Start Europa Bakterien mit „Heißhunger auf Plastik“: Forschungsprojekt in Innsbruck soll Recycling revolutionieren

Bakterien mit „Heißhunger auf Plastik“: Forschungsprojekt in Innsbruck soll Recycling revolutionieren

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hhach / Pixabay

Innovatives Biorecycling zur Lösung der Plastikmüll-Krise

Österreich: Mit Unterstützung des Landes Tirol startet die Universität Innsbruck ein bahnbrechendes Forschungsprojekt, das darauf abzielt, das Recycling von Kunststoff grundlegend zu verbessern. Im Rahmen des Projekts „Bakterien mit Heißhunger auf Plastik“ werden spezielle Bakterien eingesetzt, um Plastikabfälle in ihre Grundbestandteile zu zerlegen und so wertvolle Rohstoffe für die Wiederverwertung zu gewinnen.

Förderung und Integration in die Hochschullehre

Das Land Tirol fördert das Biorecycling-Projekt mit 220.000 Euro. Die gewonnenen Forschungsergebnisse sollen in die Hochschullehre eingebunden werden, wie das Land in einer Aussendung am Sonntag mitteilte. Dies ermöglicht es Studierenden der Mikrobiologie, direkt von den neuesten Erkenntnissen zu profitieren und praktische Erfahrungen mit innovativen Recyclingmethoden zu sammeln.

Der Prozess des Biorecyclings

Das Projekt basiert auf dem Einsatz von Enzymen, die von natürlich vorkommenden Bakterien produziert werden. Diese Enzyme sind in der Lage, Kunststoffmüll in seine chemischen Grundbestandteile zu zerlegen. Die resultierenden Monomere können dann als Rohstoffe für die Herstellung neuer Plastikprodukte verwendet werden. Dieser biologische Abbauprozess, bekannt als Biorecycling, bietet eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Methoden, die auf chemischen oder mechanischen Verfahren basieren.

Erforschung plastikabbauender Mikroben

Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Untersuchung des Sickerwassers einer stillgelegten Mülldeponie im Raum Innsbruck. Dieses Sickerwasser enthält eine Vielzahl von Mikroben, von denen einige bereits bekannt sind, Plastik abzubauen. Die Forscher haben eine umfassende Datenbank erstellt, um diese Mikroben zu identifizieren und deren Fähigkeiten zu analysieren. Gleichzeitig werden weitere Bakterien gezielt kultiviert und mit einer „Plastik-Diät“ angereichert, um ihre Effektivität im Abbau von Kunststoff zu steigern.

Entwicklung enzymatischer Produkte

Das Hauptziel des Projekts ist die Entwicklung eines enzymatischen Produkts, das den nachhaltigen Abbau von Plastikabfall ermöglicht. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden nicht nur die Recyclingquoten verbessern, sondern auch direkt in die Lehre einfließen. Studierende werden in Übungen und Seminaren die Möglichkeit haben, mit diesen Mikroben zu arbeiten und neue Isolierungsmethoden zu testen und zu optimieren.

Herausforderungen und Ziele

Derzeit liegt die Recyclingquote für Kunststoffe in Österreich bei lediglich 25 bis 30 Prozent. Gemäß den Vorgaben der Europäischen Union muss diese Quote bis 2025 auf 50 Prozent und bis 2030 auf 55 Prozent gesteigert werden. „Mit diesem Projekt trägt der Forschungsstandort Tirol wesentlich dazu bei, eine nachhaltige Lösung für die internationale Plastikmüll-Krise zu finden. Die Erkenntnisse, die wir hier gewinnen, könnten globale Auswirkungen haben und einen bedeutenden Beitrag zur Reduzierung von Plastikabfällen leisten“, erklärte die zuständige Landesrätin Cornelia Hagele (ÖVP).

Bedeutung für die Zukunft

Österreich gehört beim Plastikmüll pro Kopf zu den Top-5-Ländern in Europa, wobei zwei Drittel des Plastiks nicht recycelt werden. Dies führt zu einem hohen Verbrauch an neuem Plastik, das aus Erdöl und Erdgas gewonnen wird. Das Forschungsprojekt in Innsbruck bietet eine vielversprechende Lösung, um diese Abhängigkeit zu reduzieren und die Umweltbelastung durch Plastikabfälle nachhaltig zu senken. Die innovative Nutzung von Bakterien für das Biorecycling könnte somit eine Schlüsselrolle im globalen Kampf gegen die Plastikmüll-Krise spielen.

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