Mit einem Hauch Optimismus und einer Prise Abenteuerlust wagt sich Estland an ein ambitioniertes Projekt: Die Digitalisierung Kubas. Unter dem klangvollen Titel „Cuba Digital“ und finanziert mit 3 Millionen Euro von der Europäischen Union, soll Kuba zu einer digitalen Vorzeigeregion werden – trotz „kleinerer“ Hindernisse wie Stromausfällen, eingeschränktem Internet und einem politischen System, das sich eher auf Zensur als auf Fortschritt versteht.
Digitale Revolution im Dunkeln
Die Idee klingt großartig: Bürgerfreundliche Online-Dienste und ein transparenter Staat sollen das Leben der Kubaner erleichtern. Doch das Timing könnte kaum besser sein – oder schlimmer. Mit einem Stromnetz, das bestenfalls 60-70 Prozent des Bedarfs deckt, scheint die Aussicht auf rund um die Uhr verfügbare Online-Dienste eher eine nette Utopie zu sein. Vielleicht plant man ja auch direkt eine Offline-Version?
Estland, Spanien und Kuba: Eine digitale Dreiecksbeziehung
Das Projekt ist eine Kooperation zwischen Estland, das für seine digitale Expertise bekannt ist, und Spanien, das den rechtlichen Rahmen für die Nutzung öffentlicher und privater Daten schaffen soll. Kuba bringt derweil… nun ja, seinen guten Willen mit. Estlands E-Governance-Akademie (eGA) bleibt optimistisch: „Unsere Maschinen träumen von einer digitalen Zukunft, selbst wenn der Strom ausgeht.“
Herausforderungen? Kein Problem!
Die Liste der Herausforderungen liest sich wie ein Survival-Guide für Digitalisierungsprojekte: Zeitzonenunterschiede, Sprachbarrieren und Stromausfälle. „Wir arbeiten in verschiedenen Zeitzonen, was eigentlich ganz praktisch ist – so haben wir wenigstens nachts Zeit, unsere Server neu zu starten“, erklärt eGA-Geschäftsführer Hannes Astok.
Freiheit und Fortschritt: Eine schwierige Kombination
Während das Projekt offiziell zur Modernisierung der Verwaltung beitragen soll, bleibt die Frage, wie das in einem Land funktioniert, das von „Freedom House“ als „nicht frei“ eingestuft wird. Kuba glänzt mit 20 von 100 Punkten bei der Online-Freiheit und staatlicher Kontrolle, die sicherstellt, dass Bürger eher staatliche Propaganda als echte Informationen erhalten.
Was lernen wir daraus?
Astok bleibt optimistisch: „Unsere Zusammenarbeit mit Kuba zeigt die hohe Motivation der kubanischen Akteure.“ Vielleicht motiviert durch den Wunsch, digitale Tools zur Kontrolle noch effizienter einzusetzen? Jedenfalls wurde das kubanische Portal Cubagob.cu von Estlands Vorzeigeplattform Eesti.ee inspiriert. Hoffen wir, dass die Inspiration nicht nur kosmetisch bleibt.
Fazit: Digitale Träume treffen auf kubanische Realität
„Cuba Digital“ ist ein ehrgeiziges Projekt, das zeigt, wie groß die Kluft zwischen Ideal und Realität sein kann. Mit der Unterstützung der EU, estnischem Know-how und spanischer Bürokratie bleibt abzuwarten, ob die Digitalisierung Kubas ein leuchtendes Beispiel wird – oder ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte gut gemeinter, aber schlecht umsetzbarer Projekte. Vielleicht wäre ein erstes Ziel ja, das Licht anzulassen, bevor man sich ins digitale Abenteuer stürzt.