Die Gartensaison ist in vollem Gange: Überall summt, blüht und wächst es – und vielerorts surren auch schon wieder die ersten Mähroboter durch Vorgärten und Grünflächen. Was für viele Hobbygärtner ein praktischer Helfer im Alltag ist, wird von Umwelt- und Tierschutzorganisationen jedoch zunehmend kritisch gesehen.
Denn für viele Wildtiere, allen voran den Igel, können die modernen Rasenroboter zur tödlichen Gefahr werden.
Lebensgefahr für Igel & Co. – Wenn Technik zur Falle wird
Stephan Scheidl, Leiter des Tierschutzhauses Vösendorf, schlägt Alarm: „Seit der Boom der Mähroboter begonnen hat, häufen sich die Verletzungen von Wildtieren dramatisch.“ Das Problem: Igel flüchten nicht, wenn Gefahr droht. Sie rollen sich zusammen – ein uraltes Schutzverhalten, das gegen Mähroboter allerdings keine Chance hat.
„Die Geräte fahren einfach drüber“, so Scheidl. Dabei seien die Sensoren vieler Modelle bisher nicht sensibel genug, um Tiere zuverlässig zu erkennen und zu umfahren. Besonders tragisch: Es sind nicht nur Igel betroffen. Auch junge Vögel, Amphibien, Insekten, Kröten oder Schlangen fallen den scharfen Klingen zum Opfer.
Diskussion um Nachtfahrverbot – oder sogar Mähroboter-Verbote?
Immer lauter wird deshalb der Ruf nach einem generellen Nachtfahrverbot für Mähroboter, da gerade nachtaktive Tiere wie Igel besonders gefährdet sind. Manche Tierschutzorganisationen fordern sogar ein komplettes Verbot.
Doch nicht alle sehen das so. Niederösterreichs Tierschutzlandesrätin Susanne Rosenkranz (FPÖ) setzt stattdessen auf Bewusstseinsbildung und Eigenverantwortung der Gartenbesitzer. „Ein generelles Verbot ist aus meiner Sicht überzogen und schwer kontrollierbar“, so Rosenkranz.
Auch Pflanzenvielfalt leidet – Monokultur statt Blumenwiese
Doch nicht nur Tiere, auch Pflanzen und Insekten haben unter der zunehmenden Nutzung von Mährobotern zu leiden. Landschaftsplanerin Anna Wagner warnt: „Ein stets kurz geschorener Rasen ist schlecht für die Artenvielfalt.“ Blühende Kräuter wie Gänseblümchen, Löwenzahn oder Günsel verschwinden, wenn der Rasen zu häufig gemäht wird. Das wiederum raubt Wildbienen, Hummeln und Schmetterlingen wertvolle Nahrungsquellen.
Tipps für einen tierfreundlichen Garten mit Mähroboter
Ganz auf Mähroboter verzichten müssen Gartenbesitzer nicht unbedingt – entscheidend ist der richtige Umgang. Experten empfehlen:
-
Den Roboter nur am Tag fahren lassen – nachts unbedingt pausieren
-
Höhere Schnitthöhe einstellen
-
Möglichst selten mähen
-
Rückzugsorte für Tiere schaffen: Blühstreifen, Laubhaufen, wilde Ecken
-
Vor dem Mähen Flächen kontrollieren
Mehr Gelassenheit im Garten
Sowohl Tierschützer Scheidl als auch Landschaftsplanerin Wagner werben dafür, sich vom Perfektionsdrang im Garten zu verabschieden. Denn ein wilder, bunter Garten brauche nicht nur weniger Wasser und weniger Arbeit – er sei auch ein Paradies für Insekten, Vögel und eben auch für den oft bedrohten Igel.
Ihr Appell: „Man muss nicht jeden Quadratmeter Rasen wie auf einem Golfplatz pflegen. Ein wenig Unordnung im Garten ist kein Makel – sondern ein Zeichen für gelebten Naturschutz.“