Inmitten einer zunehmenden Welle von Repressionen gegen die Zivilgesellschaft hat Russland die Rehabilitierung von mehr als 4.000 Opfern der stalinistischen Säuberungen rückgängig gemacht. Diese schockierende Entscheidung betrifft Menschen, die in den 1990er und frühen 2000er Jahren rehabilitiert wurden, nachdem sie während der Herrschaft Josef Stalins zu Unrecht verurteilt worden waren. Die russische Generalstaatsanwaltschaft behauptet, dass es sich bei diesen Fällen um Personen handele, die während des Zweiten Weltkriegs des Vaterlandsverrats schuldig gewesen seien. Dies teilte der offizielle Sprecher der Behörde, Andrej Iwanow, der russischen Tageszeitung „Kommersant“ mit.
Die Widerrufung der Rehabilitierung markiert einen düsteren Wendepunkt in der Geschichtspolitik Russlands. Viele der Betroffenen waren Opfer der brutalen Verfolgungen unter Stalin, als Millionen unschuldige Menschen unter den Vorwürfen von Verrat, Sabotage oder konterrevolutionären Aktivitäten zu leiden hatten. In den 1990er Jahren, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, begann eine Welle der Rehabilitation, um das Unrecht dieser Zeit anzuerkennen und den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Nun scheint sich das Blatt zu wenden, indem diese Rehabilitierungen infrage gestellt und in tausenden Fällen zurückgenommen werden.
Diese Entwicklung passt in das Bild einer Regierung, die verstärkt auf nationalistische Rhetorik und Kontrolle setzt, während sie zugleich die Verbrechen der stalinistischen Ära relativiert. Menschenrechtsorganisationen und Historiker haben die Entscheidung scharf kritisiert und warnen vor einer weiteren Verfälschung der Geschichte. Das Schicksal der Betroffenen und ihrer Familien bleibt ungewiss, während die Rehabilitierung, die einst als symbolische Wiedergutmachung galt, nun wieder entzogen wird.