In der griechischen Hauptstadt Athen ist es in der Nacht zu schweren Ausschreitungen gekommen. Im linksalternativen Szeneviertel Exarchia eskalierte die Lage, als eine Gruppe von Autonomen eine Spur der Verwüstung hinterließ.
Nach Angaben der Polizei griffen die Randalierer zunächst gezielt die Polizeistation des Viertels an – mit Brandflaschen, Feuerwerkskörpern und Steinen. Im Verlauf der Krawalle gingen mehrere geparkte Autos und Motorräder in Flammen auf.
Brennende Straßenzüge – Tränengas-Einsatz durch Polizei
Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Tränengas und massiven Kräften der Bereitschaftspolizei, um die Randalierer auseinanderzutreiben. Laut dem staatlichen griechischen Rundfunk ERT News wurden im Laufe der Nacht mehr als 70 Personen festgenommen.
Ein Mensch wurde laut Angaben des Rettungsdienstes leicht verletzt. Auf Bildern in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Flammen meterhoch aus brennenden Fahrzeugen loderten und dichter Rauch über den Straßenzügen von Exarchia aufstieg.
Ausschreitungen breiten sich im Viertel aus
Die Gewalt hatte sich offenbar nach einer Musikveranstaltung in einem Park des Viertels entfacht. Rund 50 Personen verließen nach Mitternacht die Veranstaltung – und begannen unmittelbar danach, die Polizeistation anzugreifen.
Innerhalb kurzer Zeit breitete sich die Gewalt auf umliegende Straßen aus. Steine flogen, Mülltonnen wurden in Brand gesteckt, Barrikaden errichtet.
Reporter vor Ort berichteten, dass sich die Lage erst in den frühen Morgenstunden wieder beruhigte.
Hintergrund: Wut über Zugkatastrophe schwelt weiter
Offiziell gibt es bislang keinen eindeutigen Auslöser für die Krawalle. Doch die griechische Polizei vermutet, dass die Ausschreitungen möglicherweise im Zusammenhang mit dem folgenschweren Zugunglück von 2023 stehen, bei dem 57 Menschen ums Leben gekommen waren.
Noch immer schwelt in Griechenland die Wut über das damalige Bahnunglück. Viele werfen der Regierung und dem Bahnunternehmen grobe Fahrlässigkeit und Vernachlässigung der Sicherheitsstandards vor.
Erst am Freitag hatten Unbekannte in Athen einen Bombenanschlag auf die Zentrale der griechischen Bahn (OSE) verübt – glücklicherweise ohne Verletzte.
Exarchia – Brennpunkt der Protestkultur
Das Viertel Exarchia ist seit Jahrzehnten als Zentrum von Protesten, linken Gruppen und Anarchisten bekannt. Immer wieder kommt es hier zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und autonomen Gruppen.
Der jüngste Gewaltausbruch zeigt erneut, wie angespannt die Lage in Athen bleibt – vor allem, wenn ungelöste gesellschaftliche Konflikte wie das Zugunglück weiter schwelen.