Es ist ein bisschen wie in einem schlechten Film: Das Haus brennt, und der Feuerwehr wird der Schlauch geklaut. Genau das scheint derzeit dem deutschen Mittelstand zu passieren, der sich inmitten der anhaltenden Wirtschaftskrise verzweifelt nach Finanzhilfen umsieht – doch die Banken drehen den Geldhahn immer weiter zu. Laut einer aktuellen Mitteilung der KfW beklagten im vierten Quartal 2024 satte 32 Prozent der mittelständischen Unternehmen mit Interesse an einer Kreditaufnahme, dass die Banken bei der Vergabe von Krediten regelrecht auf Stur schalten.
Ein trauriger Rekord, der seit Einführung der aktuellen Befragungsmethodik im Jahr 2017 nicht mehr erreicht wurde. Offenbar sind die Banken plötzlich mehr Perfektionisten als ein Sternekoch: „Wir bräuchten 100.000 Euro für Investitionen.“ – „Gut, aber wir möchten Ihre nächsten zehn Geschäftsjahre schon heute auf den Cent genau kalkuliert sehen und am besten auch eine Glaskugel mit Ihren Zukunftsplänen. Ach, und haben Sie zufällig noch ein Schloss als Sicherheit?“
Industrie, Einzelhandel und Großhandel besonders betroffen
Besonders schwer getroffen sind die Firmen aus dem Großhandel, der Industrie und dem Einzelhandel. Ausgerechnet die Branchen, die schon mit Inflation, steigenden Energiepreisen und Konsumflaute kämpfen, sollen jetzt offenbar noch ein paar zusätzliche Hürden nehmen – als wären die wirtschaftlichen Herausforderungen an sich nicht schon groß genug. Die Banken legen aktuell außergewöhnlich strenge Maßstäbe bei der Kreditvergabe an. Für Mittelständler bedeutet das, dass selbst solide Geschäftszahlen und eine stabile Auftragslage keine Garantie mehr für eine Finanzierung darstellen.
Ein Beispiel: Der Inhaber eines mittelständischen Handelsunternehmens aus Bayern berichtet anonym: „Wir wollten nur eine kleine Finanzierung für neue Lagerkapazitäten beantragen, aber die Bank wollte gefühlt erst mein Familienstammbuch sehen. Am Ende wurde der Kredit abgelehnt – ohne große Begründung.“
Warum dieser Kreditstau?
Doch was steckt hinter der plötzlichen Zurückhaltung der Banken? Sicher, sie argumentieren mit den gestiegenen Zinsen und der unsicheren wirtschaftlichen Lage. Aber mal ehrlich: Wenn selbst solide Unternehmen keinen Kredit mehr bekommen, wo bleibt dann der vielgepriesene „Rückhalt für den Mittelstand“, den man sonst in jeder politischen Rede hört? Immerhin gilt der deutsche Mittelstand als das Rückgrat der Wirtschaft – das Rückgrat, das nun offenbar mit einem schweren Rucksack voller Bankauflagen durch die Krise marschieren soll.
Die Ironie der Krise
Die Situation könnte kaum sarkastischer sein: Die Förderbank KfW veröffentlicht regelmäßig Zahlen, die deutlich machen, wie wichtig Kredite für Investitionen sind, um Unternehmen durch die Krise zu helfen. Gleichzeitig scheinen viele Banken die Rolle des „Retters in der Not“ mit der von strengen Türstehern in einem exklusiven Club zu verwechseln. „Sie wollen rein? Sorry, Sie tragen nicht die richtige Bonitätsbewertung. Probieren Sie’s woanders.“
Das zögerliche Verhalten der Banken trifft genau die, die eigentlich wachsen und damit auch Arbeitsplätze sichern wollen. Doch anstatt der Wirtschaft den nötigen Sauerstoff zu geben, wird sie systematisch ausgebremst – und das ausgerechnet in einer Phase, in der jede Investition zählt.
Was bleibt dem Mittelstand?
Während die großen Unternehmen vielleicht noch Alternativen auf den internationalen Finanzmärkten finden, bleibt vielen Mittelständlern oft nur der Gang zu alternativen Finanzierungsquellen – wie Förderprogrammen oder privaten Investoren. Doch diese Optionen sind nicht für alle zugänglich und oft an eigene bürokratische Hürden geknüpft.
Die aktuelle Situation sollte als Alarmsignal verstanden werden: Ohne eine funktionierende Kreditvergabe droht dem deutschen Mittelstand eine gefährliche Abwärtsspirale, die am Ende die gesamte Wirtschaft ins Wanken bringen könnte. Banken und Politik sind gefragt, den Unternehmen wieder den Rücken zu stärken – bevor die Wirtschaftskrise tatsächlich zu einer „Vertrauenskrise“ wird, in der niemand mehr auf das System vertraut.
Denn eines ist sicher: Der Mittelstand kann kämpfen – wenn man ihm nicht auch noch die Rüstung wegnimmt.