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Blockchain – Sicherheit im Online-Zahlungsverkehr?

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Bei „Blockchain“ soll es sich um eine Technologie handeln, die absolut sicheren Zahlungsverkehr im Internet möglich machen soll. Wer zu der Minderheit in Deutschland zählt, die digitale Aktionen versteht, kann sich mit der Blockchain vertraut machen und sich auf Aktionen ohne Eingaben in substantielle Tasten vorbereiten – wie wäre es mit nur für den Akteur erkennbare Signalen von Zahlen und Buchstaben in der Luft vor ihm?

Auf dem Kindergarten-Flohmarkt lernen Kinder bittere Lektionen: Schnell sind die mitgeführten Münzen für Lego und Spielkarten ausgegeben; die Eltern verweigern jede Form des Kredits. Der Nachwuchs träumt von einem Geldbeutel, der sich ständig neu befüllt. In Wahrheit – diese Lehre wird nicht vergessen – kann jede Münze nur einmal ausgegeben werden. Später gehört sie dem, der sie in der Kasse hat. Bei der Bargeldzahlung kann dieselbe Münze nicht zweimal ausgegeben werden.

Bargeld hat noch andere Nachteile. Aus Sicht eines modernen Konsumenten ist bedauerlich, dass Internetkäufe nicht mit barer Münze durchgeführt werden können. Im Netz haben andere Zahlungsarten Vorrang. Sie basieren auf einer vermittelnden Institution wie einem Kreditkarteninstitut, das prüft, ob der Käufer über das notwendige Geld verfügt. Dann wird die Transaktion genehmigt. Solche Intermediäre schaffen Vertrauen zwischen Akteuren, die sich nicht kennen. Bis Geld von einem Konto zum anderen geflossen ist, vergehen teilweise Tage. Dennoch gibt es Betrugsfälle, bei denen Konto- und Kreditkarten-Daten von Internetanbietern missbraucht werden.

Es ist anzustreben, dass Zahlungen zwischen zwei Personen über das Internet ebenso sicher und direkt abzuwickeln sind wie Zahlungen mit Bargeld. Ein anonymer Software-Entwickler hat eine technische Lösung publiziert, die als „Blockchain“ in der Finanzwelt bekannt geworden ist. Dax-Konzernen prüfen, wie diese Technik ihr Geschäft verändern könnte. Wie die „Blockchain“ funktioniert, soll  kompliziert sein. Das Gegenteil kann für Informierte richtig sein. Das Grundlagenpapier auf Basis der Internetwährung „Bitcoin“ umfasst achteinhalb Seiten.

Transaktionen der „Blockchain“ basieren auf einer virtuellen Münze, die von ihrem Eigentümer auf den nächsten übertragen wird.  Diese Transaktion wird von beiden Parteien mit einer elektronischen Signatur versehen. In die Unterschrift fließt  ein digitaler Schlüssel ein, der in der Definition eines „Hash“ die Signatur an die letzte Münzübergabe koppelt. Das verknüpft alle Transaktionen einer bestimmten Münze oder eines anderen Wertgegenstands mit dem aneinander gekoppelten Element. Dabei muss sichergestellt sein, dass die Münze zuvor nicht schon ausgegeben wurde. Zentrale Register wie ein Grundbuch haben damit kein Problem.

Wie kann das in einem dezentralen Netzwerk funktionieren, das vielen Knoten umfasst? Das ist nur möglich, wenn alle Transaktionen im Netzwerk geprüft werden. Jede „Blockchain“-Transaktion erhält einen Zeitstempel. Alle annähernd zeitgleich eingereichten Transaktionen werden an alle Netzknoten gesendet und dort in Blöcken zusammengeführt. Jeden neuen Block senden die Knoten mit einer generierten Rechenaufgabe an alle Teilnehmer des Netzes.

Die Rechenaufgabe verlangt von qualifizierten Computern einige Sekunden, um sie zu lösen. Damit  bleibt es dem Zufall überlassen, welcher Rechner im Netzwerk über die Zulässigkeit der in einem Block enthaltenen Transaktionen entscheidet. Ist die Rechenaufgabe gelöst, sendet der Gewinner den autorisierten Block an die anderen Knoten, die ihn dauerhaft speichern.

Ein solches Netzwerk komplett mit konventionellen Computern zu manipulieren, ist unmöglich. Selbst wenn Hacker die Herrschaft über einen oder mehrere der Knoten übernähmen, sorgt das Zufallsprinzip dafür, dass die „ehrliche“ Mehrheit die Oberhand behält. Diese Gedankenmodelle erübrigen sich, sobald Quantencomputer für diese Maßnahmen eingesetzt werden. Die NSA soll dazu dieses Jahr in der Lage sein. Deutsche Aktivitäten sind hier aber auch nicht zu unterschätzen.

Sicherheit aber hat den Preis, dass sich bei hohem Auftragsvolumen Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen bilden können, da die „Blockchain“ – wie von Transaktionen mit „Bitcoins“ bekannt –  nur eine beschränkte Anzahl an Transaktionen pro Zeiteinheit durchführen kann. Da jeder Transaktionsblock von jedem Knoten bearbeitet wird, ist das Zeitproblem nur mit der Quantentechnologie zu beherrschen. Nur so kann der erweiterte Speicherplatz bearbeitet werden, denn zum Prinzip der „Blockchain“ gehört es, dass gespeicherte Transaktionen für die Ewigkeit aufbewahrt werden.

Es gibt nicht nur eine „Blockchain“, denn theoretisch kann jeder ein solches Netzwerk errichten, zumal der von „Bitcoin“ verwendete Code vollständig offenliegt. Start-ups entwickeln die Technologie für andere Anwendungen weiter. Ein interessantes Gebiet stellen dabei sogenannte „Micropayments“ dar. Das sind Zahlungen im Cent-Bereich, bei denen der transferierte Wert geringer als die fälligen Kreditkartengebühren wäre. Ob der komplette Zahlungsverkehr – trotz Quantentechnologie – in Kürze über „Blockchains“ abgewickelt wird, wird eine Debatte in der Zukunft sein. Für Gehälter oder Mieten innerhalb eines existierenden Währungssystems ist das aktuelle Bankensystem ausreichend sicher. Privates Online-Banking ist dabei eingeschlossen, wenn die Vorsicht Priorität hat.

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