Verbraucherschutzforum: Frau Bontschev, die BaFin warnt vor der Finanz World Group sowie weiteren fragwürdigen Anbietern, die ohne Erlaubnis Bank- und Finanzgeschäfte anbieten. Was bedeutet das für Anleger, die bereits investiert haben oder einen Vertrag abgeschlossen haben?
Kerstin Bontschev: Die BaFin-Warnung ist ein deutliches Alarmsignal. Wer bereits Geld an solche Anbieter überwiesen hat, sollte umgehend aktiv werden. In den meisten Fällen handelt es sich um betrügerische Konstrukte, bei denen Anleger kaum eine Chance haben, ihr Geld zurückzubekommen. Dennoch gibt es einige wichtige Schritte, die Betroffene unternehmen können.
Erste Schritte für betroffene Anleger
Verbraucherschutzforum: Was raten Sie Anlegern, die befürchten, auf ein unseriöses Angebot hereingefallen zu sein?
Bontschev: Ich empfehle folgende Maßnahmen:
- Sofort den Zahlungsdienstleister oder die Bank kontaktieren
- Falls das Geld per Kreditkarte oder Lastschrift überwiesen wurde, gibt es möglicherweise die Chance auf eine Rückbuchung („Chargeback“) oder eine Transaktionsrückholung.
- Bei Überweisungen könnte eine Rückrufaktion über die Bank noch möglich sein, sofern das Geld nicht bereits weitertransferiert wurde.
- Keine weiteren Zahlungen leisten!
- Oft versuchen die Betreiber, Anleger zu weiteren Einzahlungen zu überreden – etwa mit dem Versprechen, dass erst dann eine Auszahlung möglich sei. Das ist eine gängige Masche!
- Beweise sichern
- Alle E-Mails, Verträge, Kontoauszüge und Chatverläufe dokumentieren. Diese können später für Strafanzeigen oder zivilrechtliche Schritte wichtig sein.
- Strafanzeige erstatten
- Bei der Polizei oder dem Landeskriminalamt kann eine Anzeige wegen Betrugs erstattet werden. Die BaFin selbst verfolgt keine einzelnen Fälle, arbeitet jedoch mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen.
- BaFin-Datenbank nutzen
- Vor jeder Investition sollte man prüfen, ob ein Anbieter tatsächlich eine BaFin-Lizenz besitzt. Die Unternehmensdatenbank ist öffentlich zugänglich und gibt verlässliche Auskunft über zugelassene Finanzdienstleister.
Vorsichtsmaßnahmen für Anleger
Verbraucherschutzforum: Wie können sich Anleger in Zukunft vor solchen Betrugsmaschen schützen?
Bontschev: Es gibt einige klare Warnsignale, an denen man unseriöse Anbieter erkennt:
- Hohe Renditeversprechen ohne Risiko – Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das meist auch.
- Fehlende BaFin-Lizenz – Ein kurzer Check in der BaFin-Datenbank kann Klarheit schaffen.
- Druck und Drängen zur schnellen Entscheidung – Seriöse Anbieter setzen ihre Kunden nicht unter Druck.
- Vorschusszahlungen oder Gebühren vor Auszahlung – Ein typisches Merkmal betrügerischer Plattformen.
Fazit: Keine guten Chancen, aber schnelles Handeln hilft
Verbraucherschutzforum: Gibt es Hoffnung für betroffene Anleger, ihr Geld zurückzubekommen?
Bontschev: Leider sind die Erfolgsaussichten in vielen Fällen gering, da diese Anbieter oft über Briefkastenfirmen in Offshore-Ländern operieren. Dennoch ist es wichtig, sofort zu reagieren, da in manchen Fällen über Banken oder Kreditkartenunternehmen noch Rückbuchungen möglich sind.
Verbraucherschutzforum: Frau Bontschev, vielen Dank für Ihre wertvollen Hinweise!
Bontschev: Sehr gerne! Ich kann allen Anlegern nur raten: Prüfen Sie Finanzangebote immer genau, bevor Sie Geld investieren – und lassen Sie sich im Zweifel lieber professionell beraten.