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„Fall Optioment“ – Sehenswerte Dokumentation

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Anfang 2018: Rund 10.000 Anleger verlieren Bitcoins im Wert von bis zu 100 Millionen Euro. Der „Fall Optioment“ zählt zu den größten Bitcoin Betrugsaffairen weltweit – sein Epizentrum: Österreich. Das System funktionierte aber nur bis Anfang Dezember 2017. Dann wurden plötzlich keine Zinsen mehr ausbezahlt.
Ein Anleger erzählt, warum er in Optioment investierte: „Ich habe am Anfang eigentlich eine relativ kleine Summe investiert und diese dann ein paar Wochen liegen gelassen. Dann habe gesehen, das funktioniert tatsächlich. Und dann habe ich mein ganzes Vermögen reingesteckt. 86.000 Euro. Das war in diversen Sparbüchern angelegt, in Bausparverträgen, in Fonds. Bei Optioment hat man eine bessere Verzinsung bekommen.“ Doch plötzlich war Schluss mit der Zinsenauszahlung!Was tun mit einer digitalen Währung, die sich längst einen Platz im Hinterhof der Geldwirtschaft erobert hat? Für Staatsanwälte, Polizei und die Finanzaufsicht ist das Thema Bitcoin Neuland, im Gegensatz zu der wachsenden Schar von Anhängern, die längst an ein neues Geldsystem ohne Banken glauben. Warum das so ist, weiß Wirtschaftspsychologin Julia Pitters:
„Die Menschen sind natürlich grundsätzlich schon verunsichert, was die Finanzlage allgemein angeht. Es ist nicht mehr so, dass man für sein erspartes Geld Zinsen bekommt. Das ist natürlich schon eine Unsicherheit, wo man sagt, so, ich muss irgendetwas tun mit meinem Geld, sonst bin ich ja der ganz Dumme, der dann am Ende noch mit einem Minus aussteigt, obwohl er gar nichts gemacht hat. Das heißt, der Nährboden ist erst einmal da, weil die Unsicherheit grundsätzlich da ist. Die Banken, durch die Bankenkrise, der Crash, die negativen Schlagzeilen, all das führt zu einer allgemeinen Verunsicherung und zu einer großen Offenheit gegenüber neuen Anlageformen.“
Bitcoin & Co keine Währungen im klassischen Sinn

Vor fünf Jahren noch war es ein Thema ausschließlich für „Nerds“, mittlerweile sind Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Litecoin in der Wahrnehmung der größeren Öffentlichkeit angekommen. Nach dem Bitcoin-Hype 2017, der eng mit rasanten Kursgewinnen von bis zu 1600% verbunden war, diskutieren jetzt weltweit Regierungen, Ökonomen und Nationalbanken, wie sie mit dem Erfolg von Kryptowährungen umgehen sollen. Die neuen digitalen Währungssysteme spielen sich derzeit noch ausschließlich in den Hinterhöfen der Geldwirtschaft ab – ohne jede Regulierung.

In der Österreichischen Nationalbank wird der Hype kritisch beobachtet: Für den Währungsexperten Beat Weber handelt es sich bei Bitcoin und Co. keinesfalls um Währungen im klassischen Sinn: „Das sind einfach verschiedene Dinge, die auf Sammlermärkten kursieren, wo halt die Bereitschaft von anderen Nutzern, morgen dafür echtes Geld zu zahlen, darüber entscheidet, ob es morgen einen Wert hat oder nicht. Allgemeine Akzeptanz und Stabilität sind die wichtigsten Qualitätsmerkmale einer Währung damit sie eine Chance hat akzeptiert zu werden, als Zahlungsmittel, als Rechnungseinheit, als kurzfristiges Wertaufbewahrungsmittel. Aber dazu braucht es jemanden der sich darum kümmert. Es geht nicht automatisch und geht nicht durch die Zauberhand der Märkte, sondern da braucht es jemanden der es stabilisiert.“

System ohne Banken

Was vor zwei Jahren im Wohn- zimmer noch auf dem privaten Rechner möglich war, funktioniert heute nur noch mit hunderten spezialisierten Hochleistungs- rechnern: Mining – das Erzeugen von Kryptowährungen.

Für die stetig wachsende Anhängerschaft ist klar: Digitales Geld verspricht nicht nur Gewinne, sondern steht für ein neues Wirtschaften, Transparenz und Sicherheit. Ein System ohne Banken, das von dem Vertrauensverlust genährt wird, den die Finanzkrise auslöste. Ein System, an dem vermeintlich jeder teilnehmen und letztlich profitieren kann.

Nadine und Nicole Damblon haben ein sogenanntes Mining-Unternehmen gegründet und „produzieren“ Bitcoins. Sie sehen den Vorteil in ihrem Geschäftsmodell vor allem in der Unabhängigkeit von zentralen Stellen: „Also letztendlich dreht sich alles um die Freiheit. Und die Freiheit schließt auch mit ein, dass der Staat in viele Bereiche des Lebens nicht eindringen sollte.
Und genau da kommt Krypto ins Spiel, weil da hat man die Chance seine eigenen Assets unter Kontrolle zu haben, anonym zu bleiben, selbst zu entscheiden, was man mit seinen Werten anfangen möchte und sie niemandem anderen anvertrauen zu müssen, weil es keine andere Möglichkeit gibt.“

Ein Rechercheteam bestehend aus Journalisten des ORF und der Tageszeitung „Die Presse“ haben den „Optioment“-Skandal aufgedeckt. Die Vermutung: Es war ein Pyramiden-Spiel.

Gleichzeitig erschüttern immer mehr Betrugsfälle die schillernde Welt der Kryptowährungen: 2018 sorgt ein österreichischer Fall für Wirbel, rund 10.000 Anleger verlieren Bitcoins im Wert von bis zu 100 Millionen Euro. Der „Fall Optioment“ ist nach wie vor noch nicht aufgeklärt. Die Politik will die Regulierung von Bitcoin und Co. verschärfen, ein eigenes Gesetz, die „lex optioment“ ist in Arbeit.

Die Autoren des Films „Bitcoin: Riskante Geldgeschäfte im Hinterhof“ sind Teil eines Rechercheteams des ORF und der Tageszeitung „Die Presse“, die Anfang Februar 2018 den „Fall Optioment“ aufgedeckt haben. Die Dokumentation begleitet die weiteren Nachforschungen zum Betrugsfall und erklärt den Hintergrund der Kontroverse rund um die Kryptowährungen.

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