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Cramoner Windpark GmbH & Co. KG – Klein, ruhig und verwaltungsfokussiert: Eine Gesellschaft in der Verwaltungswarte

geralt (CC0), Pixabay

Der Jahresabschluss der Cramoner Windpark GmbH & Co. KG zum 31. Dezember 2023 zeigt ein ruhiges, formal einwandfreies und buchhalterisch schlank aufgestelltes Unternehmen. Es handelt sich hierbei augenscheinlich nicht um eine klassische operative Windpark-Gesellschaft mit aktiver Stromproduktion, sondern eher um eine projektbezogene Verwaltungs- oder Beteiligungsgesellschaft in einer frühen, späten oder ruhenden Phase – ohne nennenswertes Anlagevermögen, ohne Umsatz- oder Ertragsausweis und mit einer passiven Bilanzstruktur.

Anlagevermögen symbolisch vorhanden – kein aktiver Windparkbetrieb erkennbar

Das Anlagevermögen besteht lediglich aus 2,50 Euro – verteilt auf 1,00 Euro immaterielle Vermögensgegenstände und 1,50 Euro Sachanlagen. Diese Größenordnung ist rein symbolisch und zeigt, dass sich keine betriebsnotwendigen oder produktiven Vermögenswerte in der Bilanz befinden. Das spricht klar gegen einen laufenden Windparkbetrieb – hier sind keine Windkraftanlagen aktiviert, keine technischen Einrichtungen bilanziert, keine Betriebsmittel vorhanden.

Der Abschluss legt damit nahe: Diese Gesellschaft hält keine Anlagen im eigentlichen Sinn, sondern erfüllt vermutlich nur organisatorisch-rechtliche oder vorbereitende Aufgaben (z. B. in der Planung, Verwaltung, Projektbeteiligung oder Zwischenfinanzierung).

Umlaufvermögen vorhanden, aber ungenutzt – viel Forderung, wenig Liquidität

Die Aktivseite wird dominiert vom Umlaufvermögen, insbesondere von Forderungen und sonstigen Vermögensgegenständen in Höhe von rund 203.000 Euro – das sind über 90 % des Umlaufvermögens. Der Kassenbestand hingegen ist mit 13.743 Euro überschaubar. Auffällig ist, dass diese Forderungen im Vergleich zum Vorjahr (188.000 Euro) sogar gestiegen sind, was auf ausstehende Zahlungen oder offene Abrechnungen hindeuten könnte. Leider enthält der Anhang keine Detailangaben zur Zusammensetzung dieser Forderungen – ob es sich um durchgeleitete Finanzmittel, Beteiligungen, Vorschüsse oder Projektforderungen handelt, bleibt unklar.

Eigenkapital formal in Ordnung – aber wirtschaftlich schwer interpretierbar

Das ausgewiesene Eigenkapital beträgt rund 89.553 Euro, was immerhin 41 % der Bilanzsumme entspricht – eine solide Quote. Auffällig ist jedoch die Struktur: Das gesamte Kapital stammt aus Kommanditisteneinlagen, von denen ein erheblicher Teil (rund 115.000 Euro) noch gar nicht eingefordert wurde. Das bedeutet: Das Unternehmen könnte, rein formal, sein Eigenkapital noch um mehr als das Doppelte erhöhen – sofern es den Kapitalabruf tatsächlich durchführt. Ob ein solcher Abruf geplant ist oder ob es sich dabei um eine stille Reserve handelt, bleibt offen.

Verbindlichkeiten und Rückstellungen gering – ruhige Bilanzstruktur ohne Belastung

Die Verbindlichkeiten betragen rund 39.000 Euro und bestehen ausschließlich aus kurzfristigen Verbindlichkeiten (unter einem Jahr). Auch die Rückstellungen in Höhe von 87.650 Euro bewegen sich auf einem überschaubaren, aber stabilen Niveau. Es sind keine langfristigen Finanzierungen, keine Bankdarlehen und keine Verpflichtungen gegenüber Gesellschaftern ausgewiesen – das Unternehmen ist also formal schuldenfrei und übersichtlich strukturiert.

Keine Mitarbeiter, kein operatives Geschäft – Verwaltungscharakter dominiert

Wie bei vielen Zweckgesellschaften in der Windbranche beschäftigt die Cramoner Windpark GmbH & Co. KG keine eigenen Mitarbeiter. Die Geschäftsführung liegt bei der Ulvedal Energie GmbH, die als Komplementärin fungiert – ein gängiges Modell für projektbezogene Verwaltungsstrukturen. Die geringe Aktivität und der kleine Bilanzrahmen legen nahe, dass operative Aufgaben ausgelagert sind – sofern sie überhaupt anfallen.

Fazit – Verwaltungs- oder Projektgesellschaft ohne Betrieb: Anlagechancen nur im Kontext sichtbar

Für potenzielle Anleger bietet die Cramoner Windpark GmbH & Co. KG derzeit kaum Anhaltspunkte für eine wirtschaftlich attraktive Beteiligung – jedenfalls nicht auf Basis des vorliegenden Jahresabschlusses. Weder operativer Umsatz noch aktivierte Anlagen oder laufende Finanzierungsprozesse sind erkennbar. Die Bilanz zeigt vielmehr eine ruhende oder vorbereitende Projektstruktur, die möglicherweise im Kontext eines größeren Windparkvorhabens oder Beteiligungsmodells steht.

Um diese Gesellschaft fundiert einordnen zu können, wären weiterführende Informationen notwendig:

  • Existiert ein zugehöriger Windpark, an dem sie wirtschaftlich beteiligt ist?

  • Welche Forderungen bestehen konkret und woraus resultieren sie?

  • Gibt es Pläne zur Einforderung der Kommanditistenanteile oder zur Aktivierung stiller Reserven?

Ohne diese Einblicke bleibt die Gesellschaft aus Anlegersicht rein formal korrekt, aber wirtschaftlich ungreifbar – weder riskant noch chancenreich, sondern schlicht: im Wartemodus.

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