Dark Mode Light Mode

Analyse des Jahresabschlusses 2022 der Infrastruktur Windpark Birkholz GmbH & Co. KG aus Anlegersicht

geralt (CC0), Pixabay

Der Jahresabschluss 2022 der Infrastruktur Windpark Birkholz GmbH & Co. KG wirft für Anleger mehr Fragen auf, als er beantwortet. Bei einer sprunghaften Bilanzsummensteigerung auf rund 2,8 Mio. Euro (Vorjahr: nur 24.000 Euro) und gleichzeitigem Null-Eigenkapital sowie einem durch Vermögenseinlagen nicht gedeckten Verlustanteil ist besondere Vorsicht geboten.

1. Bilanzstruktur – plötzlich Substanz, aber auf wackligem Fundament

Der auffälligste Punkt: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Bilanzsumme um mehr als das Hundertfache gestiegen – insbesondere durch die Aktivierung von Anlagevermögen in Höhe von rund 2 Mio. Euro sowie stark erhöhtes Umlaufvermögen (von 20.000 auf 826.000 Euro). Gleichzeitig fehlt jegliches Eigenkapital. Dies bedeutet, dass das gesamte Vermögen über Verbindlichkeiten (insbesondere gegenüber Gesellschaftern) und Rechnungsabgrenzungsposten finanziert ist.

Solche Abgrenzungsposten in Höhe von fast 2 Mio. Euro sind ungewöhnlich hoch – ohne genauere Angaben bleibt unklar, worauf sie beruhen. Es könnte sich um Zuschüsse, Vorleistungen oder Erstattungsansprüche im Rahmen von Projektfinanzierungen handeln, was für Projektentwickler zwar nicht unüblich ist, aber für Anleger intransparent bleibt.

2. Verbindlichkeiten – Gesellschafter als Hauptfinanzierer

Mit 809.785 Euro stammen rund 98 % der Verbindlichkeiten aus Darlehen oder sonstigen Verpflichtungen gegenüber den Gesellschaftern. Das kann für Anleger zweierlei bedeuten:

Einerseits: Die Gesellschafter scheinen zur Finanzierung bereit zu sein – ein grundsätzlich positives Signal.

Andererseits: Ein hoher Einfluss und Rückzahlungsanspruch dieser Gesellschafter bedeutet potenziell Nachrangigkeit oder geringere Aussichten auf Ausschüttungen für externe Anleger.

3. Ergebnislage – Verlustanzeige ohne Transparenz

Ein durch Einlagen nicht gedeckter Verlustanteil der Kommanditisten von über 6.000 Euro zeigt, dass im Geschäftsjahr ein Verlust realisiert wurde. Eine Gewinn- und Verlustrechnung ist im vorliegenden Abschluss jedoch nicht enthalten, was eine Bewertung der operativen Entwicklung erschwert.

4. Kein Eigenkapital, keine Ausschüttungen – Risiko einer bilanziellen Überschuldung

Ohne Eigenkapital und bei bestehendem Verlust besteht bilanziell bereits eine angespannte Lage. Das Unternehmen kann nur so lange fortbestehen, wie es Zahlungsfähigkeit durch externe Mittel (Gesellschafterdarlehen, Vorleistungen, Fremdkapital) sicherstellen kann. Für Anleger mit Ausschüttungserwartungen ist diese Konstellation derzeit negativ zu werten – selbst bei positiver zukünftiger Geschäftsentwicklung wären Rückflüsse zunächst unwahrscheinlich.

5. Keine Angaben zur operativen Tätigkeit – Projekt im Aufbau?

Da der Abschluss kaum Angaben zur Geschäftstätigkeit, zum Status des Windparks oder zur Einnahmenerzielung enthält, ist davon auszugehen, dass es sich um ein Infrastruktur- oder Beteiligungsvehikel in der Frühphase handelt. Ob ein Stromverkauf überhaupt begonnen hat oder in Vorbereitung ist, bleibt offen.

Fazit aus Anlegersicht

Die Infrastruktur Windpark Birkholz GmbH & Co. KG zeigt sich im Jahresabschluss 2022 bilanziell auf einem sehr schwachen Fundament – trotz neu aktiviertem Anlagevermögen. Die komplette Fremdfinanzierung (insbesondere durch Gesellschafter), die fehlende Ergebnisübersicht und der Verlustausweis sprechen für ein sehr frühes Projektstadium mit erheblichem Kapitalbedarf.

Für Anleger ist diese Beteiligung daher als risikoreich einzustufen, solange keine klaren Informationen zur Projektentwicklung, Inbetriebnahme oder Ertragsplanung vorliegen. Ohne operativen Cashflow oder stabile Rücklagen ist eine zeitnahe Ausschüttung unwahrscheinlich. Es bleibt zu hoffen, dass mit dem Jahresabschluss 2023 mehr Transparenz über das Geschäftsmodell und die Wirtschaftlichkeit geschaffen wird. Bis dahin bleibt die Investition eine spekulative Wette auf eine erfolgreiche Projektrealisierung.

Kommentar hinzufügen Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Previous Post

Archäologischer Sensationsfund in Niedersachsen: 3.000 Jahre alte Urnen entdeckt

Next Post

Vorsicht vor falschen Spotify-E-Mails: So schützt du dein Konto