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Das Angebot von Thorsten Koch.us

Interviewer (I): Herr Reime, vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen, um über das Thema „Dezentrales Finanzsystem“ (DeFi) und die Angebote rund um Finanzcoachings wie den „DeFi Power Innercircle“ zu sprechen. Immer häufiger sieht man im Internet verlockende Anzeigen, die finanzielle Freiheit und hohe Renditen durch digitale Währungen versprechen. Was raten Sie potenziellen Kunden, die sich für solche Angebote interessieren?

Rechtsanwalt Jens Reime (JR): Vielen Dank für die Einladung. Zunächst einmal muss man sagen, dass der Bereich des DeFi tatsächlich ein spannendes und wachsendes Feld ist, das für viele Menschen attraktive Möglichkeiten bietet. Aber genau in diesem Bereich gibt es auch erhebliche Risiken. Angebote, die mit 100%iger Sicherheit, schnellen und garantierten Renditen oder gar „finanzieller Freiheit“ werben, sollten immer kritisch hinterfragt werden. Solche Versprechen sind oft überzogen und können darauf hindeuten, dass es sich um unseriöse Angebote handelt, bei denen der Anleger am Ende sein eingesetztes Kapital verliert.

I: In den Anzeigen wird häufig darauf hingewiesen, dass der erste Schritt unverbindlich und kostenlos ist, oft durch ein „kostenfreies Erstgespräch“. Ist das wirklich so unbedenklich?

JR: Hier ist Vorsicht geboten. Auch wenn das Erstgespräch kostenfrei ist, dient es oft dazu, Vertrauen zu schaffen und den potenziellen Anleger zu weiteren Schritten zu bewegen, die nicht immer im besten Interesse des Kunden sind. In vielen Fällen folgen dann kostenpflichtige Coachings oder Beratungen, die zusätzliche Investitionen erfordern. Es ist wichtig, schon im Erstgespräch genau hinzuhören: Werden dort konkrete Risiken angesprochen? Gibt es realistische Darstellungen der möglichen Verluste, oder wird alles als risikolos dargestellt? Wenn Ihnen nur die Vorteile aufgezeigt werden, sollten Sie skeptisch sein.

I: Im DeFi-Bereich wird oft betont, dass man unabhängig von Banken und dem traditionellen Finanzsystem ist. Viele Anbieter stellen dies als großen Vorteil dar. Wie bewerten Sie das?

JR: Die Unabhängigkeit von Banken und traditionellen Finanzinstitutionen mag zunächst attraktiv klingen, birgt aber auch Gefahren. In einem dezentralen System wie DeFi gibt es oft keine zentrale Behörde, die überwacht oder im Streitfall eingreifen kann. Wenn Ihr Geld in einem solchen System verloren geht, sei es durch eine Fehlinvestition oder Betrug, gibt es in der Regel keinen Schutz oder Rückgriff. Im traditionellen Bankensystem gibt es Mechanismen wie die Einlagensicherung oder die Finanzaufsicht, die zumindest einen gewissen Schutz bieten. Anleger sollten sich also sehr genau überlegen, ob sie bereit sind, auf diesen Schutz zu verzichten.

I: Die Werbung für den „DeFi Power Innercircle“ legt viel Wert darauf, dass das System „100% sicher“ und für „Anfänger geeignet“ sei. Wie sehen Sie solche Aussagen?

JR: Aussagen wie „100% sicher“ sind in der Finanzwelt äußerst problematisch. Keine Investition, egal in welchem Bereich, ist völlig sicher. Jede Form von Investition – sei es in traditionelle Anlagen oder in digitale Währungen – birgt Risiken, einschließlich des Totalverlusts des eingesetzten Kapitals. Wenn jemand behauptet, dass etwas vollkommen sicher ist, sollten bei potenziellen Investoren sofort die Alarmglocken läuten. Solche Versprechen sind in der Regel irreführend und oft Teil einer Marketingstrategie, um unerfahrene Anleger anzulocken.

I: Was können Kunden tun, um sich vor solchen möglicherweise irreführenden Angeboten zu schützen?

JR: Zuerst einmal ist es ratsam, unabhängige Quellen zu konsultieren und nicht allein auf die Informationen und Versprechungen des Anbieters zu vertrauen. Es gibt zahlreiche Foren und Fachportale, auf denen man sich über seriöse Anbieter informieren kann. Zudem sollten Sie sich nicht von Erfolgsberichten oder Testimonials blenden lassen – oft sind diese gefälscht oder basieren auf Ausnahmen, die nicht die Regel widerspiegeln. Außerdem ist es sinnvoll, rechtlichen Rat einzuholen, bevor man größere Geldsummen investiert. Ein erfahrener Anwalt oder ein Finanzberater kann helfen, die Risiken zu bewerten und zu prüfen, ob der Anbieter reguliert ist.

I: In den Testimonials wird oft von außergewöhnlichen Gewinnen berichtet, wie „175% im Jahr“ oder „470% mit Zinseszins“. Was halten Sie von solchen Renditeversprechen?

JR: Solche Versprechen sind höchst unrealistisch. Renditen von 175% oder gar 470% pro Jahr klingen verlockend, sind aber in der Regel nicht nachhaltig und können auf eine hohe Risikobereitschaft oder sogar auf betrügerische Angebote hinweisen. In der Finanzwelt gelten Renditen dieser Größenordnung als extreme Ausnahmen. Wenn ein Anbieter solche Gewinne verspricht, sollte man sehr vorsichtig sein. Hohe Renditen sind fast immer mit einem hohen Risiko verbunden, und es besteht die Möglichkeit, dass Anleger ihr gesamtes Geld verlieren.

I: Gibt es rechtliche Schritte, die Anleger unternehmen können, wenn sie in ein solches Angebot investiert haben und ihr Geld verlieren?

JR: Ja, es gibt durchaus rechtliche Schritte, die man ergreifen kann. Wenn sich herausstellt, dass es sich um Betrug handelt, kann man Anzeige erstatten. Je nach Anbieter und Standort kann es jedoch schwierig sein, das verlorene Geld zurückzubekommen, insbesondere wenn der Anbieter im Ausland sitzt oder anonym operiert. Ein weiterer Ansatz ist, sich an die BaFin oder andere zuständige Finanzaufsichtsbehörden zu wenden, um das Vorgehen des Anbieters zu melden. In einigen Fällen ist es möglich, über die Rückbuchung von Kreditkartenzahlungen oder Lastschriften zumindest einen Teil des Geldes zurückzuholen. Aber das ist oft ein schwieriger und langwieriger Prozess.

I: Was sollten Anleger grundsätzlich beachten, bevor sie in DeFi-Angebote investieren?

JR: Zunächst einmal sollten Anleger immer darauf achten, dass sie nur Geld investieren, das sie bereit sind zu verlieren. Auch wenn die Renditeversprechen verlockend klingen, gibt es keine Garantie auf Erfolg. Zudem sollten Anleger nur mit seriösen und regulierten Anbietern zusammenarbeiten, deren Unternehmenssitz nachvollziehbar ist und die von anerkannten Finanzaufsichtsbehörden überwacht werden. Es ist auch ratsam, sich gründlich über die Funktionsweise von DeFi, Kryptowährungen und Blockchain zu informieren, bevor man eine Investition tätigt. Und zuletzt: Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Oftmals wird mit Zeitdruck gearbeitet, um schnelle Entscheidungen zu erzwingen – das ist immer ein Warnsignal.

I: Herr Reime, vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre wertvollen Ratschläge! Gibt es abschließend noch etwas, das Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?

JR: Ja, mein Rat lautet: Seien Sie vorsichtig bei Angeboten, die zu gut klingen, um wahr zu sein. Vermeintlich einfache Wege zu schnellem Reichtum gibt es in der Regel nicht. Die wichtigste Maßnahme, die Anleger ergreifen können, ist, sich gründlich zu informieren und bei Unsicherheiten lieber einen Experten zu Rate zu ziehen. Vielen Dank für das Gespräch!

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