Wie viele europäische Länder sieht sich auch Griechenland mit einem wachsenden Touristenstrom konfrontiert. Während der Tourismus für die griechische Wirtschaft unverzichtbar ist – 2023 trug er etwa 13 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei – verursachen die großen Besucherzahlen, insbesondere in der Hochsaison, erhebliche Belastungen. Besonders auf den Inseln Santorin und Mykonos, zwei der beliebtesten Ziele des Landes, sorgt das Gedränge für Unmut in der Bevölkerung. Um die Touristenströme zu steuern und die Belastung der Infrastruktur zu mindern, hat die griechische Regierung nun ein Maßnahmenpaket vorgeschlagen.
Gebühr für Kreuzfahrtpassagiere und infrastrukturelle Maßnahmen
Eine der zentralen Maßnahmen betrifft eine Gebühr von 20 Euro, die künftig während der Hochsaison für jeden Kreuzfahrtpassagier auf Santorin und Mykonos erhoben werden soll. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis erklärte, dass diese Maßnahme notwendig sei, da die Kreuzfahrtindustrie enormen Druck auf diese Inseln ausübe. Ein Teil der Einnahmen soll direkt in die lokale Infrastruktur fließen, um die Inseln besser auf die hohe Besucherzahl vorzubereiten. Die Regierung denkt auch über eine Begrenzung der Zahl der Kreuzfahrtschiffe nach, um den Tourismus auf den Inseln langfristig nachhaltiger zu gestalten.
Mitsotakis betonte, dass Griechenland nicht als „tourismusfeindlich“ wahrgenommen werden solle. Der Tourismus sei nach wie vor eine treibende Kraft der griechischen Wirtschaft, doch müsse das Land Wege finden, um die Balance zwischen wirtschaftlichem Wachstum und dem Schutz des kulturellen und natürlichen Erbes zu wahren.
Kritik an den Maßnahmen
Trotz der geplanten Investitionen in die Infrastruktur und des Versuchs, die Touristenströme besser zu lenken, gibt es Kritik an den Vorschlägen. Giorgos Koubenas, Präsident der griechischen Gewerkschaft der Kreuzfahrtreeder, äußerte Bedenken, dass Kreuzfahrtpassagiere unfair behandelt würden. Diese würden im Vergleich zu anderen Touristen weniger Ressourcen wie Wasser und Strom beanspruchen. Er schlug stattdessen vor, eine allgemeine Tourismusgebühr für alle Besucher zu erheben.
Auch die geplante Erhöhung der Beherbergungssteuer und die Beschränkungen für den Bau von Ferienhäusern auf überlaufenen Inseln sorgen für Unruhe in der Tourismus- und Immobilienbranche. Andreas Chiou, Präsident der griechischen Vereinigung der Immobilienverwalter, warnte, dass die Beschränkungen für Kurzzeitvermietungen Immobilienbesitzer stark benachteiligen könnten.
Internationale Reaktionen und Parallelen
Griechenland steht mit diesen Maßnahmen nicht allein. Andere europäische Städte und Länder kämpfen ebenfalls mit den Auswirkungen des Massentourismus. So führte Venedig bereits eine Eintrittsgebühr ein, um die Touristenströme zu regulieren, und auch Barcelona und Amsterdam setzen auf Einschränkungen bei Kreuzfahrtschiffen und Touristen, um die Belastungen der Bevölkerung und der Infrastruktur zu minimieren.
Blick in die Zukunft
Die griechische Regierung steht vor der Herausforderung, eine Balance zwischen der wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus und den sozialen und ökologischen Auswirkungen zu finden. Während die Maßnahmen darauf abzielen, die Belastung für die Inseln zu reduzieren, wird die Zukunft zeigen, ob diese neuen Regulierungen ausreichen, um langfristig einen nachhaltigen Tourismus in Griechenland zu fördern.