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Faktencheck: Kritik an Kaliforniens Demokraten wegen der Waldbrände

kropekk_pl (CC0), Pixabay

Die verheerenden Waldbrände in Los Angeles haben eine Welle politischer Anschuldigungen ausgelöst. Präsident-elect Donald Trump hat Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom und die Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, für die vermeintlich unzureichende Vorbereitung auf die Brände verantwortlich gemacht. Doch wie stichhaltig sind diese Vorwürfe? BBC Verify hat die Fakten überprüft.

Was hat Trump behauptet?

Donald Trump warf Gouverneur Newsom auf Social Media vor, eine angebliche „Wasserwiederherstellungs-Erklärung“ nicht unterzeichnet zu haben. Diese Erklärung hätte laut Trump „Millionen Liter Wasser“ bereitgestellt, um die Brände zu bekämpfen.

Doch es gibt ein großes Problem: Ein solches Dokument existiert nicht.

Das Büro von Gouverneur Newsom reagierte schnell und bezeichnete Trumps Behauptung als „reine Fiktion“. Ein Sprecher erklärte: „Ein Dokument wie die Wasserwiederherstellungs-Erklärung gibt es nicht.“ Auch BBC Verify hat keinerlei Beweise für die Existenz eines solchen Dokuments gefunden.

Der Hintergrund: Der Fisch-Konflikt

Trumps Vorwurf scheint auf eine langjährige Debatte über Kaliforniens Wasserpolitik anzuspielen. Im Jahr 2020 versuchte Trump als Präsident, durch ein Memorandum Wasser aus Nordkalifornien in den Süden des Bundesstaates umzuleiten, um dort die Landwirtschaft zu unterstützen. Newsom widersetzte sich diesem Plan, da er bedrohte Fischarten wie den Delta Smelt (eine kleine Fischart) schützen wollte.

Karoline Leavitt, eine Sprecherin von Trump, bestätigte, dass er in seinem Vorwurf genau darauf anspielte.

Experten betonen jedoch, dass diese Wasserpolitik nichts mit den aktuellen Waldbränden zu tun hat. Jeffrey Mount, Experte am Public Policy Institute of California, erklärte:
„Die Bundesregierung liefert kein Wasser von Nord- nach Südkalifornien. Der Schutz von Fischarten kann in bestimmten Zeiten die Wassermenge aus Nordkalifornien verringern, aber das hat keinerlei Einfluss auf die Wasserversorgung für die Brandbekämpfung.“

Zudem zeigen Daten, dass die Wasserreservoirs in Südkalifornien derzeit über dem historischen Durchschnitt für diese Jahreszeit liegen. Keines der Reservoirs ist kritisch niedrig.

Eine Ausnahme bildet das Santa-Ynez-Reservoir in Pacific Palisades, das wegen Wartungsarbeiten leer war, als die Brände ausbrachen. Laut lokalen Behörden hätte ein funktionierendes Reservoir die Wasserversorgung für die Brandbekämpfung verbessern können, aber wie groß der Einfluss gewesen wäre, ist unklar.

Gab es einen Wassermangel?

Ja, es gab bestätigte Berichte über Probleme bei der Wasserversorgung. Gouverneur Newsom bestätigte, dass einige Hydranten während der Löscharbeiten kein Wasser lieferten. Dies habe die Brandbekämpfung erschwert.

Newsom forderte eine unabhängige Untersuchung, um zu klären, warum Hydranten kein Wasser lieferten und das Santa-Ynez-Reservoir leer war. In einem Schreiben an die Leitung des Los Angeles Department of Water and Power (DWP) und die Abteilung für öffentliche Arbeiten im Landkreis Los Angeles bezeichnete Newsom die Berichte als „zutiefst beunruhigend“.

Adam Van Gerpen, Kapitän der Feuerwehr von Los Angeles, bestätigte gegenüber der BBC, dass seine Mannschaft und andere Einheiten während der Bekämpfung des Pacific-Palisades-Feuers ohne Wasser auskommen mussten und improvisieren mussten.

Hat Bürgermeisterin Karen Bass das Budget der Feuerwehr gekürzt?

Bürgermeisterin Karen Bass sieht sich Vorwürfen gegenüber, das Budget der Feuerwehr gekürzt zu haben. Tatsächlich wurde das Budget der Feuerwehr von Los Angeles (LAFD) für das laufende Finanzjahr um 17,6 Millionen Dollar reduziert.

In einem Memo an Bass warnte die Feuerwehrchefin Kristin Crowley, dass die Kürzungen die Fähigkeit ihrer Abteilung, sich auf Großbrände vorzubereiten und auf sie zu reagieren, stark beeinträchtigt hätten.

Bass verteidigte die Kürzungen jedoch und erklärte: „Wenn man sich die vorgenommenen Kürzungen ansieht, gab es keine, die die Situation der letzten Tage beeinflusst hätten.“

Das Gesamtbudget des LAFD beläuft sich immer noch auf fast 820 Millionen Dollar. Zudem ist die Brandbekämpfung in Los Angeles nicht nur Aufgabe der Stadtfeuerwehr. Auch die California Department of Forestry and Fire Protection (Cal Fire), die Feuerwehr des Los Angeles County und Bundesbehörden sind an den Löscharbeiten beteiligt.

War die Brandbekämpfung unterfinanziert?

Laut Daniel Swain, einem Klimaforscher der UCLA, liegt das Problem weniger an fehlenden Ressourcen, sondern an der schieren Intensität der Katastrophe.

„Der Landkreis Los Angeles verfügt über einige der modernsten und fortschrittlichsten Ressourcen zur Brandbekämpfung weltweit. Wenn es einen Ort gibt, der am besten auf solche Katastrophen vorbereitet ist, dann ist es LA County“, sagte Swain.

Doch selbst mit diesen Ressourcen gibt es Grenzen. Unter extremen Bedingungen wie den jüngsten starken Winden und der schnellen Ausbreitung der Brände können auch die besten Systeme nur begrenzt effektiv sein.

Fazit

Während Probleme bei der Wasserversorgung und Kürzungen des Feuerwehrbudgets real sind, erweisen sich viele der Anschuldigungen, insbesondere von Trump, als ungenau. Ein angebliches „Wasserwiederherstellungs-Dokument“ existiert nicht, und die langjährigen Wasserpolitik-Debatten in Kalifornien haben keinen direkten Einfluss auf die Bekämpfung der aktuellen Brände.

Was jedoch klar ist: Der Klimawandel und extreme Wetterereignisse setzen selbst die am besten vorbereiteten Regionen unter enormen Druck. Kalifornien muss in Zukunft in Infrastruktur und Prävention investieren, um besser auf solche Katastrophen vorbereitet zu sein.

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