Vor wenigen Monaten galt der Wahlsieg der Konservativen in Kanada noch als sicher. Doch seit Donald Trump erneut US-Präsident ist, hat sich das politische Klima dramatisch gewandelt. Seine wirtschaftlichen Drohungen und Forderungen, Kanada zur „51. US-Staat“ zu machen, haben die politische Debatte auf den Kopf gestellt – und Premierminister Justin Trudeaus Liberale wieder ins Rennen gebracht.
Während Trudeau selbst bereits seinen Rücktritt angekündigt hat, könnte sein Nachfolger nun von einer Welle des Patriotismus und der Angst vor Trumps Einfluss profitieren.
Trump als Wahlkampfthema Nr. 1
Seit Trumps Amtsantritt am 20. Januar 2025 haben seine 25 % Zölle auf alle kanadischen Exporte das Land in Alarmbereitschaft versetzt. Auch wenn einige Zölle bis 2. April ausgesetzt wurden, drohen massive wirtschaftliche Folgen:
📉 Bis zu eine Million Jobs könnten verloren gehen.
📉 Eine Rezession steht möglicherweise bevor.
📉 Das Handelsverhältnis mit den USA, wohin drei Viertel der kanadischen Exporte gehen, ist schwer belastet.
Trudeau ließ zuletzt keine Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Lage:
„Was Trump will, ist der totale wirtschaftliche Zusammenbruch Kanadas – weil das eine Annexion erleichtern würde.“
Diese Aussagen sind drastisch – aber sie zeigen, wie sehr Trumps Angriffe die politische Landschaft Kanadas verändert haben.
Wer folgt auf Trudeau? Mark Carney als Favorit
Am Sonntag, 10. März, wird die Liberale Partei ihren neuen Parteichef wählen, der voraussichtlich auch Trudeaus Nachfolger als Premierminister sein wird. Der Favorit ist Mark Carney, ehemaliger Chef der Bank of Canada und der Bank of England.
Carney gilt als erfahrener Wirtschaftsexperte, der bereits durch die Finanzkrise 2008 und den Brexit navigierte. Umfragen zeigen, dass viele Kanadier ihm mehr wirtschaftliche Kompetenz als dem konservativen Herausforderer Pierre Poilievre zutrauen – vor allem in der Auseinandersetzung mit Trump über Handelspolitik.
Poilievres Konservative unter Druck
Bis zu Trumps Amtsantritt hatte Pierre Poilievre die politische Debatte dominiert. Er machte die hohe Inflation, steigende Kriminalität und eine angespannte Gesundheitsversorgung zu zentralen Wahlkampfthemen – und gab Trudeau die Schuld daran.
Doch nun überlagert Trumps Politik alles andere. Während Poilievre weiterhin in den Umfragen führt (40 % zu 30 % für die Liberalen), beginnen sich die Machtverhältnisse zu verschieben.
Die Konservativen mussten ihre Wahlkampfbotschaft anpassen:
🚨 Von „Kanada ist kaputt“ zu „Kanada zuerst“ – denn zu viel Kritik am eigenen Land wirkt jetzt unpatriotisch.
🚨 Angriff auf Carneys Loyalität – weil er als Manager von Brookfield Asset Management möglicherweise an der Verlagerung des Firmensitzes von Toronto nach New York beteiligt war.
Doch ob das reicht, um die Wahl zu gewinnen, bleibt fraglich.
Patriotismus gegen Trump: Kanada rückt zusammen
Viele Kanadier haben sich auf Trumps Drohungen mit einer „Rally around the flag“-Haltung eingestellt:
🇨🇦 Boykotte amerikanischer Waren im Supermarkt nehmen zu.
🇨🇦 Viele Kanadier stornieren Reisen in die USA.
🇨🇦 Trump ist jetzt die größte Sorge der Wähler – nicht mehr Inflation oder Kriminalität.
Diese Stimmung könnte den Liberalen helfen, selbst wenn die Konservativen in den Umfragen noch führen.
Fazit: Trump als Königsmacher in Kanada?
Egal, wer die Wahl gewinnt – Donald Trump hat Kanadas Politik bereits grundlegend verändert.
📅 Eine Wahl könnte bereits diese Woche ausgerufen werden.
📅 Falls Trump die Zölle am 2. April tatsächlich einführt, könnte sich die politische Lage weiter dramatisch verschieben.
📅 Der nächste Premierminister wird sich vorrangig mit der Frage beschäftigen müssen: Wie verteidigt Kanada sich gegen die USA?
Ob Poilievre oder Carney am Ende das Rennen macht, bleibt offen. Doch eins ist klar: Trumps Einfluss auf Kanada ist heute größer als je zuvor.