Mit einem Jahresüberschuss von rund 1,21 Millionen Euro weist die Windpark Ahlerstedt GmbH & Co. KG für das Geschäftsjahr 2023 ein erneut positives Ergebnis aus – allerdings mit deutlichen Abstrichen gegenüber dem Vorjahr (2,14 Millionen Euro). Für Kapitalanleger ist das zunächst ein gutes Zeichen, denn die Gesellschaft generiert aus dem operativen Betrieb ihrer Windkraftanlagen weiterhin stabile Umsätze. Die Energieerzeugung, Marktprämien und Entschädigungszahlungen summierten sich 2023 auf rund 4,42 Millionen Euro.
Eigenkapitalentwicklung und Ausschüttungspolitik: Stabil, aber mit Schatten
Das ausgewiesene Kommanditkapital beläuft sich auf 8,44 Millionen Euro – jedoch wurden über die Jahre hinweg hohe Entnahmen vorgenommen (14,21 Millionen Euro kumuliert), was zu einer rechnerischen Unterdeckung führt. Diese wird aktuell durch Gewinnvorträge und laufende Jahresüberschüsse kompensiert, sodass das bilanziell ausgewiesene Eigenkapital mit rund 4,27 Millionen Euro zumindest formal solide erscheint. Dennoch gilt: Aufgrund der Entnahmen lebt gemäß § 172 Abs. 4 HGB die Haftung der Kommanditisten in Höhe von über 4 Millionen Euro wieder auf – ein nicht zu unterschätzender Hinweis auf Substanzverzehr.
Investitionen und Anlagenwerte: Hoher Bestand, deutliche Abschreibungen
Das Anlagevermögen besteht fast ausschließlich aus den technischen Anlagen – insbesondere den sechs seit 2017 bzw. 2018 in Betrieb befindlichen Windenergieanlagen vom Typ Enercon E115. Diese unterliegen einer linearen Abschreibung über 16 Jahre. Der Anlagenwert ist 2023 um rund 1,8 Millionen Euro gesunken, was die planmäßige Wertminderung abbildet. Für Investoren ist das erwartbar, reduziert aber jährlich das bilanziell ausgewiesene Vermögen und erfordert – mittelfristig – neue Investitionsüberlegungen oder eine Verlängerung der technischen Nutzung.
Liquidität und Verschuldung: Abnehmende Reserven, hohe Fremdfinanzierung
Die liquiden Mittel sind von 2,89 Millionen Euro auf 2,51 Millionen Euro gesunken – ein Rückgang um rund 13 %. Angesichts der laufenden Verpflichtungen und Abschreibungen ist dies nicht dramatisch, verweist jedoch auf die Notwendigkeit, Liquidität auch künftig konsequent zu sichern. Kritisch zu sehen ist die nach wie vor sehr hohe Fremdkapitalquote: Die Kreditverbindlichkeiten belaufen sich auf über 16,3 Millionen Euro, davon mehr als 7,7 Millionen mit einer Laufzeit von über fünf Jahren. Die Finanzierung ist über Grundschulden, Sicherungsübereignungen und die Abtretung von Einspeiseerlösen umfangreich abgesichert – das ist marktüblich, bindet aber künftige Einnahmen bereits vorab an die Gläubiger.
Rückstellungen: Rückbauverpflichtungen dominieren
Ein bedeutender Anteil der sonstigen Rückstellungen entfällt auf Rückbaukosten für die Anlagen (413.000 Euro), die planmäßig zugeführt und abgezinst werden. Weitere Rückstellungen betreffen Jahresabschlusskosten und Betreibervergütungen. In Summe belaufen sich die Rückstellungen auf rund 764.000 Euro – ein im Verhältnis zur Bilanzsumme vertretbarer Wert.
Beteiligung und Struktur: Keine operative Expansion
Die Gesellschaft hält lediglich eine Beteiligung an der eigenen Verwaltungsgesellschaft (Windpark Ahlerstedt Verwaltungsgesellschaft mbH), deren Beteiligungswert bei 15.400 Euro liegt. Weitere Beteiligungen oder Ausbauprojekte sind dem Abschluss nicht zu entnehmen. Auch wurden im Berichtsjahr keine eigenen Mitarbeiter beschäftigt – der operative Betrieb erfolgt vollständig über Dienstleister.
Fazit aus Anlegersicht
Der Windpark Ahlerstedt erwirtschaftet weiterhin beachtliche operative Überschüsse und scheint technisch solide zu laufen. Die Bilanz zeigt allerdings auch klassische Risiken reifer Windparks:
Wertverzehr durch laufende Abschreibungen, ohne erkennbare Reinvestitionsstrategie
Hohe Fremdkapitalbelastung, die Einnahmen langfristig bindet
Rückläufige Liquidität, trotz positiver Erträge
Substanzzehrung durch Entnahmen, die zu Haftungsrisiken für Kommanditisten führen kann
Die Ausschüttungspolitik dürfte aus Anlegersicht kurzfristig attraktiv sein – langfristig sollten jedoch Rücklagen für künftige Investitionen und technische Erneuerungen aufgebaut werden. Wer investiert ist oder investiert bleiben möchte, sollte künftig vor allem auf die technische Verfügbarkeit der Anlagen, die Erlösstabilität am Markt und den Schuldenabbau achten. Die wirtschaftliche Basis ist vorhanden – sie muss aber aktiv erhalten und strategisch weiterentwickelt werden.