rentabilität.
Wartungskosten steigen: Der Vollwartungsvertrag mit Enercon bindet das Unternehmen bis 2037 und hat Verpflichtungen in Höhe von 5,22 Mio. Euro.

Kritische Punkte für Anleger:

Ist die sinkende Rentabilität ein strukturelles Problem oder nur temporär?
Wie lange kann die Gesellschaft noch hohe Pacht- und Wartungskosten tragen?

4. Zukünftige finanzielle Verpflichtungen – Belastung für die nächsten Jahre

Das Unternehmen hat erhebliche langfristige finanzielle Verpflichtungen:

Pachtverträge bis 2037: Verbleibende Zahlungen in Höhe von 8,68 Mio. Euro
Darlehenszinsen bis 2041: Gesamtverpflichtung von 16,9 Mio. Euro
Vollwartungsvertrag mit Enercon: 5,22 Mio. Euro

Dies bedeutet, dass selbst bei einem starken Rückgang der Einnahmen die Gesellschaft über viele Jahre hinweg diese Zahlungen leisten muss.

Wichtige Fragen für Investoren:

Kann das Unternehmen diese Verpflichtungen langfristig erfüllen?
Gibt es Möglichkeiten, die Kostenstruktur zu optimieren?

Fazit: Licht und Schatten für Investoren

🔹 Positiv:
✅ Die Gesellschaft erwirtschaftet weiterhin Gewinne (wenn auch deutlich gesunkene).
✅ Die Verbindlichkeiten wurden um knapp 2,8 Mio. Euro reduziert.
✅ Das Unternehmen hat noch solide liquide Mittel von 7,78 Mio. Euro.

⚠️ Risiken:
❌ Starker Rückgang des Jahresüberschusses um 52 % ist besorgniserregend.
❌ Umsatzeinbruch von über 30 % – ein langfristiges Problem?
❌ Hohe langfristige finanzielle Verpflichtungen bis 2041 könnten bei weiter sinkenden Erträgen zu Problemen führen.
❌ Sehr hohe Fremdfinanzierung mit langfristigen Krediten belastet die Bilanz.
Empfehlung für Anleger:

Risikobewertung vor einer Investition: Anleger sollten genau prüfen, ob die sinkenden Einnahmen ein langfristiges Problem sind oder nur temporär.
Schuldenabbau beobachten: Die hohe Fremdfinanzierung könnte das Unternehmen unter Druck setzen, falls die Einnahmen weiter sinken.
Marktentwicklung Windenergie beachten: Falls sich die Vergütung für Windstrom weiter verschlechtert, könnte dies die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Unternehmens gefährden.

Insgesamt bleibt die EWP Eifel-Windpark Ormont-Stadtkyll GmbH & Co. KG ein solides, aber hochverschuldetes Unternehmen mit klaren Herausforderungen für die Zukunft.

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