Der Jahresabschluss der MLK Windpark Sieversdorfer Heide Nr. 58 GmbH & Co. KG für das Geschäftsjahr 2023 offenbart eine Phase massiver Expansion. Die Bilanzsumme hat sich gegenüber dem Vorjahr nahezu verdreifacht – ein klares Zeichen für Investitions- und Projektaufbau. Gleichzeitig bringt das rasante Wachstum eine deutliche Zunahme der Fremdfinanzierung mit sich, was aus Anlegersicht aufmerksam beobachtet werden sollte.
Starke Bilanzverlängerung durch Anstieg des Anlagevermögens
Die Bilanzsumme hat sich von rund 5,85 Mio. Euro im Jahr 2022 auf über 16,15 Mio. Euro erhöht. Haupttreiber dieses Anstiegs ist das Sachanlagevermögen, das sich im Zuge der Projektentwicklung von rund 5,16 Mio. Euro auf über 14,2 Mio. Euro mehr als verdoppelt hat. Es ist davon auszugehen, dass der Windpark ausgebaut oder neue Anlagen in Betrieb genommen wurden.
Parallel dazu wurde ein hoher Rechnungsabgrenzungsposten (ca. 615.000 Euro) erstmals aktiviert. Dieser Posten ist in dieser Höhe bemerkenswert und bedarf weiterer Einordnung, da er zumeist für antizipierte Aufwendungen steht, etwa im Zusammenhang mit Finanzierungskosten oder vorbereitenden Projektphasen.
Fremdfinanzierung verdreifacht – hoher Hebel bei begrenztem Eigenkapitalzuwachs
Die Verbindlichkeiten sind von 4,2 Mio. Euro im Vorjahr auf über 14,5 Mio. Euro gestiegen. Fast 9,1 Mio. Euro davon haben eine Laufzeit von mehr als fünf Jahren. Diese langfristigen Finanzierungen deuten auf klassische Projektkredite hin, die zur Finanzierung der Windkraftanlagen aufgenommen wurden. Aus bilanzieller Sicht handelt es sich um eine übliche Struktur im Bereich der Erneuerbaren Energien. Aus Anlegersicht bedeutet das aber auch: Die künftige Ertragskraft muss ausreichen, um Zins- und Tilgungsleistungen dauerhaft zu bedienen.
Der Eigenkapitalbestand blieb hingegen nahezu konstant bei rund 1,62 Mio. Euro, was in Relation zur stark gestiegenen Bilanzsumme eine deutliche Absenkung der Eigenkapitalquote bedeutet. Diese liegt nun bei lediglich etwa 10 % – ein vergleichsweise niedriger Wert, der auf eine hohe Fremdmittelabhängigkeit hinweist. In einem Szenario mit schwächerem Stromertrag oder steigenden Betriebskosten könnte dies zu finanziellen Engpässen führen.
Umlaufvermögen gestärkt, aber Forderungsstruktur unklar
Das Umlaufvermögen stieg auf rund 1,32 Mio. Euro. Darin enthalten sind über 1,15 Mio. Euro an Forderungen, unter anderem 350.000 Euro eingeforderte, aber noch nicht geleistete Einlagen der Kommanditisten. Solche offenen Einlagen können als potenzielle Liquiditätsreserve gewertet werden, bergen aber das Risiko, dass die Einzahlungen ausbleiben oder verzögert erfolgen. Inwiefern weitere Forderungen aus interner Verrechnung oder externer Geschäftsbeziehung resultieren, bleibt offen.
Die liquiden Mittel verbesserten sich deutlich auf rund 167.000 Euro, was die kurzfristige Zahlungsfähigkeit stabilisiert. Im Vorjahr lag dieser Wert bei unter 600 Euro.
Personalstruktur unverändert: keine Mitarbeiter
Wie schon im Vorjahr wurden keine Mitarbeiter beschäftigt. Der operative Betrieb erfolgt vermutlich vollständig durch externe Dienstleister, Betriebsführer und Wartungsunternehmen. Auch dies ist im Windparksektor üblich, reduziert jedoch die Kontrolle über den operativen Alltag.
Fazit aus Anlegersicht
Der Jahresabschluss 2023 der MLK Windpark Sieversdorfer Heide Nr. 58 GmbH & Co. KG zeigt einen klassischen Projektentwickler im Stadium massiver Investition und Aufbau. Der Ausbau der Anlagen und die deutliche Bilanzverlängerung spiegeln ambitionierte Expansionspläne wider. Gleichzeitig ist das Unternehmen nun stark fremdfinanziert und bilanziell hoch gehebelt, was in Phasen schwächerer Stromerträge zu Risiken führen kann.
Positiv hervorzuheben sind der verbesserte Liquiditätsbestand und die transparente Gliederung der Verbindlichkeiten. Kritisch zu bewerten sind die relativ geringe Eigenkapitalquote und die weiterhin bestehenden ausstehenden Kapitaleinlagen. Für Anlegerinnen und Anleger ist vor allem entscheidend, wie sich die künftigen Stromerträge und operative Ergebnisse entwickeln – denn diese müssen den Schuldendienst langfristig sichern. Eine belastbare Ertragsvorschau oder ein Businessplan wären hier hilfreich, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Gesellschaft fundierter bewerten zu können.