Nach einer Umstellung im Vergleich von Strom- und Gastarifen im Dezember rät die Stiftung Warentest nun, das Vergleichsportal Verivox zu meiden. Nun werden verbraucherunfreundlichere Kriterien bevorzugt:
Zur Umstellung der Sucheinstellung kommt hinzu, dass Verivox jetzt Tarife mit einer Laufzeit von 24 Monaten empfiehlt. Das überrascht. Denn bisher war die Tarifsuche ganz auf die aktiven Wechsler ausgerichtet, die alle zwölf Monate den Tarif ändern. Sie brauchten nur Postleitzahl und Jahresstromverbrauch einzugeben und auf „Vergleichen“ zu drücken. Die Ergebnisliste zeigte dann nur Zwölf-Monats-Tarife.
Die alten voreingestellten Suchkriterien des Portals sorgten außerdem dafür, dass die Tarife weitere verbraucherfreundliche Kriterien erfüllten, zum Beispiel eine kurze Kündigungsfrist von sechs Wochen.
Verivox schafft Voreinstellungen ab
Seit Anfang Dezember 2019 hat das Portal fast alle voreingestellten Filter bei der Erstanfrage abgeschafft und begründet dies folgendermaßen: „Die Verbraucher sollen auf Basis ihrer eigenen Präferenzen selbst entscheiden können, welche Tarife auf unserer Plattform am besten zu ihren Bedürfnissen passen. Hierzu bieten wir die nötige Orientierung zum Beispiel durch die Darstellung von Kundenbewertungen oder Tarifdetails.“ Zwei Einstellungen sind jedoch geblieben:
- Verbraucher können nur Tarife sehen, bei denen das Portal eine Provision erhält.
- Verivox sortiert seine Ergebnisliste, wie bisher auch, nach dem günstigsten Preis des ersten Vertragsjahres abzüglich der Boni.
Platz vier ist günstiger als Platz eins
Doch welche Tarife sehen die Nutzer nach der Umstellung der anderen Punkte vorne?
Wir haben uns fünf Tage lang, vom 27. bis 31. Januar 2020, angesehen, welche Tarife Verivox bei seiner Standardsuche für einen Berliner Vier-Personen-Haushalt listet, mit einem Jahresverbrauch von 3 500 Kilowattstunden und der Postleitzahl 10435. Auf Platz eins sahen die Nutzer immer einen 24-Monats-Tarif von Immergrün, einer Marke der 356 AG, mit einem Neukundenbonus von 284 Euro für das erste Vertragsjahr.
Die Ergebnistabelle ist so sortiert, dass der günstigste Tarif oben steht. Dabei wird aber nur der Preis für das erste Vertragsjahr herangezogen. Betrachtet man den Gesamtpreis für 24 Monate, findet man auf den Plätzen vier bis zwölf andere Tarife, die billiger sind als der Erstplatzierte. An allen fünf Tagen war zum Beispiel der Tarif „StromClever 24 Öko“ von Maingau Energie günstiger als der Erstplatzierte – und das sogar bis zu 71 Euro, obwohl der Maingau-Tarif nur auf Platz vier lag. Der Immergrün-Tarif lag nur wegen seines sehr hohen Bonus im ersten Vertragsjahr auf Platz eins der Ergebnisliste.
Ein Plus von rund 200 Euro
Wir wollten außerdem wissen, was für unseren Vier-Personen-Haushalt günstiger ist: ein 24-Monats-Vertrag, den wir am 20. Januar 2020 auf den ersten drei Plätzen der Verivox-Ergebnisliste fanden, oder zwei günstige Verträge mit einer Laufzeit von je zwölf Monaten? Das Ergebnis war eindeutig: 24-Monats-Verträge lohnen sich nicht. Wechselt unser Musterhaushalt jedes Jahr, kann er zweimal von Neukundenboni profitieren. Diese lagen für die 12-Monats-Verträge zum Stichtag bei zirka 200 Euro pro Jahr. Diesen Preisvorteil glichen 24-Monats-Verträge nicht aus.
Den Maingau-Tarif StromClever Öko gibt es zum Beispiel mit beiden Laufzeiten. Kilowattstunden- und Grundpreis sind gleich. Für den 24-Monats-Vertrag gibt es 209 Euro Bonus, für den 12-Monats-Vertrag 195 Euro. Letzteren kann man durch den jährlichen Wechsel ein weiteres Mal erhalten.
Quelle: https://www.test.de/Strom-und-Gastarife-bei-Verivox-Beste-Angebote-jetzt-nicht-immer-oben-5577396-0/