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Analyse des Jahresabschlusses 2022 der Windpark Schülp West GmbH & Co. Kommanditgesellschaft aus Anlegersicht

geralt (CC0), Pixabay

Der Jahresabschluss der Windpark Schülp West GmbH & Co. KG für das Geschäftsjahr 2022 vermittelt ein Bild von einem etablierten Windparkbetreiber mit typischer Kapitalstruktur für projektbezogene Infrastrukturgesellschaften. Aus Sicht von Anlegerinnen und Anlegern lassen sich sowohl stabile Elemente als auch strukturelle Risiken erkennen.

Vermögenslage (Aktiva)

Die Bilanzsumme ist im Vergleich zum Vorjahr von rund 4,17 Mio. Euro auf 3,78 Mio. Euro gesunken. Diese Reduktion betrifft hauptsächlich das Anlagevermögen, das um ca. 538.000 Euro auf knapp 2,89 Mio. Euro zurückgegangen ist. Der Rückgang verteilt sich sowohl auf die immateriellen Vermögensgegenstände als auch auf die Sachanlagen. Dieser Trend ist aller Voraussicht nach auf laufende planmäßige Abschreibungen zurückzuführen – ein normaler Prozess bei älteren Windparks.

Die Finanzanlagen blieben konstant bei rund 98.000 Euro. Sie spielen nur eine untergeordnete Rolle.

Das Umlaufvermögen ist hingegen leicht angestiegen – von 740.000 Euro auf 889.000 Euro. Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände stiegen leicht, und der Kassenbestand nahm um rund 100.000 Euro zu. Die Liquiditätsentwicklung ist damit positiv, auch wenn sie sich im Verhältnis zur Gesamtverschuldung als begrenzt erweist.

Kapitalstruktur (Passiva)

Das Eigenkapital blieb mit rund 261.000 Euro unverändert. Dies entspricht einer Eigenkapitalquote von rund 6,9 % (Vorjahr: 6,3 %) – ein sehr niedriger Wert, der aus Anlegersicht kritisch zu bewerten ist. Die Gesellschaft bleibt damit weiterhin hoch fremdfinanziert.

Die Rückstellungen wurden von 20.600 Euro im Vorjahr auf 107.330 Euro angehoben. Der starke Anstieg könnte auf erhöhte Risiken oder vorsorgliche Ansätze für ungewisse Verpflichtungen hindeuten. Ohne Detailangaben bleibt unklar, ob diese Rückstellungen aus betrieblichen Risiken oder steuerlichen Themen resultieren.

Die Verbindlichkeiten betragen weiterhin den Großteil der Passivseite – rund 3,41 Mio. Euro (Vorjahr: 3,89 Mio. Euro). Der Rückgang um etwa 477.000 Euro ist positiv, zeigt aber auch, dass die Schuldenlast nach wie vor hoch ist. Die Verbindlichkeiten bestehen zu rund 82 % aus kurzfristigen Verpflichtungen (bis zu einem Jahr), was ein erhöhtes Refinanzierungsrisiko darstellt. Der Anteil langfristiger Verbindlichkeiten sank deutlich von 1,03 Mio. Euro auf 621.000 Euro.

Ergänzende Unternehmensangaben

Die Gesellschaft wird durch eine GmbH geführt, die ihrerseits von zwei Geschäftsführern vertreten wird. Operative Angestellte werden im Bericht nicht erwähnt, was nahelegt, dass der Betrieb über externe Dienstleister oder durch die Komplementär-GmbH abgewickelt wird – eine im Windenergiesektor häufige Struktur.

Die Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden wurden nach den Vorschriften des HGB angesetzt und geben keine Auffälligkeiten zu erkennen. Es wurden keine außergewöhnlichen Veränderungen oder Bewertungsänderungen vorgenommen.

Fazit

Die Windpark Schülp West GmbH & Co. KG zeigt eine typische Struktur eines etablierten, kapitalintensiven Windparkprojekts. Die Finanzierung basiert fast vollständig auf Fremdkapital, was zwar in der Aufbauphase üblich ist, jedoch dauerhaft zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Zins- und Tilgungsdruck führt. Positiv ist der moderate Schuldenabbau und der Anstieg der liquiden Mittel zu bewerten.

Aus Anlegersicht bleibt das Hauptproblem die geringe Eigenkapitalquote in Verbindung mit der hohen kurzfristigen Verschuldung. Zwar ist der operative Betrieb offensichtlich gesichert, aber künftige Belastungen – etwa durch Reparaturen, technische Ausfälle oder schlechtere Erlöse nach Ende einer EEG-Förderung – könnten schnell auf die Substanz gehen. Eine vertiefte Analyse zur Ertragslage sowie zur Entwicklung der Einspeisevergütung bzw. Stromvermarktung wäre für ein vollständiges Bild unerlässlich.

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