In der heutigen Welt der endlosen Freizeitkurse und Entwicklungsprogramme für Kinder sehen sich viele Eltern einem wachsenden Druck ausgesetzt, perfekt zu sein. Eine aktuelle Studie aus den USA verdeutlicht diese Tendenz. Eltern streben danach, ihren Kindern ein möglichst breites Angebot an Aktivitäten zu bieten, doch dies kann oft kontraproduktiv wirken, sowohl für die Eltern als auch für die Kinder.
Schon unmittelbar nach dem Kindergarten beginnt ein Marathon von Aktivitäten: Turnen, Englischunterricht, Malkurse und mehr. Die Auswahl scheint unbegrenzt, die Zeit jedoch äußerst begrenzt. Laut Erziehungswissenschaftlerin Kate Gawlik von der Ohio State University fällt es vielen Eltern schwer, eine gesunde Balance zu finden. Überhöhte Erwartungen an sich selbst oder an ihre Kinder führen häufig zu Frustration und Enttäuschung.
Die Studie, die über 700 Eltern einbezog, zeigt alarmierende Ergebnisse: Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, Symptome eines Burn-outs bei sich selbst festgestellt zu haben. Je umfangreicher das Programm an Zusatzaktivitäten, desto größer das Risiko für Erschöpfung. Viele der Befragten leiden unter dem Gefühl, keine guten Eltern zu sein, auch wenn dies objektiv nicht der Fall ist.
Bernadette Melnyk, Professorin für Pädiatrie und Psychiatrie an der gleichen Universität, stellt fest, dass hoher Perfektionsdruck oft mit Angstzuständen und Depressionen bei Eltern einhergeht. Sie empfiehlt die Praxis des „Positive Parenting“, die darauf abzielt, eine starke und gesunde Beziehung zu den Kindern aufzubauen und zu pflegen. Dazu gehört, den Kindern Wärme und Verständnis zu zeigen, ihnen aber auch Struktur zu geben, sie anzuleiten und die Konsequenzen ihres Handelns begreiflich zu machen. Anstatt Kinder von einem Kurs zum nächsten zu hetzen, könnte es förderlicher sein, einfach zuzuhören, gemeinsam nachzudenken – und auch mal bewusst nichts zu tun. Eine Mutter brachte es in der Studie auf den Punkt: Sie wünscht sich lieber ein glückliches Kind als ein perfektes.
An der Ohio State University wurde eine Elterngruppe unter pädagogischer Leitung ins Leben gerufen, um Eltern die Möglichkeit zu geben, sich auszutauschen und unterschiedliche Ansätze zur Lösung ihrer Probleme zu diskutieren.