Die Neurologie findet ihren Ursprung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Verankerung Neurologie im Gesundheitssystem hat bedeutend zugenommen. Bis Mitte der 70er Jahre war die Neurologie auf Unikliniken weitestgehend beschränkt. Neurologen mussten psychiatrische Fächer abdecken und Psychiater zum Teil neurologische Problemfelder. Die neurologischen Fortschritte in unserer Zeit, zusammen mit den Naturwissenschaften, sind immens. Das Auslesen beispielsweise von Zellinformationen, welche für die Lokomotion und Bewegungen unserer Körperteile bestimmend sind, gelingt immer besser. Dies führt dazu, dass Menschen heute etwa ihre Gliedmaßen mit der bloßen Kraft der Gedanken bewegen beginnen zu können. Weitere große Fortschritte werden auf diesen Gebieten in den nächsten Jahren erfolgen.
So wurde in den letzten Jahrzehnten auch ein Ansinnen John von Neumanns mehr und mehr Realität, welcher auf seinem Totenbett noch sein bekanntestes Werk „Computer and the Brain (Die Rechenmaschine und das Gehirn)“ schrieb. Das Werk betont die wichtigen Beziehungen zwischen Computer und dem menschlichen Nervensystem. John von Neumann nahm zu dieser Zeit schon viele Dinge vorweg, welche heute in der Praxis umgesetzt sind.
Giselher Guttmann, der große Mann der österreichischen Psychologie, sagte einmal zu mir, dass es sinnvoll sei vor dem Studium der Psychologie ein naturwissenschaftliches Studium betrieben zu haben, um es so etwas weiter zu bringen als üblich. Giselher Guttmann entwickelte etwa den ersten funktionierenden Brain Scanner der Welt und blieb seiner interdisziplinären Arbeitsweise bis heute verbunden.
Obwohl die notwendige Interdisziplinarität in diesem Fachgebiet aufgezeigt ist sind die Kooperationen noch immer mangelhaft und die potentiellen Fachgebiete operieren noch immer viel zu autonom und unabhängig von ihren Schwesterfächern.
Wurden in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts noch die Physik für Informatikprobleme missbraucht, die Informatik war ja kaum entwickelt, so läuft heute die Informatik Gefahr zu schmalspurig für die neurologisch-kognitiven Fächer zu sein.
So wie in den letzten Jahren der Studienzweig der Mechatronik geschaffen wurde, die Medizintechnik sich entwickelte so erscheint es genauso dringlich, in den kommenden Jahren einen neuen Wissenszweig im Bereich der Kognitionswissenschaften ins Leben zu rufen, welcher vermehrt technische und klinische Fächer verbindet.
Salvatore Giacomuzzi
Wien