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Mehr als Tourismus: Wie heilige Stätten Menschen spirituell verbinden

geralt (CC0), Pixabay

Immer mehr Menschen reisen heute nicht nur der Kultur oder Erholung wegen – sie suchen nach spiritueller Tiefe, innerer Einkehr und Verbindung. Ob als Rückkehr zur eigenen Religion oder als Begegnung mit dem Glauben anderer: Religiöse Stätten erleben einen Aufschwung, der über klassische Pilgerreisen hinausgeht.

So auch bei Wad Khalafalla, einer 32-jährigen Muslimin aus den USA, die sich lange von ihrer Religion distanziert fühlte. Erst eine Reise nach Saudi-Arabien veränderte etwas in ihr. „Ich war plötzlich zu Tränen gerührt“, erzählt sie. Sie habe begonnen, ihren Glauben auf eigene Weise, in ihrem eigenen Tempo wiederzuentdecken – und mit ihm ein tieferes Gefühl für die Gemeinsamkeit aller Menschen. Inzwischen war sie ein zweites Mal dort, während des Fastenmonats Ramadan.

Auch Laetitia Maruani, eine jüdische Amerikanerin mit marokkanischen Wurzeln, reiste 2023 zurück in das Heimatland ihrer Eltern. Der Besuch des Grabes eines Rabbis, das ihre Familie in den Bergen pflegt, öffnete ihr neue Wege zu Glauben, Geschichte und Identität. „Ich fühlte mich meinem Ursprung näher als je zuvor“, sagt sie. Für sie verschwimmen die Grenzen zwischen Religion, Kultur und Geschichte.

Weltweiter Boom religiöser Reisen

Der Trend ist messbar: Laut Grand View Research wurde religiöser Tourismus 2023 auf über 254 Milliarden Dollar geschätzt – Tendenz jährlich steigend bis mindestens 2030. Menschen suchen Verankerung, Sinn und Begegnung, gerade in einer Welt, die oft laut und fragmentiert erscheint.

Verbindung durch Unterschiedlichkeit

Auch Menschen anderer Glaubensrichtungen machen bewegende Erfahrungen. Ellison Sawyer (17), Teil eines Schulchors aus Tennessee, sang während einer Italien-Reise christliche Lieder in jahrhundertealten Kirchen. Obwohl sie selbst nicht katholisch ist, spürte sie den geistigen Nachhall vergangener Generationen. „Es war wie eine Brücke durch die Zeit“, sagt sie.

Ihr Mitschüler Timothy Stephney ergänzte: „Man sieht, wie viele Geschichten sich ähneln – selbst wenn sie verschieden erzählt werden.“

Glaube als Gemeinschaft

Für Khalafalla ist ein oft unterschätzter Aspekt von Religion die Gemeinschaft: „In der westlichen Welt fehlt häufig die strukturelle Inklusion des Glaubens“, sagt sie. Gerade in besonderen Zeiten wie dem Ramadan fehle es ihr in den USA an Rückzugsorten und Verständnis.

Maruani macht eine ähnliche Beobachtung – doch in Marokko erlebte sie Offenheit: Menschen verschiedener Religionen tauschten sich über ihre Rituale aus, Respekt statt Trennung.

„Wir sind alle Gottes Kinder“

Am Ende, so sind sich beide Frauen einig, geht es nicht um die Religion an sich, sondern um das, etwas zu glauben. „Es ist wichtiger, an etwas zu glauben, als an gar nichts“, sagt Maruani. Und Khalafalla ergänzt: „Es ist egal, woran du glaubst – Hauptsache, du fühlst etwas.“

Die Reisen zu heiligen Orten helfen ihnen dabei, das eigene Glaubensleben zu vertiefen – und die Menschlichkeit in anderen zu sehen.

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