US-Präsident Donald Trump macht seit Jahren den Freihandel und Abkommen wie NAFTA für den Rückgang der amerikanischen Industriearbeitsplätze verantwortlich – vor allem im Automobilsektor. Mit Zöllen von 25 % auf alle importierten Autos will er angeblich Werke und Jobs zurück in die USA holen. Doch laut Experten ist dieses Narrativ nur ein Teil der Wahrheit – und verkennt die wahren Ursachen.
Der wahre Jobkiller: Automatisierung
Laut dem Autoindustrie-Experten Jason Miller von der Michigan State University ist nicht der Freihandel, sondern vor allem die Automatisierung für den massiven Stellenabbau verantwortlich. Zwischen 1988 und 2005 sank die benötigte Arbeitszeit für ein Fahrzeug von rund 50 auf nur noch 18–20 Stunden – eine Folge von Robotik und Effizienzsteigerung. Gleichzeitig verloren die „Big Three“ – General Motors, Ford und Chrysler (heute Stellantis) – drastisch an Marktanteilen.
Laurie Harbour von der Beratungsfirma Wipfli erklärt: „Die Automatisierung plus sinkende Verkaufszahlen führten zu Werksschließungen. Weniger Nachfrage, schnellere Produktion – das ist die wahre Rechnung.“
Mehr Autos, aber andere Jobs
Trotz Trumps Klage über Jobverluste arbeiten heute mehr Menschen in US-Montagewerken als noch 1994 – dem Jahr, in dem NAFTA in Kraft trat. US-Fabriken produzierten im vergangenen Jahr laut S&P Global Mobility rund 10,2 Millionen Fahrzeuge – fast doppelt so viele wie Mexiko und Kanada zusammen.
Allerdings: Die meisten neuen Werke gehören ausländischen Herstellern, befinden sich in nicht gewerkschaftlich organisierten Südstaaten und sind hochgradig automatisiert. Zwar floriert die Endmontage – aber Jobs in der Teileproduktion sind vielerorts verschwunden, besonders in traditionellen Autostädten wie Detroit. Michigan hat die Hälfte seiner Autozulieferjobs seit den 1990ern verloren, während Alabama seine Stellenzahl verdoppelte.
Der Einfluss von NAFTA – begrenzt, aber spürbar
Tatsächlich profitierte Mexiko enorm vom NAFTA-Abkommen: 2024 wurden dort 4 Millionen Autos gebaut, wovon 2,5 Millionen in die USA exportiert wurden. Unter NAFTA und dessen Nachfolger USMCA agierten viele Autobauer grenzüberschreitend – Fahrzeuge und Teile pendelten zwischen Mexiko, Kanada und den USA.
Doch Freihandel ist laut den meisten Experten nur der drittwichtigste Grund für den Stellenabbau – nach Automatisierung und dem Verlust von Marktanteilen durch Konkurrenz aus Asien und Europa.
Trumps Zölle: Symbolpolitik ohne Wirkung?
Zölle allein werden laut Experten keine Werke zurückholen. Neue Werke zu bauen oder bestehende zu verlagern, dauert Jahre – und würde selbst dann hochautomatisiert entstehen, also mit weniger Personal als früher.
Sogar Trumps Handelsminister Howard Lutnick bestätigt, dass „Roboter die neue Realität“ seien. Statt viele Jobs zu schaffen, brauche es künftig eher Fachkräfte für Roboterwartung – ein Beruf mit Zukunft, aber weit entfernt von der klassischen Fließbandarbeit.
Laurie Harbour resümiert: „Ein paar Jobs könnten zurückkommen – aber sicher kein Boom, wie Trump ihn darstellt.“