1. Unternehmensprofil und Geschäftsmodell
Die Deutsche Edelfisch DEG GmbH & Co. II KG plant den Bau und Betrieb einer geschlossenen Kreislaufanlage zur Zucht des Speisefisches „Zander“ in Neustadt-Glewe. Diese innovative Technologie erlaubt eine umweltfreundliche Fischzucht, unabhängig von natürlichen Wasserquellen und externen Verunreinigungen. Die Anlage soll durch Erdwärme und Solarenergie betrieben werden, was zusätzlich ökologische Vorteile bietet.
Das Geschäftsmodell zielt auf Nachhaltigkeit und ökologische Produktion, was in Zeiten steigenden Umweltbewusstseins und wachsender Nachfrage nach regional produzierten Lebensmitteln attraktiv sein könnte. Dennoch befindet sich das Unternehmen derzeit in der Investitions- und Bauphase, wodurch noch keine nennenswerten Umsatzerlöse aus der Fischproduktion erzielt werden.
2. Vermögenslage
Die Bilanzsumme zum 31. Dezember 2022 beläuft sich auf 6,18 Mio. Euro und hat sich damit mehr als verdoppelt im Vergleich zum Vorjahr (2,55 Mio. Euro). Dieser Anstieg ist hauptsächlich auf Investitionen in das Anlagevermögen zurückzuführen, insbesondere in Anlagen im Bau.
- Anlagevermögen: Das Anlagevermögen besteht hauptsächlich aus Anzahlungen und Anlagen im Bau in Höhe von 4,36 Mio. Euro. Diese Position spiegelt die laufenden Bauarbeiten der Zanderzuchtanlage wider. Grundstücke und Bauten sind mit 371.952 Euro bewertet und unverändert zum Vorjahr.
- Umlaufvermögen: Das Umlaufvermögen hat sich ebenfalls deutlich erhöht, vor allem durch eingeforderte, noch ausstehende Kapitaleinlagen von Kommanditisten in Höhe von 1,21 Mio. Euro. Diese Position kann jedoch als Unsicherheit gesehen werden, da diese Mittel noch nicht eingezahlt wurden. Die liquiden Mittel betragen lediglich 92.273 Euro, was angesichts der laufenden Bauprojekte als gering einzustufen ist.
3. Finanzlage
Das Eigenkapital hat sich signifikant auf 4,33 Mio. Euro (Vorjahr: 914.398 Euro) erhöht, was durch die Aufnahme weiterer Kommanditistenkapitaleinlagen erreicht wurde. Diese Entwicklung zeigt, dass das Unternehmen noch stark auf externe Investitionen angewiesen ist, um die Baukosten zu finanzieren.
- Verbindlichkeiten: Die Verbindlichkeiten sind mit 1,55 Mio. Euro relativ hoch, was ein Zeichen dafür ist, dass das Unternehmen bereits Fremdkapital für den Bau der Anlage aufgenommen hat. Ein Großteil dieser Verbindlichkeiten besteht aus Anleihen (1,02 Mio. Euro). Die Anleihen werden zu vergleichsweise hohen Zinssätzen (5,25 % bis 7,25 %) verzinst, was die Zinslast des Unternehmens in Zukunft weiter erhöhen wird.
- Rückstellungen: Es bestehen Rückstellungen in Höhe von 296.791 Euro, die hauptsächlich für Anleihezinsen und andere finanzielle Verpflichtungen vorgesehen sind.
4. Ertragslage
Das Unternehmen befindet sich noch in der Aufbauphase, was sich in der geringen Ertragslage widerspiegelt:
- Umsatzerlöse: Die Umsatzerlöse betragen nur 96.500 Euro und stammen im Wesentlichen aus Agio-Zahlungen, nicht aus dem operativen Geschäft der Fischzucht. Im Vorjahr lagen die Umsatzerlöse bei 56.250 Euro, was zeigt, dass der Aufbau des Geschäftsmodells noch andauert und keine wesentlichen Erlöse aus dem Kernbetrieb generiert wurden.
- Verluste: Der Jahresfehlbetrag beträgt 574.819 Euro (Vorjahr: 506.010 Euro). Die Verluste resultieren aus den hohen betrieblichen Aufwendungen, insbesondere für Bauarbeiten, Provisionszahlungen, Werbung und Beratungskosten.
5. Chancen und Risiken
Chancen
- Nachhaltiges Geschäftsmodell: Die Zucht von Zander in geschlossenen Kreislaufanlagen könnte im aktuellen Marktumfeld mit steigender Nachfrage nach regionalen, umweltfreundlichen Lebensmitteln eine vielversprechende Nische sein. Der ökologische Fokus könnte zudem nachhaltigkeitsorientierte Investoren anziehen.
- Potenzial für zukünftige Erträge: Sollte die Anlage wie geplant fertiggestellt und der Produktionsbetrieb aufgenommen werden, besteht die Chance, dass sich das Unternehmen in einem wachsenden Markt für Süßwasserfisch erfolgreich positioniert. Die Ertragslage könnte sich mit dem Start der Produktion deutlich verbessern, insbesondere da die Preise für Fischprodukte inflationsbedingt gestiegen sind.
Risiken
- Hohe Abhängigkeit von externer Finanzierung: Das Unternehmen ist stark von der Einwerbung von Kommanditistenkapital und Anleihen abhängig. Diese Kapitalzuflüsse sind notwendig, um den Bau der Anlage zu finanzieren und die operative Tätigkeit aufzunehmen. Eine Verzögerung oder das Ausbleiben von Investitionen könnte den Fortbestand der Gesellschaft gefährden.
- Bau- und Betriebsrisiken: Der Bau der Anlage ist noch nicht abgeschlossen, und es gab bereits Verzögerungen. Sollte es zu weiteren Verzögerungen oder Kostenüberschreitungen kommen, könnte dies die finanzielle Lage des Unternehmens erheblich belasten. Auch betriebliche Risiken im Zusammenhang mit der neuen Technologie und den Betriebsprozessen der Kreislaufanlage sind nicht auszuschließen.
- Hohe Verschuldung: Die Ausgabe von Anleihen mit hohen Zinsen (5,25 % bis 7,25 %) belastet die Liquidität des Unternehmens zusätzlich. Angesichts der Tatsache, dass noch keine stabilen operativen Erträge erzielt werden, könnte die Rückzahlung der Anleihen und die Bedienung der Zinsen ein erhebliches finanzielles Risiko darstellen.
6. Fazit aus Anlegersicht
Die Deutsche Edelfisch DEG GmbH & Co. II KG bietet ein innovatives Geschäftsmodell mit Potenzial, jedoch gibt es mehrere signifikante Risiken:
- Frühe Investitionsphase: Das Unternehmen befindet sich noch in der Bau- und Entwicklungsphase. Erträge aus dem operativen Geschäft werden frühestens ab 2025 erwartet. Investoren sollten daher eine langfristige Perspektive einnehmen und bereit sein, die Risiken eines Start-ups in Kauf zu nehmen.
- Finanzielle Unsicherheit: Die starke Abhängigkeit von externem Kapital und die noch nicht abgeschlossene Baufinanzierung bergen Unsicherheiten. Die Kapitalerhöhung durch die Schweizer FYSHR AG könnte zwar kurzfristig Abhilfe schaffen, aber das hohe Verschuldungsniveau bleibt ein Risiko.
- Langfristige Chancen: Sollte die Anlage wie geplant in Betrieb gehen, bietet das Geschäftsmodell in einem wachsenden Marktsegment Chancen auf zukünftige Renditen. Nachhaltigkeit und ökologische Produktion könnten zudem das Interesse von institutionellen und privaten Investoren steigern.
Insgesamt stellt die Deutsche Edelfisch DEG GmbH & Co. II KG ein Investment mit hohem Potenzial, aber auch erheblichen Risiken dar. Anleger sollten sich der langfristigen Natur der Investition bewusst sein und die Abhängigkeit von der erfolgreichen Fertigstellung der Anlage und dem Eintritt in die operative Phase genau im Blick behalten.