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Erste palästinensische Gefangene und israelische Geiseln freigelassen – Waffenruhe in Gaza tritt in Kraft

jorono (CC0), Pixabay

Die langersehnte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ist in Kraft getreten und hat die ersten Freilassungen von Geiseln und Gefangenen ermöglicht. Israel hat 90 palästinensische Gefangene aus der Haft entlassen, während die ersten drei israelischen Geiseln nach wochenlanger Gefangenschaft wieder nach Hause zurückkehren konnten.

Freilassung israelischer Geiseln löst Erleichterung aus

Die ersten drei freigelassenen Geiseln sind Romi Gonen, Doron Steinbrecher und Emily Damari. Sie gehören zu den insgesamt 33 israelischen Geiseln, die in den nächsten sechs Wochen von der Hamas und ihren Verbündeten freigelassen werden sollen. Nach ihrer Rückkehr nach Israel wurden sie in einem medizinischen Zentrum in Tel Aviv untersucht und befinden sich laut Ärzten in guter gesundheitlicher Verfassung. Ihre Freilassung löste in Tel Aviv Freudenfeiern und emotionale Szenen aus.

Palästinensische Gefangene berichten von Misshandlungen in israelischer Haft

Auch auf palästinensischer Seite gab es bewegende Momente: Busse mit 90 freigelassenen Gefangenen verließen das Ofer-Gefängnis im Westjordanland und wurden von jubelnden Menschenmengen empfangen. Viele der Freigelassenen – darunter Frauen und Jugendliche – berichteten von schwerwiegenden Misshandlungen während ihrer Haft.

Abdelaziz Atawneh Atawneh, einer der Entlassenen, schilderte gegenüber Reuters:
„Ich habe die Hölle verlassen und bin jetzt im Himmel. Wir wurden misshandelt, geschlagen, mit Tränengas attackiert. Sie ließen uns am Boden knien und zählten uns so. Essen gab es kaum, Medikamente noch weniger.“

Die 18-jährige Rose Khwais fügte hinzu:
„Wir wurden behandelt wie Tiere. Wir verließen die Zellen wie Hühner und wurden genauso zurückgebracht. Es gab keine richtige medizinische Versorgung. Ich hatte Anzeichen eines Schlaganfalls, Flüssigkeit um das Herz und Bluthochdruck. Aber am meisten hatte ich Angst, dass meine Familie erfährt, dass ich krank bin.“

Israel plant in den kommenden Wochen fast 2.000 palästinensische Gefangene im Zuge des Abkommens freizulassen.

Gaza in Trümmern – Rückkehr der Vertriebenen mit gemischten Gefühlen

Nach 15 Monaten ununterbrochener Kämpfe kehren viele vertriebene Palästinenser in ihre Heimat zurück – doch von einem Zuhause kann kaum noch die Rede sein. Laut der Vereinten Nationen sind 92 % der Wohnhäuser in Gaza zerstört oder beschädigt. Ein Bewohner beschrieb die Rückkehr als „bitter-süß“, da kaum noch etwas übrig sei.

Trotz der massiven Zerstörung erreichten am ersten Tag der Waffenruhe Hunderte von Hilfslieferungen den Gazastreifen. Laut den Vereinten Nationen passierten am Sonntag mindestens 630 LKWs mit dringend benötigter humanitärer Hilfe die Grenze – ein erster Hoffnungsschimmer inmitten der Katastrophe.

Rückzug israelischer Truppen aus Teilen des Gazastreifens

Ein israelischer Militärsprecher bestätigte, dass sich israelische Truppen aus mehreren Positionen im Süden und Norden des Gazastreifens zurückgezogen haben. Dies ist Teil der ersten Phase des Waffenstillstandsabkommens.

Internationale Reaktionen und diplomatische Bemühungen

US-Außenminister Antony Blinken bedankte sich bei Katars Premierminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani für dessen Vermittlerrolle bei den Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas. In einem Telefonat mit Jordaniens Außenminister Ayman Safadi sprach Blinken zudem über die Notwendigkeit langfristiger Lösungen für Sicherheit und Stabilität in der Region.

Währenddessen warnte die UNO, dass die humanitäre Hilfe in Gaza noch immer bei weitem nicht ausreicht, um die katastrophale Situation vor Ort zu bewältigen.

Blick in die Zukunft: Ist die Waffenruhe von Dauer?

Die Waffenruhe wird zunächst für sechs Wochen gelten – doch ob sie darüber hinaus Bestand hat, bleibt ungewiss. Die anhaltende Gewalt im Westjordanland wird durch das Abkommen nicht erfasst. Dort wurden nach UN-Angaben seit Beginn des Krieges bereits über 680 Palästinenser von israelischen Streitkräften getötet.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob dieser zerbrechliche Moment des Friedens Bestand haben kann oder ob er nur eine kurze Atempause in einem weiterhin ungelösten Konflikt bleibt.

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