Die Ergebnisse einer Untersuchung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sind alarmierend: Viele Billigprodukte von Online-Händlern wie Shein und Temu enthalten gesundheitsschädliche und umweltgefährdende Chemikalien. Diese werden oft unkontrolliert auf den europäischen Markt gebracht und entziehen sich wirksamen Qualitätskontrollen. Verbraucher sind dadurch sowohl gesundheitlichen Risiken als auch einer Belastung ihrer Umwelt ausgesetzt.
Schockierende Funde in Alltagsprodukten
Der BUND hat verschiedene Artikel wie Partyzubehör, Elektronik und Lebensmittel auf Schadstoffe untersucht. Die Ergebnisse zeigen massive Überschreitungen von gesetzlichen Grenzwerten:
- Luftballons: In einem getesteten Luftballon fand der BUND eine 22-fach höhere Konzentration krebserregender Chemikalien als gesetzlich erlaubt. Solche Stoffe können langfristig das Krebsrisiko erhöhen und auch bei kurzem Kontakt Allergien oder Atemwegserkrankungen auslösen.
- Elektronikartikel: Eine Lichterkette wies Grenzwertüberschreitungen um das 150-fache auf. Diese umweltschädlichen Stoffe gelangen häufig ungehindert in den Müll und können dort Schadstoffe in Böden und Gewässer freisetzen.
- Lebensmittel: Pestizidrückstände in Kartoffelchips zeigen, dass auch bei Produkten des täglichen Konsums gefährliche Substanzen nicht ausgeschlossen sind. Regelmäßiger Konsum solcher belasteter Lebensmittel kann langfristig Organschäden oder hormonelle Störungen verursachen.
Die Firma Shein hat mittlerweile einige belastete Artikel aus dem Sortiment genommen. Trotzdem bleibt das Problem weitreichend: Besonders bei internationalen Online-Plattformen mangelt es an klaren Standards und effektiven Kontrollen.
Gefahren für Verbraucher und Umwelt
Die gefundenen Schadstoffe bergen erhebliche Risiken:
- Gesundheitliche Gefahren: Krebserregende Chemikalien, Pestizidrückstände und andere Giftstoffe können die Gesundheit akut und langfristig schädigen. Besonders gefährdet sind Kinder, Schwangere und ältere Menschen.
- Umweltprobleme: Viele der eingesetzten Stoffe sind biologisch schwer abbaubar und belasten Böden und Gewässer. Die Entsorgung solcher Produkte, beispielsweise über den Hausmüll, kann die Umwelt weiter schädigen.
- Unklare Herkunft: Oft werden diese Produkte in Ländern hergestellt, in denen Umwelt- und Gesundheitsstandards weniger streng überwacht werden. Über internationale Plattformen gelangen sie ungeprüft in den europäischen Markt.
Was können Verbraucher tun?
Angesichts der alarmierenden Funde sollten Verbraucher Maßnahmen ergreifen, um sich und ihre Umwelt zu schützen:
- Bewusste Kaufentscheidungen treffen:
- Achten Sie auf geprüfte Gütesiegel wie den „Blauen Engel“, das GS-Zeichen („Geprüfte Sicherheit“) oder andere Zertifikate, die Schadstofffreiheit garantieren.
- Vermeiden Sie extrem günstige Produkte, die oft auf Kosten der Qualität und Sicherheit produziert werden.
- Gerüche als Indikator: Starker chemischer Geruch kann auf Schadstoffe hinweisen. Produkte, die unangenehm oder intensiv riechen, sollten nicht verwendet werden.
- Transparenz prüfen: Kaufen Sie bevorzugt bei Anbietern, die klare Angaben zu Inhaltsstoffen und Herkunft der Produkte machen.
- Selbsttests nutzen: Bei besonders sensiblen Produkten wie Spielzeug oder Babyartikeln können Labortests eine zusätzliche Sicherheit bieten.
- Verbraucherinformationen nutzen: Informieren Sie sich regelmäßig auf Plattformen wie Stiftung Warentest oder über Berichte von Umweltorganisationen wie dem BUND.
- Verpackung und Inhaltsstoffe lesen: Auch wenn diese oft versteckt sind, können Angaben zu Inhaltsstoffen oder Herstellungsorten Hinweise auf potenzielle Risiken geben.
Forderungen an Politik und Wirtschaft
Neben der Eigenverantwortung der Verbraucher sind dringend politische und wirtschaftliche Maßnahmen notwendig:
- Strengere Importkontrollen: Behörden sollten systematisch Stichproben von importierten Artikeln durchführen und bei Überschreitungen Sanktionen verhängen.
- Verantwortung der Plattformen: Online-Händler müssen gesetzlich verpflichtet werden, die Herkunft und Sicherheit ihrer Produkte nachzuweisen.
- Verbraucheraufklärung fördern: Kampagnen sollten die Risiken billiger Produkte bekannter machen und Alternativen aufzeigen.
- Nachhaltigkeit fördern: Anreize für Unternehmen, umweltfreundliche und schadstofffreie Produkte zu entwickeln und anzubieten, müssen ausgebaut werden.
Fazit
Die Ergebnisse des BUND sind ein Weckruf für Verbraucher, Politik und Wirtschaft. Billigprodukte aus dem Internet können gravierende Risiken für die Gesundheit und Umwelt mit sich bringen. Verbraucher sollten bewusster einkaufen und auf Zertifizierungen achten, während die Politik für strengere Kontrollen und mehr Transparenz sorgt. Letztlich ist es eine gemeinsame Aufgabe, den Markt sicherer und nachhaltiger zu gestalten.